cycling the world | Der Radreiseblog

Der härteste Tag!

Morgens um 05.30 Uhr beginnt unser Tag in Villa O’Higgins. Um von hier aus weiter zu kommen, gibt es nur ein kleines Fährschiff, welches uns Richtung Argentinien bringt, oder der Weg zurück. Das Boot sollte um 08.00 Uhr starten aber bis der Fährmann vor Ort war dauerte ein wenig und dann standen plötzlich 9 Räder samt Radler und 7 Wanderer vor einer Fähre, die zwar alle Personen aufnehmen konnte, aber das Gepäck, Räder, Taschen, Tüten, Rucksäcke, Skier samt Skischuhe doch erheblich auslastete. Aber, wie immer, alles geht und nachdem aus zwei Rädern, Vorder/Hinterrad ausgebaut wurden, passten diese noch in die Innenkabine. Ahoi!

Zwei Stunden später erreichten wir über den Lago O’Higgins die chilenische Grenz- und Polizeistation Candelario Mancilla. Die Passformalitäten waren schnell erledigt und ich hatte mein Dokument für das Fahrrad bereits in der Hand, diesmal waren wir vorbereitet. 👍 Diesmal wollte es aber keiner sehen. 😏 Na gut darüber nachzudenken ist zwecklos. 22 km liegen vor uns und wir glaubten zu wissen, was vor uns liegt! Nichts wussten wir!

Von vielen Reiseberichten und Gesprächen, wussten wir, dass es weniger eine Straße als einen Pfad, Wanderweg oder Trail zur argentinischen Grenze gibt. Die ersten 6 km gingen auch stramm auf Grobschotter nach oben. Teilweise nur durch Schieben zu bewältigen. Des Öfteren schoben wir zu zweit ein Fahrrad. Als wir diese Anstrengungen bewältigt hatten, konnten wir relativ flach einem Wanderweg fahrend folgen. Läuft doch ganz gut dachten wir zu dieser Zeit noch positiv gestimmt. Der Tag war sonnig und die Aussicht auf Berge und den türkisblauen See sehr schön.

Doch dann beginnt der Pfad, auf welchen das Gepäck von Wanderern optional mit Pferden transportiert wird. Hier mit den Rädern entlang zu wollen, scheint nur für Mutige oder Verzweifelte eine Option zu sein. Über Wurzeln, Baumstämme, Bäche, Schlammfelder, enge Schluchten, steile Rampen, Geröll, Steine….geht’s es bergauf und bergab. Eine Tortur für die Räder, die Taschen und vor allen Dingen für uns. Wir steckten bis zu den Knöcheln im Matsch und mussten zu zweit die Räder auch wieder herausziehen. Wir zogen, schoben, zerrten, rutschen, hievten, trugen die Taschen und die Räder über alle Hindernisse.Teilweise war der Pfad so eng, dass die Taschen kaum an den Rädern bleiben konnten um weiter zu kommen.

Wir erreichten völlig ausgepowert noch das letzte Boot über den Lago Desierto und mussten somit nicht an der argentinischen Grenzstation Campieren. Allerdings kennen die argentinischen Grenzbeamten diese verrücken Radfahrer bereits und sind gerne bereit, für die Zelte einen Platz zur Verfügung zu stellen.

Auf dem Schiff trafen wir dann wieder ein paar bekannte Radler, welche bereits einen Tag früher als wir losfuhren. Sie wussten ob unseres Zustandes und haben uns erstmal mit Schokolade versorgt, welche sie uns ausgepackt in den Mund steckten, da wir selbst keine Kraft mehr dazu hatten. Wir waren am Ende unseres Leistungslevels angekommen und das nach „nur“ 22 km. Nach weiteren 30 Minuten, es war bereits 18.30 Uhr, hatten wir auch den Lago Desierto überquert. Leider hatten wir nicht wirklich auf dem Zettel, das wir noch 40 km Schotterpiste in Richtung El Chaltén zu fahren hatten. Dort wird alles gut, dachten wir, dort gibt es ein Bett, eine Dusche und ein Bier. Los geht’s!

Um 21.30 Uhr erreichten wir dann, bei eiskaltem Wind den ersehnten Ort. Endlich sind wir einer Unterkunft nahe aber nachdem wir bei 10 Hostels nachgefragt hatten und alle voll besetzt waren, sank unsere Stimmung ins Bodenlose und ich war der Verzweiflung nahe. Jetzt Zelten? Dreckig, fertig, ausgepowert, nass und müde? Die Campingplätze waren voller feiernden, grölenden Schülern, welche den Beginn der Ferien feierten. An Ruhe wäre nicht zu denken! Durch einen Tip eines Hotelbesitzers fanden wir um kurz vor 23.00 Uhr doch noch ein völlig überteuertes Zimmer, aber den Brocken haben wir gerne geschluckt. Das uns überhaupt jemand aufnahm war ein Wunder, wir sahen aus wie Aliens, voller Dreck, Schlamm und blutverschmiert! Leider hatte Uwe noch auf der Schotterstraße einen bösen Sturz und somit musste er vor dem Schlafengehen von mir „fachfrauisch“ versorgt werden. Traumlos vielen wir ins Koma. Den kompletten Dienstag verbringen wir mit unseren Schmerzen in El Chaltén, wir sind noch völlig kraftlos und haben am ganzen Körper Muskelschmerzen und Schrammen von den Sträuchern und Uwe noch zusätzlich von seinem Sturz. What a Trip!!! Als ob das noch nicht genug wäre, knickt Uwe morgens auf dem Weg zum Frühstück mit dem Fuß um und hat nun einen dicken und blauen Knöchel. Fahrradfahren wird hoffentlich leichter gehen als Laufen.

Blick auf den Mount FitzRoy, die Sehenswürdigkeit in El Chaltén!

El Chaltén ist sehr touristisch und stellt sich gerade auf die argentinischen Sommerferien ein. Morgen, 16. Januar geht es weiter nach El Calafate, dazu benötigen wir auch nochmals zwei Tage. Wahrscheinlich wird es unser Endziel in Patagonien. Wir versuchen einen Flug nach Buenos Aires zu bekommen und hätten dann noch 4 Wochen Zeit für Uruguay 🇺🇾

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Mit dem Fahrrad auf der Carretera Austral (RN7) -unser Fazit!

  1. dieter

    Ein Indianer Kennt keinen Schmerz, aber das war wirklich ein harter Ritt .lg
    Marga u.Dieter.

  2. Christiane

    Oh je 😯 das klingt echt anstrengend 😏 und Kräfte zehrend… ich hoffe Uwes Verletzungen heilen schnell wieder ab.

    • Das war es wirklich und mir tut jeder leid, der das noch vor sich hat😫, aber so ist der Weg in den Süden, es gibt keinen Anderen Weg nach El Chaltén.
      Hoffentlich geht’s mit dem Fuß, alles andere heilt schon wieder!

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