Wie weit und groß kann ein Land eigentlich sein? Wir sind in Utah und die Strecke welche wir nehmen, verspricht ziemliche Weite! Weit gekommen sind wir bisher auch ohne Plattfuß, aber nach exakt 8947,5 km meldet sich ein Hinterreifen und wir finden einen kleinen spitzen Stein, der sich bis zum Schlauch vorgearbeitet hatte. Hätten wir Milch im Reifen, wäre die Stelle einfach versiegelt worden! Das Prinzip eines schlauchlosen Reifens basiert darauf, dass man Dichtmilch direkt in den Reifen füllt und jedes kleine Loch wird mit der Milch quasi abgedichtet. Da wir dass System nicht haben, haben wir einen klassischen Plattfuß und können das kleine Loch auch direkt flicken. Wir hatten die Milch-Variante zuhause getestet und für uns hat es sich nicht als reisetauglich herausgestellt.
Nachdem wir in Blanding ankommen, wird der Supermarkt geplündert. Zu unserer Überraschung müssen wir feststellen, dass es im gesamten Ort kein Bier zu kaufen gibt. Die Mehrheit im Ort, Mormonen, lehnt das ab. Somit üben wir schon einmal für die kommenden Tage, denn die nächsten 200 km gibt es keine Versorgungsmöglichkeit, auch sind keine bewonten Häuser zu erwarten. Kurz nachdem wir uns auf die Strecke begeben, ist uns bereits klar, was dies bedeutet. Hier kann man nicht leben, vor allem von was? Wir sind in einer fantastischen, endlosen Weite. Ein wunderbares Nichts um uns herum. Rote Sandsteingebilde, endlose Schluchten, Straßen die sich hoch in die Berge ziehen und auf denen wir dann erneut nach unten rasen, damit wir einen nicht vorhandenen Fluss überqueren können. Es ist alles ausgetrocknet. Die erste Nacht verbringen wir nach ca. 75 km und vielen Höhenmetern, im Nationalpark Natural Bridges. Dort gibt es ein Besucherzentrum und dort ist auch die einzige Möglichkeit um wieder Wasser zu bekommen. Essen haben wir für ca. 4 Tage dabei. Der Campingplatz hat nur 13 Plätze und wir sind nicht alleine vor Ort. Dennoch ist es unglaublich ruhig und still um uns und wir meinen wirklich eine Stille, die man selten erleben darf. Kein Lärm einer Stadt, eines Flugzeuges, fahrender Autos, Generatoren usw. Der Sternenhimmel ist prächtig und da im weiten Umkreis kein Licht den Himmel erhellen könnte, blickt man in ein Sternenmeer.
Am nächsten Tag radeln wir durch den Glen Canyon und wir sind in einer Umgebung, die uns winzig erscheinen läßt. Tiefe Schluchten, die vormals Flüsse erkennen ließen und hohe rote Sandsteingebilde die bizarre Felsformationen angenommen haben. Heute ist alles ausgetrocknet und wir fragen uns, wie lange es wohl gedauert hat, bis sich das Wasser tief in die Erde gegraben hat. Es ist grandios, fantastisch, beeindruckend, es gibt nicht genügend Worte und wir können die Gegend nicht würdigend beschreiben. Die Bilder müssen für sich sprechen. Wieder einmal sind wir der Meinung, dass die Wege abseits der Touristenströme die bessere Wahl ist und wir können die Straße fast für uns alleine nutzen. Den nächsten Campingplatz, den wir ansteuern gibt es offiziell seit März nicht mehr. Es gibt jedoch wieder ein kleines Besucherzentrum, welches leer und verschlossen ist, eine Toilette mit Wasser und einen tollen Unterstand mit kilometerweitem Ausblick. Genau hier werden wir unser Zelt aufstellen. Zufällig kommt der Ranger, der hier für die Wanderwege zuständig ist, vorbei. Er erklärt uns, dass der Wasserstand des Lake Powell, welcher sich ca 600Meter weiter im Tal befindet, nur noch zu 30% gefüllt ist und somit keine Besucher und Touristen mehr hierher kommen. Dies hat wiederum zur Folge, dass die Gegend nicht mehr attraktiv genug ist, um den Campingplatz geöffnet zu lassen. Wir schlagen unser Zelt direkt am Eingang des Besucherzentrum auf und haben eine Bank mit Tisch inklusive. Chris, der Ranger weiß Bescheid und hat es abgesegnet. Super Platz!
Zwischenzeitlich haben wir Besuch von einer jungen Klapperschlange welche sich im Büro des Besucherzentrums eingenistet hatte. Das Zentrum ist seit März geschlossen und so hatte sie Zeit sich einzugewöhnen. Daneben gleich ein Skorpion. Schöne Begrüßung! Wir haben Australien überlebt, wird es wohl diesmal auch wieder gut gehen. Chris setzt die Schlange mit Stock und Besen bewaffnet, auf die „Straße“ und sie zieht ihrer Wege. Hoffentlich weit weg von uns!
Wie im Rausch fahren wir von Tal zu Tal und immer wieder ergibt sich ein anderes Bild dieser endlosen Landschaft. Wir erkennen in den ausgewaschen Sandsteinen Gesichter, Elefanten, Schildkröten, Leuchttürme, einen General und sonstige Fantasiegestalten. Und dazwischen schlängelt sich der Colorado River (2334 km), der seinen besten Füllstand wohl auch schon lange hinter sich gelassen hat. Seit vielen Jahren gilt der durch Dürre, Trockenheit und Wasserentnahme bedrohte Colorado River als der am stärksten gefährdete Fluss der USA, dabei ist er der größte und wichtigste Fluss im Südwesten Nordamerikas. Die staubtrockene Umgebung lässt sich auch am Himmel wiederfinden, die Wolken sind zum Teil leicht rot gefärbt und wir nehmen an, dies kommt vom aufgewirbelten roten Sand.
Nach drei Tagen, 200 km mit Katzenwäsche und viel Staub kommen wir in Hanksville an und wir wollen zuallererst mal wieder duschen und ein Bier. Jetzt kommt auch das Backpulver bzw. Baking Soda ins Spiel. Wir streuen es in die Schuhe um den Geruch zu nehmen. Es funktioniert ziemlich gut und wir sind froh, den Tipp von zwei österreichischen Radlern bekommen zu haben. Aus Baking Soda stelle ich auch mein Deodorant mittlerweile her, es wirkt ziemlich gut. Hanksville hat gerade mal 200 Einwohner, einen kleinen Supermarkt, eine Tankstelle und einen Campingplatz mit ein paar netten Cabins, welche wir für zwei Tage mieten. Ansonsten ist der Ort wenig attraktiv aber für eine kleine Pause ist jeder Ort genau richtig! Wir sitzen auf unserer kleine Terrasse, schreiben. lesen, faulenzen, waschen unsere Wäsche und führen kleine Reparaturen am Fahrrad aus.
Glen Canyon
Von hier geht es nun weiter in Richtung Bryce Canyon und Zion Nationalpark. Geschätzt noch 1500 km bis nach Mexico 🇲🇽!
Elke und Thomas H.
Danke für die eindrucksvollen Bilder und Beschreibungen. Jetzt wissen wir, wo unsere 2. USA-Reise – nach 2007 in Florida – hingehen wird.
glorypedalling.com
Wir hätten bereits zwei Routenempfehlungen für euch! Wenn es weiterhin so unglaublich schön bleibt, wissen wir nicht mehr, was wir euch als erstes empfehlen sollen🙃. Grüße ins Fränkische
Thomas
Tolle Bilder – wunderbare Landschaft!
glorypedalling.com
Ja das ist es wirklich! 😊