cycling the world | Der Radreiseblog

Italy 🇮🇹  Cycling Adriatica!

Ziemlich ungemütlich ist es! Die Fähre schaukelt uns durch die ganze Nacht. Es quietscht und knarrt auf der in die Jahre gekommen MS „Marco Polo“ und raubt uns den Schlaf. Morgens um 6:00 Uhr klopft eine monotone Stimme an unsere Tür, wir sollen aufstehen, die Fähre legt gleich an. Ancona und der Hafen sind nun nicht die Highlights auf dieser Reise. Es ist 7:00 Uhr morgens, wir sind unausgeschlafen, es regnet, es ist kalt, windig, Rushour, 4 spurige Schnellstraße und noch kein Frühstück in Sicht! Wir fahren direkt am Meer entlang! Sieht man sich die Landkarte an, erscheint es traumhaft. Ist man in der Realität liegen zwischen Meer und uns, unzählige Gleise und besagte Schnellstraße. Idylle dahin! Um mir den Weg zu versüßen, singt Uwe alte italienische Schlager, wenn er den Text nicht mehr richtig kennt, dichtet er selbst. ZB. Laaala Bella Sengorina, ich kenne Sie alle, lalalla…..Na ich weiß nicht ob ich das wissen will! 🤣  Nach einigen Kilometer stellt sich zumindest der Regen ein und es ist nur noch windig und kalt, aber das geht in Ordnung. Das Meer ist dadurch ziemlich aufgewühlt und an Schwimmen ist nicht im entferntesten zu denken, die Kitesurfer haben den Strand erobert und schießen mit einer irren Geschwindigkeit über die Wellen. Respekt! Das muss man können bei den Wellen!

Irgendwie sind wir nicht so im Italien- Rausch. Die Küstenstraße ist eher unspannend und die Orte welche wir durchqueren, wirken wie verlassene Städte. Dadurch zieht sich unser Weg mit Gegen- oder Seitenwind ziemlich zäh dahin.

Bella Italia?

Die Campingplätze sind natürlich wie die meisten Hotels bereits geschlossen. Vorstellen, dort zu zelten könnten wir uns eh nicht. Sie liegen vor oder hinter der Bahnstrecke, sind dicht gestellt mit Wohnwagen der Dauercamper und hätten für Tageszelt-Gäste sicherlich nur den Abstellplatz bereit. Wir bleiben in Pesaro. Ein sehr netter Ort, welches man aber erst auf den zweiten Blick erkennt, sobald man das Zentrum besucht.

Hotels, Hotels, Hotels! An Tausenden müssen wir schon vorbei geradelt sein. Entlang der Küste gibt es wenig Abschnitte ohne Bettenburgen. Freie Strandzugänge sind Fehlanzeige, alles ist auf zehntausende von Gästen ausgelegt. Wir sind froh, daß bereits alles geschlossen hat und ein gemütliches radeln entlang der kilometerlangen Promenade möglich ist. Wir kommen nach Rimini, für mich seit frühester Jugend, der Inbegriff vom schrecklichen Massentourismus eines Italien- Urlaubes. Wir können uns gut vorstellen, wie es im Sommer hier brodelt.

Abschied vom Meer!

RAVENNA

Bella Italia sind definitiv die Städte. Ravenna, eine wunderbare Stadt, welche schon unter den Römern einen bedeutenden wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung verzeichnete, war in den Wirren des 5. und 6. Jahrhunderts der bevorzugte Regierungssitz in Italien und erlebte seine Blütezeit unter dem Ostgotenkönig Theoderich. In der Zeit des Umbruchs von der Antike zum Mittelalter war Ravenna Hauptstadt des weströmischen, ostgotischen und byzantinischen Italiens und war den oft wechselnden Herrschern weit wichtiger als Rom, das als Papstsitz zweitrangig geworden war. Aus dieser Zeit stammen auch die zum UNESCO Weltkulturerbe zählenden Arian Baptisteryä und die Basilica San Vitale.

Basilika San Vitale, deren Bau 532 n. Chr. begann und 547 n. Chr. endete
Basilika San Vitale
Arian Baptistery

FERRARA

Ferrara war die erste moderne Stadt, gehörte zu den wichtigsten Herrschaften und kulturell zu den Mitbegründern der italienischen Renaissance. Es war eine der europäischen Hauptstädte der Kultur, der Kunst, der Politik, der Gastronomie sowie Bezugspunkt für Künstler, Dichter und Sänger. Die Este-Dynastie, eine große Familie exzentrischer und gebildeter Mäzene, schaffte es, im Verlauf von drei Jahrhunderten eine ländliche Stadt in ein Meisterwerk der Renaissance zu verwandeln, das zum Welterbe der Menschheit gehört. Unter der Herrschaft der Este erlebte Ferrara seine blühendsten Jahrhunderte, in denen es wichtige Künstler und Literaten beherbergte und in vielen Bereichen eine vorrangige Stellung einnahm.


Das mächtige Schloss der Familie d’Este aus dem 14. Jahrhundert, ein Symbol von Macht und Gleichgewicht

Die Stadt Ferrara, die seit 1995 zu den Orten UNESCO-Welterbes gehört, erhielt Ende des 15. Jahrhunderts und Anfang des 16. Jahrhunderts sein heutiges Aussehen aufgrund eines städtebaulichen Entwurfs völlig neuer Konzeption von Biagio Rossetti. 

Cattedrale di San Giorgio

Die 1135 geweihte Kathedrale vereint romanische und gotische Elemente in der Fassade. Im Inneren ist sie im Barockstil gehalten.

Um die Altstadt findet man eine Stadtmauer die über 9 km mit dem Rad befahrbar ist. Angesichts der bereits zurückgelegten 90 Tageskilometer war es nicht wirklich unsere Ambition, diese Strecke auch noch zu absolvieren. Radtage sind aber auch so unterschiedlich! Hatten sich gestern die letzten 30 km wie Kaugummi angefühlt und wir dachten schon wir kommen nie in Ferrara an, hätten wir heute, nach weiteren 90 km immer so weiter fahren können. Beide Tage war das Wetter gut, die Landschaft heute spannender und der Wind weniger als gestern. Kleine Parameter sind unglaublich beeinflussend. Seit vier Tagen haben wir flaches Terrain. Anfang ziemlich unspannend und anstrengend,  da viel Hauptstraßen aber von Ferrara in Richtung Verona haben wir endlich wieder schöne ruhige Nebenstraßen und den Po an unserer Seite. Wir befinden uns in der Obstplantage Italiens. Kiwi, Trauben und Apfelplantagen schlängeln sich entlang der Adige / Etsch welcher wir fast den ganzen Tag folgen und einen geteerten Radweg auf dem Deich nur mit ein paar wenigen Rennradfahrern teilen dürfen. Daumen hoch zeigen sie uns an. Ab und zu würde sich gerne einer, der meist älteren Herren, mit uns unterhalten was angesichts unserer nicht vorhandenen Italienischkenntnisse bereits nach dem „Ciao!“ oder „Buon Giorno“ kläglich scheitert! Am frühen Nachmittag kommen die Vorboten der Alpen bereits ziemlich nahe, trotz unserer aktuell nur 23 m Höhe. Vielleicht noch ein /zwei leicht hügelige Etappen und dann sind wir mitten in den Bergen. Alpen wir kommen!

Beinahe hätten wir das wichtigste vergessen: GELATO! Ein Hochgenuss in Italien!

Glück und Tragödie am Straßenrand!

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HVAR – BRAĆ – SPLIT

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  1. Elke und Thomas H.

    Ihr kommt ja gut voran. Die historischen Städte in Italien begeistern uns auch jedes Mal aufs Neue. Und das Wetter in Norditalien spielt auch mit. Aber ab dem Brenner wird es mit kurzen Radlerhosen für dieses Jahr wohl vorbei sein. Weiterhin gute Reise!

    • Da haben wir Glück, wir wollen Reschen- und Fernpass nehmen. 😄 Ja, das Wetter scheint stabil zu bleiben. Jetzt noch einen Tag Pause am Gardasee und dann geht es hoch.

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