cycling the world | Der Radreiseblog

Drehende Winde um zwei fröhliche Radler auf einsamen Straßen (Route 52)

Under-Cycling? Da sahen wir uns fragend an, was soll das denn sein? Auf dem Rail-Trail trafen wir gestern auf einige Radfahrer – darüber hatten wir ja bereits im letzten Beitrag berichtet – haben aber ein außergewöhnliches Erlebnis vergessen zu erwähnen. Ein Radfahrer kam auf dem Berg mit einem sehr alten Rennrad, kurzer Stoffhose, Hemd und braunen Lackschuhen an. Ziemlich verschwitzt sah er aus, was aufgrund der Strecke auch völlig normal erschien, nur sein Outfit passte so überhaupt nicht ins Bild und um ehrlich zu sein, kam es uns auch ein wenig deplatziert vor. Uwe wollte die Umstände, die dazu führen, in schicker Freizeitkleidung über Stock und Stein und durch Bäche schiebend auf einem Berg zu fahren, genau wissen. Er erklärte: dies nenne man Under Cycling, er könnte somit jederzeit in einem schicken Hotel einchecken und wäre sofort für alle Eventualitäten gekleidet. Aha?!?! Hauptsache schick, Geruch ist nebensächlich 🤔

In unserem Motel am Freitag in Carterton angekommen, werden wir an der Rezeption sehr freundlich begrüßt und gefragt, ob wir denn zu Waschen hätten. Da wir ständig schmutzige Wäsche haben wurden wir gleich mit einem Wäschekorb ausgestattet. Der Korb war schnell gefüllt und wieder abgegeben. So einen tollen gratis Service wollten wir einmal erwähnen, ist uns in Europa nur aus 5* Hotels bekannt. Toll!

Am Samstag 16.03.19 sind wir endlich wieder auf Backroads und sind mit uns, dem Wind und der Natur fast alleine unterwegs. Wir haben die Fahrbahn für uns, da uns nur wenige Autos begegnen. Still ist es um uns und dies genießen wir sehr. Endlich können wir wieder nebeneinander herfahren und unsere Gedanken austauschen. Obwohl wir einige Hügel zu bezwingen haben, sind wir aufgrund der abwechslungsreichen Landschaft ziemlich entspannt und die 95 km schaffen wir bis zum späten Nachmittag. Der Wind dreht sich den ganzen Tag um uns herum. Sobald wir uns freuen, dass er uns schiebt, bläst er schon wieder von der Seite oder vorne. Im Nirgendwo finden wir ein Backpacker-Hostel und lt. Hinweis an der Türe sollen wir einfach ein Zimmer auswählen, man würde uns später schon finden. Praktisch und unkompliziert! Kurze Zeit später kommt die Besitzerin mit dem Quad um uns zu begrüßen. Auf Nachfragen erklärt sie uns, dass das Haus früher als Unterkunft für die Schafscherer gedient hatte. Heute bleiben sie nicht mehr vor Ort, sie arbeiten im Akkord und ziehen von Farm zu Farm. Abends Vergnügen sie sich lieber in der 80 km entfernten Stadt. Obwohl wir keinerlei Infrastruktur um uns haben, kommen wir uns vor wie im Paradies. Der Kühlschrank ist mit Wein und Bier gefüllt, es gibt Gemüse aus dem Garten, kostenlose „Wäscherei“ und wir sind nur drei Übernachtungsgäste.

Am Sonntag ist auf der Straße noch weniger Verkehr als tags zuvor. Die Hügel um uns sind alle terrassenförmig von den Schafen und Kühen ausgetreten. Überhaupt sehen wir nun endlich tausende von Schafen. Hier leben sie also alle, wir wunderten uns bereits wo die 35 Millionen Schafe denn seien. Während der Fahrt können wir prima beobachten, wie Schafe von den Hunden der Farmer getrieben und eingekreist werden und dann auf Komando zu einem bestimmten Ziel geführt werden. Spannend zu beobachten, weil manchmal nur ein Hund von vieren arbeitet und plötzlich wieder alle gemeinsam. Wir haben uns erklären lassen, das die Hunde unterschiedliche Aufgaben haben, entweder um die Schafe zusammenzutreiben oder zu bewachen und je nach Pfiff oder Befehl arbeitet nur ein Hund oder alle gemeinsam. Das ist sehr spannend zu beobachten.

Obwohl wir keine Sonne haben, kommen wir kräftig ins schwitzen denn die giftigen Hügel mit teils 14% Steigung fordern viel Kraft. Den Hügel mit dem längsten Namen der Welt müssen wir nicht erklimmen, den können wir nur ansehen. Unspektakulär ist er, aber sein Name umso gewaltiger. Die Kinder in der Schule lernen ihn sogar auszusprechen! Unser Ziel nach 79 km ist ein Campingplatz in Porangahau der uns enttäuscht. Ziemlich ungemütlich aber die einzige Möglichkeit um zu übernachten.

Nachdem wir bereits wieder eine Woche ohne Pause aber einigen Höhenmetern radeln, bleiben wir zwei Tage in Waipukurau, einer kleinen Stadt mit allem was wir benötigen. Fix waren wir heute und somit sind wir auch bereits sehr zeitig bei Kaffee und Kuchen :-). Pause benötigen wir vor allem auch deswegen, da wir die nächsten Tage wieder ein paar gewaltige Berge erklimmen müssen.

Das Leben ist schön und unser Projekt::zwanzig17 läuft hervorragend 🙂 …auch am 153. Reisetag.

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  1. Anja

    153 Tage auf dem Fahrrad…und immer noch glücklich! Wie schöön :-))

    LG Anja

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