cycling the world | Der Radreiseblog

Empire State Trail im April

Flagge New York State!
The Empire State

Wenn niemand mit dem Rad oder zu Fuß auf den Straßen unterwegs ist, außer natürlich wir, könnte es am Wetter liegen. Wären wir zuhause, würden wir uns gemütlich aufs Sofa setzen, eine Decke um unsere Beine kuscheln und alle bedauern, die draußen sein müssen. Heute sind es wir, die sich freiwillig diesem Wetter stellen. Es ist April und weshalb sollte es im Norden der USA so grundlegend anders sein, als im April in Deutschland? 

Schnee, Sonne, Graupelschauer und erneut Sonne oder Schnee. Gepaart mit Wind, selbstverständlich von vorne, bietet der Tag innerhalb von jeweils 30 Minuten alles an. Da muss man schon mal abchecken, was die Taschen an warmen Klamotten so alles hergeben. Kurze Phasen mit Sonnenschein müssen wir  nutzen um etwas aufgewärmt zu werden, bevor einem die Schneeflocken wieder um die Nase wirbeln. Der Weg wurde heute zunehmend interessanter, da wir die Interstate nicht mehr permanent neben uns haben und wir endlich direkt am Kanal entlang fuhren. Kanal bedeutet wiederum keinen Schutz vor Wind und der kommt bekanntermaßen von vorne. Aber ehrlich, was will man denn noch alles für Ansprüche stellen? KEINE, denn wir sind glücklich hier zu sein und deshalb war es ein prima Tag, der nach kurzen 52 km im Trockenen inklusive wärmender Klimaanlage endete. Nach zwei Stunden sind unsere Zehen wieder aufgetaut und wir haben einen entspannten Abend. In Ilion gibt es ein riesiges Fabrikgelände, das uns ziemlich verlassen erscheint, allerdings mit einem großen Schild auf dem steht Remington Arms mit einem Gewehr abgebildet. Remington zählte zu den größten Produzenten von Schrotflinten und Gewehren in den USA. Der Hauptfirmensitz wurde vor einiger Zeit verlegt, aber im Werk in Ilion, werden Spezialanfertigungen heute noch von professionellen Waffenschmieden / Büchsenmachern handgefertigt.

Am Tag darauf scheint die Sonne. Wunderbar! Wir lassen uns dennoch Zeit um loszufahren, wir haben eine Strecke von ca 50 km vor uns und können bei Patty und Larry in Rome übernachten. Wir haben bereits sehr viel über die Beiden gelesen und tatsächlich auch gehört. Wenn man in Rome ist, muss man die beiden einfach kennenlernen und über Warmshowers bei ihnen anfragen. Sie haben uns tatsächlich zu sich nach Hause eingeladen. Rome ist eine kleine Stadt mit ca. 35.000 Einwohnern und erlangte einen Ruf als Kupferstadt während der industriellen Revolution, als die Stadt schätzungsweise 10 Prozent des gesamten Kupfers in den Vereinigten Staaten produzierte. Hier gab es die erste Käsefabrik und die Stadt war Schauplatz im Roman Lederstrumpf! Hier sind wir nun in ihrem wunderbar, gemütlichen Haus und verbringen einen schönen Abend mit den Beiden. Die Wetter-App verspricht wieder einmal nichts Gutes für den nächsten Tag und als wir morgens die Rollos hochziehen, haben wir schon eine etwas 10 cm dicke Schneedecke. Es schneit in dicken Flocken von Himmel, was an sich sehr gemütlich aussieht, ist für uns gerade eher der Schrecken einer Radreise. Patty und Larry sind so liebenswert und wir dürfen eine weitere Nacht bleiben. Wir verbringen eine wunderschöne Zeit bei ihnen und wir fühlen uns wie zuhause bei guten Freunden. Wir sprechen und lachen über so viele unterschiedliche Themen und der Gesprächsstoff geht uns nicht aus. Aber irgendwann geht es dann weiter auf dem Trail. Wir sind sehr berührt von den letzten Tagen.

Thank you so much Patty and Larry!
You both are magical humans!

Als wir wieder aufbrechen, sind zumindest die Straßen wieder schneefrei und wir rollen mit Gegenwind weiter in Richtung Westen. Wir haben zwei lange Tage mit insg 210 km vor uns, denn wir haben am 21. April einen Termin in Waynport. Dan und Elisabeth haben uns eingeladen. Dan’s Eltern lebten ca 8 Jahre in Kaiserslautern und haben sehr gute Erinnerungen an Deutschland. Leider lernen wir seine Eltern, in deren Haus wir uns befinden, nicht mehr kennen. Dan und Elisabeth nehmen über eine Facebookgruppe mit uns Kontakt auf und laden uns ein, eine Nacht im jetzigen Ferienhaus zu verbringen. Sie wollen die Gastfreundschaft, welche die Eltern in Deutschland erlebten, zurückgehen. Wir sind in einem tollen Haus, mit direkten Blick auf den Erie Kanal und vor „unserer“ Fensterfront können wir eine bunte Vogelwelt bestaunen, man kann sich nicht satt sehen! Zur Begrüßung finden wir eine kleine Schiefertafel mit der Aufschrift “ Welcome Sabine and Uwe “ und direkt daneben liegt ein kleines Geschenk. Im Kühlschrank steht essen für uns und dazu ein Glas Wein! Wie sollen denn unsere kleinen Köpfe die Emotionen noch verarbeiten? Wie sollen wir es denn nur beschreiben um diesen wunderbaren Menschen hier in den USA gerecht zu werden? Wir wissen es nicht, es fehlen uns die passenden Worte und vielen, vielen  Dank ist einfach nicht genug!

Dan und wir in seinem wunderschönen Haus in das er uns eingeladen hat.
Thank you Dan, what a pleasure to meet you! You are amazing! 

Wir sind doch nur Uwe und Sabine die eine Radtour durch die Staaten machen und fühlen uns, als ob wir ein bekanntes Pärchen wären, denn morgen möchte uns Michelle treffen. Sie würde gerne mit uns zum Lake Ontario fahren und hat dafür bei einem  Fahrradgeschäft angefragt, ob wir für die Zeit unsere Räder unterstellen dürfen. Auch Michelle hat uns über Facebook gefunden. Eine andere Verabredung mussten wir sogar absagen.

Bald haben wir den ersten Abschnitt geschafft.

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Grossartige Begegnungen auf dem Weg nach Westen!

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Die erste Etappe ist geschafft und schon sind wir in Kanada! Empire State Trail ✔️

  1. Thomas H.

    Ich habe mir gerade noch eine Tasse Kaffee geholt, sitze gemütlich auf dem Sofa, lese euren Bericht, schaue zum Fenster raus und bedaure alle, die gerade draußen mit dem Fahrrad unterwegs sein müssen, wie z. B. Sabine und Uwe im Norden der USA oder Angi und Reini im Norden Schottlands. Spaß beiseite, mit unterschiedlichem Wetter klarzukommen, ist natürlich ein Teil des Abenteuers, wenn man sich auf einen Megatrip wie ihr begibt. Ihr werdet sicher das andere Ende der Temperaturskala in den nächsten Monaten auch noch kennenlernen. Weiterhin viel Spaß und tolle Begegnungen!

    • Viele sagen uns, ihr seid mind 4 Wochen zu früh. Wenn wir in den Süden kommen, sind wir eventuell 4 Wochen zu spät oder auch nicht! Irgendwann muss man beginnen und alle Zeitzonen kann man bei mehr als 10.000 km eh nicht genau planen. Und die Probleme in Bezug auf das Wetter lösen sich doch immer irgendwie unterwegs. Wir lassen uns davon nicht abschrecken. 🤗. Lg Grüße ins Frankenland

  2. Ihr Helden ich bin so stolz auf euch ist das kriegt nicht jeder hin….

  3. Karsten

    Der Wein gefällt mir 😻 🐟🐟
    Vielleicht könntet Ihr mir ein Kartönchen (also 6 Flaschen) davon mitbringen?
    Zwei kriegt Ihr ja wahrscheinlich nicht verstaut.😁

    • Sind verstaut! Aber ob die nicht schon getrunken sind, bis wir wieder zuhause sind 🤔 könnte durchaus zu 100% wahrscheinlich sein. 😉

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