cycling the world | Der Radreiseblog

Wir sitzen in Chaitén fest!

Mehrfach hatten wir schon darüber geschrieben, dass wir die Carretera Austral auf den nächsten 100 km nicht befahren können, weil sie in Villa Santa Lucia gesperrt ist. Ein Schiff von Chaitén sollte uns am 25. Dezember nach Puerto Raúl Marin Balmaceda bringen, um von dort unsere geplante Route wieder aufzunehmen.

Rot: Schiffspassagen und blau: dass Gebiet, das wir umfahren müssen

Am 24.12. hatte sich das Wetter so richtig eingespielt und wurde in der Nacht immer wilder, windiger, regnerischer und peitschte sich zu Orkanböen auf. Dennoch hegten wir die Hoffnung, die Schiffspassage machen zu können. Bereits als wir die Tickets vor zwei Tagen kauften, hat man uns gebeten, uns am Montag nochmals zu melden um die Fahrt bestätigen zu lassen. Aber es geht nichts! Und um ehrlich zu sein, wir möchten bei dem Wetter auch nicht 7 Stunden auf der See schaukeln. Zwischenzeitlich hatten wir Kontakt zu Sonja und Kai ( zwei deutsche Radler) welche uns berichteten, dass auch sie aufgrund des Wetters ein paar Tage in Chaitén fest saßen da keine Passage möglich war. Anscheinend hatten sie den einzigen sonnigen Tag am letzten Samstag (da kamen wir abends in Chaitén an) für die einzige Fähre nutzen können. Glückskinder!

Überall Hilfsgüter für Villa Sta. Lucia

Des Weiteren sind wir seit Sonntagabend, 24.12. um 21.30 Uhr ohne Strom und dies sollte sich bis zur Abfahrt am Dienstag, 26.12. – 23.00 Uhr auch nicht ändern! Wir können von Glück sprechen, dass die Heizung, die Warmwasserversorgung und der Herd per Gasflaschen versorgt wird. Pech ist, das unser Kühl-/Gefrierschrank sein abgetautes Wasser in unseren Eintopf ergoss und wir diesen als Eintopfsuppe entsorgen mussten. Da hier aber fast immer ein Minimarkt zu finden ist, müssen wir nicht Hungern. Doppelt Pech ist, das nun auch der Druck auf den Wasserleitungen nicht mehr vorhanden ist und wir mit einem Rinnsal das Wasser sammeln mussten.

Die Zeit vertreiben wir uns mit Lesen, Schreiben und gespeicherten Podcasts hören. Hierbei haben wir auch einen sehr guten Bericht über den Nationalpark Pumalin gehört, den wir durchquert hatten und an dessen südlichen Ausläufen wir uns befinden. Ein millionenschwerer Amerikaner, Doug Tompkins, der Gründer der beiden Firmen ‚The North Face‘ und ‚Esprit‘ hat 1991 das letzte zusammenhängende Waldgebiet in Chile erworben. Er hatte sich dem Naturschutz verschrieben, der Park wird nach wie vor mit privaten Mitteln betrieben. Der Name des Nationalpark heißt übersetzt “ der Ort wo der Puma wohnt“, und tatsächlich gibt es Pumas in diesem riesigen Regenwald. Zudem findet man eine Zypressenart in diesem Park, die bis zu 3000 Jahre alt werden kann und weitestgehend in Chile gerodet wurde. Im Park Pumalin stehen sie unter Naturschutz.

Nun wissen wir auch, wie Sabines-Blattkleid heißt: Nalca es ist ein rhabarberähnliches Gewächs, die Blätter bis zu 1.50 Meter groß und der Stiel, als auch die Unterseite der Blätter, mit Stacheln übersähet. Dort meinen Kopf reinzustecken war nicht nur Spaß 😂. Man sagte uns, wenn die Blätter und der Stiel noch klein sind, werden sie ähnlich wie Rhabarber verwendet.

In dem Naturreservat muss es auch eine kleine Stechfliege geben deren Stiche, so jedenfalls bei Uwe passiert, größere Auswirkungen haben kann. Drei Stiche an der Stirn, am Auge und auf der Wange sahen zwei Tage lang wie eine völlig aus dem Ruder gelaufene Botoxbehandlung aus. Das war gar nicht so lustig, aber ein richtiger Mann überlebt das natürlich!

In den Regenpausen, die kurz sind und wir jedes Mal wieder tropfnass zurück kommen, versuchen wir den tristen Ort zu erkunden, aber außer uns und den Hunden sehen wir nicht viel Leben auf der Straße. Somit ist auch keiner da, der uns zum Weihnachtsbraten einladen könnte, obwohl es aus manchem Haus sehr gut riecht. Der Ort hat nichts zu bieten. Bei dem grauen, windigen Wetter schon mal gar nichts.

Irgendwie kommen wir im Moment auch nicht voran. Wir haben seit 10 Tagen fast nur Regen und das macht nicht wirklich Spaß mit dem Rad und der Strecke. Hatten wir uns so sehr auf Patagonien und die Landschaft gefreut, sehen wir mehr oder minder sehr wenig davon. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist unverändert schlecht. Natürlich haben wir schon viel Strecke gemacht, nunmehr 5000 km, auch von Lagerkoller sind wir weit entfernt, aber wir sind bereits dabei uns Alternativen zu suchen. Ideen haben wir genügend.

Eine Anmerkung haben auch unsere Cabañas verdient. Eine wunderbare Erfindung um uns einen trockenen, gemütlichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, auch wenn es nur für eine Nacht ist, das ist hier kein Problem! Wie schnell wir jedoch diese kleinen Häuschen mit unseren Sachen füllen können, ist ein Wüppermann-Phänomen und je größer die Hütte, desto mehr Platz nehmen wir in Anspruch. Wenn es zur Abreise geht, denken wir sehr oft, das sollen wir alles wieder in unsere 12 Taschen verpackt bekommen? Unvorstellbar aber möglich!

Gestern (26.12.) fährt die Fähre, denn das Wetter hat sich beruhigt. Am Schalter haben wir dann eine Menge gestrandeter Backpacker als auch die beiden französischen Radler von der letzten Fährfahrt wieder getroffen. Unser Hausherr ist ein weiterer Glücksfall, denn er lässt uns bis zum Abend in der Cabaña wohnen.

Wir hätten sonst nicht gewusst, wo wir uns bis zur Abfahrt der Fähre um 23.00 Uhr hätten aufhalten sollen. Da haben wir noch Zeit unsere Räder zu pflegen und auf Vordermann zu bringen. Bedingt durch Regen, Sand, Staub, Regen, Regen,Regen vernehmen wir einige Knackgeräusche am Rad, die uns nicht gefallen.

Endlich kommt dann auch die Fähre und es geht weiter in den Süden. Plötzlich stehen ca. 12-15 Radfahrer auf einem Fleck aus 🇫🇷 🇳🇱 🇨🇭 🇨🇦 🇨🇱 🇩🇪 Alle die letzten Tage in Chaitén gestrandet, und die meisten auf dem Weg über die Carretera Austral zur südlichsten Stadt der Welt.

Früh morgens kommen wir um 5.30 Uhr in Raúl Marin an. Die Nacht war ganz ok. Es gab keine Schlafkabinen und wer früh genug an Bord war, konnte sich gute Plätze auf den Bänken zum Schlafen sichern und damit haben wir relativ entspannt die Nacht verbracht.

Kurz vorm Anlegen wurde jedoch das ganze Deck erst geweckt und dann begann die Hektik und das Aufräumen der Schlafsäcke, Taschen und was sonst noch alles zu organisieren war. Stockdunkel war es noch und eine tolle Raderfahrung, den Sonnenaufgang zu erleben. Die 75km lange Schotterpiste führte am Rio Palena entlang durch einen fantastischen Urwald mit gefühlt alle 50m einem Wasserfall, herrlichen Blicken auf schneebedeckte Gipfel und zu unserer Freude, war die Piste eine der besseren, flachen Strecken und somit sitzen wir bereits um 14.00 Uhr in La Junta bequem in der nächsten Hütte und der Ofen ist wieder an. Wir haben ja Sommer hier und draußen hat der Starkregen wieder eingesetzt.

Die Wettervorhersage ist miserabel. Für heute, 28.12., ist anhaltender starker Regen vorhergesagt. Wir legen wieder einen Lesetag ein, werden morgen weiterfahren und optimistisch bleiben.

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Fröhliche Weihnachten und vielen Dank für die vielen Wünsche von euch!

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Von La Junta nach Puyuhuapi und weiter nach Villa Amengual

  1. Attenberger Kay

    Das ist sehr schade mit dem Wetter.
    Trotzdessen….haltet durch und erzählt wie es weitergeht….hoffentlich trocken!!!

    Guten Rutsch 🎊🎈🎆
    Lg Kay ( jetzt noch in Bayern ,bei Schnee ❄️ ab morgen)

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