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🇨🇦 Rocky Mountains – Jasper, Banff und Kootenay Nationalpark

So abwechslungsreich wie die Landschaft, sind auch unsere Schlafplätze. Mal schlafen wir in einem abgelegenen, hundertjährigen Haus am Fluss, mal schlafen wir in einem Baumhaus und alles hat seine eigene Gemütlichkeit. Das Haus von Barbara und Marshall ist so abgelegen, dass man es von einer Straße nicht im entferntesten erkennen könnte. Es liegt traumhaft schön am Mc Leod River und zeigt seinen Charme bereits beim eintreten. Sie sind wundervolle Gastgeber und wir fühlen uns sehr willkommen. Als wir am nächsten Morgen weiter fahren und zurück auf die „Hauptschotterpiste“ gelangen, fragt uns ein Arbeiter an einer Gas-Pumpstation, wo wir denn herkommen? Er hätte uns bereits gestern gesehen und sich gewundert,  wo wir  hinfahren wollten und als wir ihn erklärten, wir hätten bei einem Gastgeber übernachtet, war er beruhigt. Sicherlich hat er gedacht, wir wollten wild Campen! Diese Gasstationen gibt es zahlreich an allen Straßen die wir bereits in Kanada befahren haben. Gas und Öl fließt hier in Mengen! Bis wir den nächsten Ort erreichen, fahren wir 80 km auf dem Higway ein leicht welliges Auf und Ab. Um die Anwesenheit von Bären machen wir uns keine Gedanken, die Autos sind laut genug. Wir stecken beide unsere Kopfhörer ins Ohr und die Kilometer rollen sich fast von alleine. Wir sind umgeben von Wald und genießen immer wieder schöne Ausblicke auf die näher kommenden Berge. Der Tag vergeht fast wie im Flug und wir kommen nach ein paar Stunden in Hinton an.

Vielen lieben Dank Barbara und Marshall!

Hinton ist ein besonderer Ort für uns! Wie oft saßen wir zuhause vor der Landkarte, sind unsere Tour mit dem Finger abgefahren und haben uns gefragt, wie wird es wohl in Hinton sein? Wie viel Zeit werden wir bis dorthin benötigen? Wir konnten uns nicht vorstellen, wie es sein wird, diesen Punkt final erreicht zu haben! Nicht, dass wir zuvor nicht schon mal mehr als 5000 km geradelt sind, aber wir haben die Touren im gesamten noch nie so vor uns auf einer Landkarte gesehen! Aber warum ist nun Hinton so besonders? Von hier fahren wir in den Jasper Nationalpark, von hier sind wir in weniger als 70 km in den Rockys, haben die Hälfte unserer Tour geschafft und ab hier fahren wir in den Süden, in den Süden gen Mexico! Mit hoffentlich endlich Rückenwind!

Bei Kristin (und Bruce) dürfen wir im Baumhaus übernachten! 

Die Nacht verbringen wir bei Kristin und Bruce in deren Baumhaus. Was es nicht alles gibt! Als wir ankommen, sind beide noch unterwegs, die Türen sind offen, wir sollen einfach reingehen, können die Küche benutzen und schon mal duschen. Wir haben noch einen kurzen gemütlichen Abend mit beiden, bevor wir uns ins Baumhaus verziehen. Nachts hören wir relativ nah Kojoten ums Haus schleichen und kurz darauf Fußstapfen auf dem Dach. Ein wenig gruselig aber sicher ist es nur ein Eichhörnchen beruhigen wir uns. Nach dem Frühstück wollen wir uns mal früher auf den Weg machen. Nach ca 20 km bemerke ich, ich habe zwei unserer Wasserflaschen bei Bruce und Kristin vergessen! Zurück, das wären 40 km mehr heute! Kurzerhand fragen wir Bauarbeiter am Weg, ob sie so nett wären und für uns einen Anruf tätigen  würden und selbstverständlich sagen sie „ja“. Bruce ist so liebenswert und bringt uns die Flaschen nach und das erspart uns einiges an Weg!

Um nach Jasper zu kommen, fahren wir auf dem Higway. Unsere alternative Route haben wir schon längst aufgegeben. Ca 150 km Schotterpiste und eine Menge Trucks mit Holz oder Gas beladen, sind nicht unsere Wunschkriterien. Zwar ist auf dem Trans Canada Higway auch viel Verkehr, aber wir haben einen breiten Seitenstreifen für uns. Mächtig stolz kommen wir in Jasper an. Stolz bis hierher ohne größere Probleme mit uns oder unseren Rädern gehabt zu haben. In Jasper müssen wir uns für die nächsten Tage gut organisieren und einkaufen, denn wir werden etwa 3-4 Tage keine Verpflegung kaufen können. Die nächste Ortschaft ist 280 km südlicher und dazwischen irgendwo eine Tankstelle an der wir hoffentlich ein paar Lebensmittel erhalten. Um Wasser brauchen wir uns keine Sorgen zu machen denn auf den meisten Campingplätzen ist ein Wassertank vorhanden. Die Plätze sind im Wald, urig gelegen, immer mit einer Feuerstelle und zumeist kann man sich Holz am Eingang einfach nehmen. Feuer und Rauch ist gut, das vertreibt die reichlich vorhandenen Moskitos. Es gibt Toiletten, eine kleine Holzhütte für alle Camper mit Ofen und das war es auch schon. Bezahlt wird am Eingang auf Vertrauensbasis.

Bis zu 3300 Meter sind die Bergspitzen hoch, die meisten schneebedeckt und in bizarer Formation. Bis ca 2500 Meter Höhe sind die Berge bewaldet und es ist ein trauriges Schauspiel da auch hier der Borkenkäfer weite Teile der Flächen zerstört hat. Sobald der Wald bis zu Straße reicht, fange ich an zu klingeln um ja keinen Bären zu überraschen. Als wir für längere Zeit auf einem Hochplateau radeln und weit blicken können, bin ich wieder entspannter und Uwe ist es sowieso immer! Allerdings haben wir die ersten drei Tage überhaupt keine Tiere gesehen, weder Elk, Mousse noch Bär! Durchzogen ist der NP von Wasserfällen und reißenden Flussläufen und es ist sehr beindruckend, welche Wassermassen von den Bergen ins Tal fließen. Die ersten zwei Tage können wir relativ gemäßigt bergauf radeln, wobei wir am ersten Tag  einen Sandsturm über uns ergehen lassen mussten und das fühlt sich auf der Haut wie 1 Million Nadelstiche an. Der Sturm fegte den Sand vom Strand eines Sees so stark über uns hinweg, dass wir teilweise nicht mehr voran kamen. Wenn man dann das Ende des Sees sehen kann und weiß, ab dort wird es besser, kämpft die Muskelkraft und die Kraft des Windes noch härter gegeneinander an. Danach schütteln wir Sand aus Ohren, Nase und den Taschen! Am dritten Tag steht unser erster Pass an, wir müssen über den Sunwapta Falls Pass der uns mit ordentlicher Steigung von 9-10% schwitzen lässt. Es scheint die Sonne und die Aussichten sind klasse, um immer wieder anzuhalten um Fotos zu machen. Als wir am Columbia Icefield (darüber hatten wir bereits in einem vorherigen Beitrag berichtet) ankommen, haben wir fast die Spitze des Passes erreicht. Hier tummeln sich die Touristen im Infocenter, um eine Gletschertur zu machen, den Skywalk zu besuchen oder sogar beides. Wir benötigen das Center nur um Wasser aufzufüllen und mal kurz deren WLAN zu benutzen. Kurze Zeit später sind wir bereits auf unserem nächsten Campingplatz angekommen. Wir meinen, der Jonas Creek Campingplatz von gestern und der Icefield Camp von heute sind die schönsten Campingplätze unserer bisherigen Reise. Im Moment sitzen wir auf ca 2000 hm und sehen von unserem Lagerfeuer auf eine schneebedeckte Bergspitze umgeben von blauen Himmel. Das Leben ist schön, was wollen wir mehr!

Sandsturm in den Bergen!
Columbia Icefield

Drei Tage benötigten wir um durch den Jasper NP zu radeln und am Samstag rollen wir dann in den Banff NP weiter und übernachten auf dem völlig überfüllten Mosquito Campground. Da wir zur Mittagszeit beschlossen hatten, den Bow Pass noch anzugehen, hatten wir keine Wahl und mussten den Platz nehmen. Nach 101 km und mehr als 1000 gefahrenen Höhenmeter ist man eh nicht mehr wählerisch. Aber morgen da gibt es nach fünf Tagen Katzenwäsche endlich wieder eine Dusche und wie wir uns auf diese kleinen Dinge freuen. Die Berge sind weiterhin malerisch und zunehmend sehen wir Bergseen direkt von der Straße aus. Die Farben der Gewässer sind gigantisch und wenn dann mitten im See noch ein Stand-Up Padler zu sehen ist, wirkt es fast kitschig schön. Immer noch sehen wir Gletscherfelder fast zum Greifen nahe vor uns. Zum Greifen nahe war auch unser zweiter Schwarzbär. Direkt am Wegesrand sah er uns von ca 3 Meter Entfernung in die Augen. Er hat sich auch nicht von unserem Hupen und Klingeln irritieren lassen. Da bleibt einem aber auch mal kurz der Atem weg! Kurze Zeit später hielt direkt neben ihm ein Auto und die Insassen haben Fotos von ihm gemacht. Als uns das Auto überholte, habe ich sie gestoppt und gebeten uns die Bilder zu senden. Selbst zurück wollten wir nicht unbedingt. Was für ein aufregender Tag!

Schwarzbär Nummer II ! Nicht ganz so klein und ziemlich nah!

In Lake Luise teilen wir uns einen Campingspot mit Anais und Emanuele aus Frankreich die wir gestern bereits getroffen hatten. Sie reisen mit ihren zwei kleinen Kindern auf einem Tandem mit Kinderanhänger für 6 Monate durch Kanada und die USA und sind wie wir Richtung Süden unterwegs. Die Beiden bewegen ca 100 kg mit dem Rad. Chapeau! Hier haben wir auch endlich wieder die Möglichkeit zum Duschen und ein Bier zu trinken, nach fünf Tagen! Chapeau das wir beides aushalten konnten:-). Am Montag den 18.07 gab es einen langen Radtag und nach 108 km sind wir am McLeod Meadows Campground in unserem dritten Nationalpark, dem Kootenay NP der sich bereits in British Columbia befindet. Erneut überqueren wir die Continental Divide, allerdings nun die Scheide zwischen Ost und West. Heute hatten wir mal wieder mehr Downhill als Uphill zu radeln und sind nur noch auf einer Höhe von ca. 1200 Metern. Fast den ganzen Tag radeln wir in der Nähe des Kootenay River entlang. Wir haben spektakuläre Aussichten auf den türkisblauen Flusslauf, der sich über Wasserfällen immer tiefer ins Tal gräbt um sich dort weiter zu verzweigen. Dann liegt oft ein weites Tal vor uns und wir erhoffen uns immer wieder einige Tiere zu sehen. Aber: nichts!  Alsbald wird er durch Stromschnellen erneut zu einem reißenden Fluss und somit sind unsere Augen den ganzen Tag beschäftigt. Das ist wieder einmal der Vorteil des Radfahrens, viele Eindrücke bleiben den Autofahrern verwehrt und Anhalten können wir jederzeit und fast überall.

Katzenwäsche am Campingplatz
Ein, nicht gerade beruhigendes, Hinweisschild am Campingplatz

Wir hoffen am Dienstag in der Nähe von Radium Hot Springs mal wieder eine Nacht in einem Bett verbringen zu können, denn ab dort sind wir aus den Nationalparks raus. Die wenigen Übernachtungsmöglichkeiten in den Parks sind im Sommer fast ausgebucht und mit 300-500 Dollar pro Nacht völlig inakzeptabel. Natürlich verlangen auch die zwei Supermärkte welche wir die letzten sieben Tage zur Verfügung hatten, unverschämt hohe Preise.  Kanada ist als Reiseland recht teuer und wenn dann ein Toastbrot 12$ kostet, bekommt man schon mal kurz Schnappatmung.

What a Timing, what a Meeting!

16 Wochen sind wir nun unterwegs und haben etwas mehr als 6000 km. Wie sollte man da ein Treffen planen können, wenn man nicht weiß, wann man wo sein kann? Und doch funktioniert die kleine Reisewelt genauso spontan! Unsere ehemaligen Nachbarn, Petra und Lothar sind für drei Wochen in Kanada und tatsächlich trafen wir die beiden heute.  Es geht sogar noch besser, wir treffen sie oben auf einem Pass und genau dort gibt es einen Parkplatz, kurz vor unserer Ankunft am Gipfel, überqueren sie diesen von der anderen Seite. Es ist eine kleine Welt und es geht auch ohne sich fest verabredet zu haben, es passiert einfach, passiert an der richtigen Stelle und es ist pure Freude!

Petra und Lothar! War das eine Freude euch zu sehen!

Impressionen der Nationalparks

Continental Divide
Wir sind in British Columbia!

PS: Weiterhin Wind von vorne! 🙄 Es ist wie verhext!

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  1. Elke und Thomas J.

    Wieder einmal beeindruckende Fotos und schöne Geschichten. Solche Erlebnisse hat man nur beim Radfahren. Weiterhin gute und sicher Fahrt!

    • Lieben Dank! Geschichten habt ihr bestimmt auch immer viel zu erzählen. Da muss ich nur an eure letzte Tour denken :-). Fröhliche Grüße ins Fränkische!

  2. Heidi Woith-Zoschke

    Hey ihr Beiden, was für tolle Erlebnisse in allen Bereichen und welch grandiose Bilder. Bären in Natur sind glaub ich doch sehr beeindruckend , recht anders als im Zoo. Na, weiter alles Gute und liebe Grüße von Heidi aus Ehestorf

    • Hallo Heidi! Wir sind nicht so sicher, wo uns Bären lieber sind! Aber so plötzlich einen neben sich stehen zu haben ist schon ziemlich gewaltig. Vor allem sind die Straßenränder oft halbhoch bewachsen und da hat man nicht so gute Übersicht. Die Landschaft ist hier gewaltig und wunderschön und wenn die Sonne scheint sieht alles nochmal so schön aus, da haben wir wirklich Glück. Viele Grüße an Dich

  3. Anja

    Gewaltig was Ihr da beradelt und berichtet.
    Und Ihr seht so glücklich und gut aus 🙂 Ich freue mich sehr für Euch, dass alles so gut passt – einschließlich dem Treffen im Nirgendwo.
    Sabine, wenn klingeln und hupen keinen Eindruck auf die Bären macht, solltest Du vielleicht doch besser wieder singen?

    Ganz liebe Grüße
    Anja

    • Das mache ich zusätzlich, aber mir gehen die Texte aus und spontan Reimen ist nicht so einfach. Da muss ich oft selbst lachen, wie wenig der Text zusammen passt und Uwe über den Blödsinn welchen ich singe. Ich bin jetzt nicht super unentspannt hier, aber wenn wir unsere Bärensprays mal weiter verschenken können, weil wir das Bärenland verlassen haben, bin ich nicht unglücklich darüber. Es fasziniert und beängstig zugleich. Fröhliche Grüße und übersteht die Hitzewelle gut! 😘

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