cycling the world | Der Radreiseblog

Holy Moly Pizza Man John!

In Rocky Mountain House gönnen wir uns einen Pausentag und besuchen das Museum. Am Tresen des Eingangsbereichs kaufen wir die Eintrittskarten und neben Uwe liegt ein Modekatalog von 1975. Uwe witzelt, ob es ein Teil der Ausstellung wäre und tatsächlich sagt die Dame, eine Einwohnerin hätte diesen bei sich zuhause gefunden und ins Museum gebracht. Tja, bei einer relativ jungen Nationalgeschichte, ist der Katalog dann auch schon alt 😁. Abends gehen wir zum Farmers Market, mit Live Musik und sehen zum ersten Mal eine größere Gruppe von Fußgängern, aber sicherlich nur deshalb, weil die Straße für Autofahrer gesperrt ist. Der Besitzer des Hotels in dem wir übernachten ist spitze. Er hat in Südkorea ein wenig Deutsch gelernt und erfreut uns mit ein paar Worten. Zudem ist er überaus bemüht, uns alles so angenehm wie möglich zu bereiten. Er bietet uns sogar an, uns auf eine Sightseeing Tour mitzunehmen, schenkt uns Kaffe und wollte sogar noch das Frühstück spendieren. Was wir aber dankend ablehnten. Wir waren im Tamarock Inn, somit können wir ja evtl noch ein wenig Werbung für ihn machen.

Rocky Mountain House

Am nächsten Morgen ändern sich unsere Pläne gewaltig. Wir werden vom Hotel abgeholt, unsere Räder auf einen PickUp verladen und wir ins Auto gepackt. John holt uns ab! Wir hatten ihn vor ca zwei Wochen auf dem Campingplatz in Milk River kennengelernt (er hatte uns Pizza gebacken) und zu sich nach Hause eingeladen. Ca. 250 km fährt er extra um uns wieder zu sehen und einzusammeln. Na dann sehen wir uns einen Teil der Strecke, welche wir radeln wollten, eben aus einer anderen Perspektive an. Wir freuen uns total darauf!

Wenn festhalten hilft! Immer gerne:-) Uwe bereitet sich schon mal aufs Rodeo vor!

John holt uns vormittags direkt am Hotel ab. Die Taschen, Räder und wir sind schnell im PickUp verstaut und es kann losgehen. Wir fahren in Richtung Nordegg direkt auf die Berge zu. Anfangs sehen wir die sogenannten Foothills“ welche noch bewaldet sind, doch ziemlich bald erheben sich dahinter die Rocky Mountains bis auf ca. 3000 Höhenmeter. Bevor wir zum Abraham Lake fahren, machen wir noch einen Stopp und bekommen den besten Pie (Schwarzbeeren/Apfel, Blaubeeren/Mango und Schokolade/Peanatbutter) mit einem leckeren Kaffee. Die Umgebung ist atemberaubend schön und der Abraham Lake liegt aufgrund seiner Sedimente im Wasser bei Sonnenschein in einem leuchtenden Grün vor uns. Würden wir dieser Straße weiter folgen, wären wir vom See eigentlich nur ca 50km von einem Punkt unserer Route entfernt, wären dann jedoch schon mitten im Jasper Nationalpark. Da wir den Nationalpark aber vom nördlichen Eingang aus befahren wollen, sind es für uns bis zu dem besagten Punkt, noch 380 km. Wir fahren mit John wieder etwas zurück und weiter in nördliche Richtung nach Whitecourt, wo wir bei ihm übernachten dürfen. Eine ganz andere Erfahrung, die Hügel mit einem Auto zu erklimmen. Vor allem einen Teil der Strecke zu sehen, die wir hätten radeln wollen. Kanada ist wirklich unglaublich vielfältig und schön! Prärie, Farmland, Wälder, Berge und Seen! Die Distanzen sind sehr, sehr lang für uns, aber keinenfalls langweilig! Um den perfekten Tag noch perfekter zu machen, sehen wir tatsächlich auch noch einen Schwarzbären die Straße überqueren. Ziemlich schön und ziemlich beängstigend zugleich! John ist ein perfekter Gesprächspartner für uns, da er viele unserer Fragen beantworten kann, uns neue schöne Musik vorstellt und allseits interessiert an so vielen Themen ist. Nach 750 km die er mit uns gefahren ist, hat er immer noch so viel Elan, dass er für uns ein leckeres Abendessen zubereitet und am nächsten Morgen ein tolles herzhaftes Frühstück. Wir können uns nicht genug für seine Gastfreundschaft bedanken und für uns ist es ein absolut Highlight unserer Reise, dass wir ihn kennengelernt haben! Danke Pizza-Man!

Eine völlig neue Perspektive aus dem Auto!
John you are a wonderful outstanding person. Such a big pleasure to met you!

Als wir Samstag weiter fahren, gibt uns John noch ein Bärenspray für unsere Ausrüstung. Wir müssen unbedingt beide eines mit uns mitführen. Griffbereit, immer! Am Nachmittag steuern wir einen Campingplatz am See an und es ist das erste Mal, daß wir durchs Bärenland radeln und auch Campen. Ich betätigte tagsüber immer kräftig meine Hupe und wir sprechen viel. Macht euch bemerkbar sind die Ratschläge welche man uns gab und wir möchten auf keinen Fall einen Bären überraschen mit unserer Anwesenheit! Sicherlich werden wir in den nächsten Wochen damit auch professioneller umgehen können, aber ich Moment flößt es mir, Sabine, zumindest noch einen riesigen Respekt ein.

Im Moment das wichtigste Utensil auf unserer Reise: Bärenspray! Und immer griffbereit!

Hallo deutsche Autofahrer: Aufwachen!

Wir werden uns umstellen müssen, wenn wir wieder in Deutschland sind, denn die Freundlichkeit der Autofahrer ist umwerfend. Wenn wir von einer Nebenstraßen auf die Hauptstraßen abbiegen wollen, bleiben die Autos auf den Vorfahrtsstrassen oft stehen um uns den Vortritt zu lassen. Es ist dabei belanglos, wie viele Fahrspuren eine Hauptstraße hat. Keiner hupt, keiner überholt noch schnell, keiner gibt noch schnell vor uns Gas oder wird etwa ungeduldig! Das stellt man sich mal in Deutschland vor! Oftmals sind wir so überrascht davon, dass wir gar nicht so schnell darauf reagieren, aber auch dies ist kein Problem, man wartet und lächelt uns zu! Viele Kanadier haben uns gesagt, dass Radfahren, wie wir es praktizieren, nicht so verbreitet ist und die Autofahrer so rücksichtsvoll sind, da sie nicht wissen, wie der richtige Umgang mit uns sei. Sie sind deshalb eher zurückhaltend, abwartend  und zuvorkommend! Wir wissen nicht, ob es stimmt, aber wir finden es sehr sympathisch. 🙂

Mittlerweile haben wir die Hälfte unserer Tour hinter uns und wir möchten keinen Tag davon missen. Auch wenn der Start im April ziemlich kalt bei Regen, Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt lagen, waren auch diese Tage ein absolutes Erlebnis. Im Moment können wir ziemlich trödeln, da wir mindestens 30 Tage in Kanada verweilen möchten. Der Grund hierzu ist unser Visa für die USA, welches wir gerne erneut bei Wiedereinreise für 6 Monate bekommen wollen. Um dies zu erlangen, müssen wir über 30 Tage abwesend gewesen sein. Zumindest hoffen wir, dass es so funktioniert. Fünf Border-Officer gefragt und sieben Antworten erhalten. Wait and see!

Abendstimmung in Whitecourt
Zwischen irgendwo und nirgendwo!
Lake Abraham

Fröhliche Grüße!

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In Sichtweite der Rocky Mountains

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  1. Wir sind zwar gerade erst wieder zu Hause, aber bei diesen tollen Bildern und Berichten bekomme ich Fernweh:)
    Liebe Grüße
    Britta

  2. Anja

    Fröhliche Grüße zurück 🙂
    So tolle Begegnungen, so tolle Landschaft und wie es auf Euren wie immer wunderbaren Fotos aussieht, auch tolles Wetter. Da ist es ja bestimmt kein Problem für Euch mal eben 30 Tage langsam zu radeln.
    Ich freue mich schon jetzt auf Euren nächsten Bericht

    Anja

  3. Heidi Woith-Zoschke

    Hallo ihr Beiden, ich habe lange nichts geschrieben, bin aber durchaus mit euch „gereist“. Am tollsten finde ich diese wunderbaren Kontakte, die ihr unterwegs gefunden habt. Ich freue mich auf die nächsten Berichte und die schönen Bilder. In diesem Sinne weiter so und herzliche Grüsse von Heidi aus Ehestorf

  4. Elisa

    Oh wau, was für ein toller Mann, ist der noch zu haben 😉 !!!

  5. Thomas

    Klasse! Eure Schilderungen zu lesen, ist immer wie ein kleiner Urlaubsmoment 🙂
    Viel Spaß noch. Und auf die Bären aufpassen – aber das wisst Ihr ja selber…
    LG Thomas

    • Hallo Thomas, dann machen wir gerne weiter, sind ja auch erst bei der Hälfte der Tour 😀 und die Rocky Mountains werden sicherlich ein Highlight werden!

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