cycling the world | Der Radreiseblog

North Dakota

Die Flagge von North Dakota
Peace Garden State

Ein weiterer Meilenstein ist geschafft. Wir können uns erinnern, dass wir zuhause am Esstisch saßen und Fargo auf der Landkarte gesucht haben. Zwei Gründe führten dazu. Mein Neffe Marco hat im 150 km entferntem Jamestown am College studiert und Basketball gespielt und ab Fargo haben wir eine der längsten Strecken geradeaus zu fahren. Ca 180 km! Und nun sind wir tatsächlich hier angekommen. Vor einiger Zeit hatten wir mit Marco über einen ziemlich langweilen Radtag gesprochen und seine erste Reaktion darauf war “ wartet bis ihr Fargo verlassen habt, dann wisst ihr, was langweilige Radtage bedeuten“! Wir sind schon sehr gespannt, da wir doch in jeder Gegend irgendetwas spannendes zu beobachten finden. Sicherlich auch in North Dakota! Sollten dem nicht so sein, gibt es eine nächtliche Beschäftigung von Jugendgruppen. Bison/Büffel-Stoßen! Marco erzählte uns, bei aufkommender Langeweile sind sie nachts auf die Felder und haben Büffel umgestoßen! Aha! Wichtig ist, sie müssen dabei schlafen! Aha! Und man muß dazu genügend Anlauf nehmen! Aha! Die einzige Frage, die uns dazu einfällt wäre “ woher weiß ich denn, ob der jeweilige Büffel gerade schläft“?

Ist der nun wach oder was 🙃?

Aber zuerst legen wir einen Pausentag ein. Wir benötigen etwas mehr Lebensmittelvorräte für unterwegs und suchen einen Outdoorshop auf, um einige Ersatzteile zu besorgen. Fargo gefällt uns sehr gut, mit ca 133.000 Einwohnern, ist es für uns schon mal eine etwas größere Stadt in der wir verweilen. Wir machen eine kleine Radtour durch die Stadt und sehen viele nette kleine Plätze und Cafés. Hier könnten wir es wohl eine Weile gut aushalten.

Bicycle Shop in Fargo!
Nette Innenstadt!
Kino

Am Samstag geht’s nun endlich los in die Weite North Dakota’s. Im Gedanken haben wir eine Vorstellung wie diese aussehen wird, aber ob es mit der Realität übereinstimmt, werden wir nun für ca 500 km testen. Erst dann kommen wir wieder in eine größere Stadt, nach Bismarck. Der erste Radeltag bringt uns 85 km westlich von Fargo bis in den Ort Enderling. Gefühlt war es Topfeben den ganzen Tag, unser Navi sagt jedoch wir hätten 100hm erklommen. Es ist uns ein Rätsel wie und wo! In Enderling finden wir gleich am Ortseingang einen kleinen Park direkt am Marple River und eigentlich wollten wir uns dort nur einen Kaffee kochen um danach zu checken, wo wir für die Nacht bleiben könnten. Im Park steht ein kleines Schild, das man hier für eine Nacht sein Zelt aufschlagen dürfte und die Bitte unter einer Telefonnummer kurz Bescheid zu geben, dass man hier wäre. Da wir keine US-Telefonkarte haben, beschließen wir zum Supermarkt oder der Tankstelle zu fahren um nachzufragen. Die freundliche Dame in der Tanke reicht uns ihr Telefon und wir sind mit einem Anrufbeantworter der Gemeinde verbunden. Klar, Samstags ist das Büro nicht besetzt. Sie beruhigte uns und sagte, dass wir selbstverständlich im Park zelten können. Gesagt, getan! Bingo! Jedoch scheint Enderlin des Nachts das Bahndrehkreuz des Güterverkehrs zu sein. Kilometerlange Züge und bevor die Züge an einen Bahnübergang kommen, geben sie Warntöne von sich, die einen unweigerlich aus dem Schlaf reißen. Wir denken, nicht nur wir, sondern das ganze Dorf steht mindestens 4-5 mal nachts Kopf!

Enderlin im Park!

Die Umgebung hat uns weit mehr zugesagt als wir uns vorgestellt hatten. Obwohl wir von landwirtschaftlichen Flächen umgeben sind, auf denen noch immer sehr wenig wächst, ist es doch ziemlich grün um uns herum. Immer wieder stehen ein paar Büsche und Bäume. Die Farmen sind ebenfalls vom Wind durch kleine Baumalleen geschützt. Durch Fargo gings es im zick zack aus der Stadt, nachdem wir jedoch den Grossraum der City verlassen hatten, gab es nur noch eine Straße geradeaus und auf dieser bleiben wir noch für weitere zwei Tage! 193 km geradeaus, dass stelle man sich mal vor! Ortschaften gibt es nicht viele und wenn, dann sind sie sehr klein. Man erzählte uns, alle 100 Milen gäbe es ein größeres Dorf. Da die damaligen Züge nach ca 100 Milen Wasser tanken mussten, sei dies auch heute noch ein Garant für eine Ortschaft. Das ist ja beruhigend, wenn man mit einem Auto unterwegs ist!!! Wobei, wir fragen uns, wie sich die Menschen hier versorgen und wohin sie zum Einkaufen fahren müssen! Tatsächlich ändert sich die Landschaft unentwegt und wir sind uns einig, in einem Auto würde man es nicht bemerken, aber wir sind gerade langsam genug um es wahrzunehmen. Mal flach, links und rechts braune Ackerflächen und ewige Weitsicht. Plötzlich werden die Ackerflächen zu grünen saftigen Wiesen, ein paar davon vom Wasser überflutet und zu kleinen Seen aufgestaut. Enten, Schwäne oder Pelikane schwimmen darauf. Sanft hügeliges Terrain welches erneut in ein flaches Gebiet übergleitet und wieder zu Ackerflächen wird. Manchmal überwinden wir 60-80 Höhenmeter am Stück und da soll mal einer sagen, North Dakota sei nur plattes Land.

Am Sonntag sieht die Wettervorhersage super gut für uns aus, angenehme Temperaturen und der Wind von hinten. Solche großartigen Bedingungen muss man ausnutzen um reichlich Strecke zu machen. Wir versuchen nach Gackle zu kommen und das wären ca 120 km. Im Ort gibt es ein Cyclist House und jeder kann einfach vorbeikommen um dort entweder in einem kleinen Zimmer zu übernachten oder das Zelt im Garten aufzustellen. Da wir bisher aufgrund der Jahreszeit immer die ersten Radler vor Ort waren, waren wir auch sicher, wir wären auch in Gackle die Ersten. Pustekuchen! Steve und George, auch auf einer X-Country-Tour allerdings von West nach Ost, sind uns zuvor gekommen und haben das kleine Zimmer bereits belegt. Da bleibt uns nur der Zeltplatz! Aber die Beiden sind die ersten Langzeitradreisenden auf unserer Tour, nach 3500km, dass muss man sich mal vorstellen. Wir gehen zusammen einen Burger essen und verziehen uns danach ins Zelt, da leichter Regen fällt.

Bei Jason Miller im Honey Hub in Gackle!
George und Steve auf dem Weg nach Maine

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Thunderstorm  – nichts für Angsthasen!

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Durch die Prärie in North Dakota

  1. Claudia Goudemond

    Hallo ihr beiden,
    ich verfolge eure tolle Route und finde es super toll und inspirierend.
    Nun wollte ich fragen, welches Zelt ihr dort habt?
    Danke euch und eine wundervoll weitere Tour.
    Schöne Grüße
    Claudia

    Von meinem iPhone gesendet

    • Hallo Claudia, vielen lieben Dank fürs „mitreisen“. Wir haben das Abisko Dome 3 von Fjällräven mit dabei. Viele Grüße, Sabine und Uwe

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