Noch vor ein paar Tagen fuhren wir morgens mit einer Jacke und Halstuch los und mussten nachts im Schlafsack mit langärmeligen Shirt schlafen. Den letzten Abend in den Bergen mussten wir im Zelt verbringen, draußen regnete es ausgiebig. Wir hatten es nach unserer Ankunft auf dem Campingplatz gerade noch im Trockenen geschafft, das Zelt aufzubauen und feierten dann Zeltparty mit Bier und selbstbelegten Burritos. Ein Radtag später, 100 km weiter und 1600 Höhenmeter tiefer, sind wir im Wüstenklima des Südens Arizonas angekommen. Plötzlich haben wir wieder 36°C bei einer Höhe von 600 ü.N. So tief waren wir seit Wochen nicht mehr und 1600 Höhenmeter an einem Tag zu verlieren ist schon eine ziemliche Freude, aber auch ein enormer Landschafts- und Klimawechsel. Die Pinien werden nun ersetzt durch Palmen und riesige Saguaro-Kakteen. Das Durchschnittsalter der Kakteen an den natürlichen Standorten beträgt etwa 85 Jahre, wobei einzelne Exemplare über 200 Jahre alt werden können. Zehnjährige Pflanzen werden in der Natur nur etwa 4 cm (in Kultur bis 10 cm) groß. Die höchste Wuchsgeschwindigkeit von 10 bis 15 cm pro Jahr erreichen erst bereits 2 bis 8 m hohe Pflanzen, danach nehmen die jährlichen Zuwachsraten wieder ab. Umso mehr begeistern uns diese riesigen Pflanzen. Sie sind sogar unter Naturschutz gestellt und es gibt hohe Strafen sollte man einen Kaktus beschädigen.
Unseren langen Radtag dürfen wir bei Phyllis und Randy beenden, denn sie haben uns als Gäste zu sich eingeladen. Im Vorfeld wissen wir, sie leben in einer „gated community of pilots“ unter welcher wir uns nicht so viel vorstellen können. Randy holt uns an einem verabredeten Punkt ab und begleitet uns ca 5 km aus dem Ort, bevor wir vor einem großen umzäunten Areal mit Rollgate stehen. Die einzelnen Häuser haben alle große Hangars als Garage im Garten stehen. Rechts von uns taucht irgendwann eine Rollbahn auf und auch bei Phyllis und Randy finden wir einen großen Hangar vor. Sie erklären uns, dass dies eine Gemeinschaft von Piloten sei, die in diesem Areal ihr Wohnhaus als auch ihre Flugzeuge direkt im Garten stehen haben. Wenn sie fliegen wollen, rollen sie von Zuhause direkt auf die Landebahn und können starten. Hier leben die Menschen nicht am Golfplatz sondern am Flugplatz und ihren schicken Flieger können wir am nächsten Tag bewundern und Uwe kann kurz den „Boden-Piloten“ im Cockpit spielen. Diese Wohngegend beeindruckt uns schon sehr und wir haben mit Phyllis und Randy hervorragende Gastgeber, die all unsere Fragen gerne beantworten.
Ca 85km später kommen wir mit viel Lärm in California an. Den halben Tag verbringen wir auf der Interstate und es ist die Hauptverbindung zwischen Phoenix und Los Angeles mit hunderten von LKW’S die an uns vorbei donnern. Dummerweise habe ich einen Platten und es scheint, als ob ich, Sabine, dafür zuständig wäre! Sabine 4 / Uwe 0! Es ist aber auch ein Glücksspiel ohne Panne durchzukommen. Am Seitenstreifen der Autobahn liegen Millionen von großen oder kleineren, zerfetzten Reifentteilen und die kleinen Drähte, welche sich in der Reifendecke befinden, machen es uns zum Spießrutenlauf ! Wir sind froh dass wir kurz nach der Bundesstaats-Grenze den Higway verlassen können und auch müssen. In California ist es nicht erlaubt auf der Autobahn als Radfahrer zu fahren. Nach insg. 103 km kommen wir in Blythe an und genießen erst einmal einen großen Becher Eiscreme bevor wir uns zu unserem Warmshowers- Host Wayne aufmachen, der etwas außerhalb lebt und einen kleinen Shop betreibt. Er selbst ist nicht vor Ort, aber wir treffen nette Menschen an, die über unsere Ankunft informiert sind und uns herzlich willkommen heißen. Damit wir unser Zelt nicht aufbauen müssen, bietet man uns an, in einem Wohnwagen zu übernachten, was wir gerne annehmen. Robin ein Freund des Gastgebers spendiert uns sogar eine Pizza und wir sind mal wieder im „Freudentaumel“.
Tags darauf brechen wir früher auf als üblich denn wir wollen 150 km am Stück fahren. Zwischen Blythe und Brawley gibt es eigentlich nichts, nur Hitze von 38°C und keinen Schatten. Zu Beginn fahren wir durch landwirtschaftlich geprägte Gegenden und sehen zum ersten Mal Baumwollfelder. Allerdings ändert sich die Landschaft ziemlich schnell und wir befinden uns in der Wüste. Nach ca 90 km passieren wir einen Checkpoint der US-Bordercontroll welcher glücklicherweise besetzt ist und die netten Polizisten füllen unsere Flaschen mit kaltem Wasser wieder auf. Nach weiteren 10 km kommen wir nach Glamis, ein verstaubtes Nichts! Die Umgebung in der wir uns befinden ist Desert – Wüste mit Kakteen – und in Glamis befindet sich wie aus dem Nichts, eine Dünenlandschaft. Aufgrund dieser Dünenlandschaft kommen die Menschen hierher um ihre Quads durch eben diese zu jagen. Allerdings nur in den Monaten, in denen es nicht zu heiß ist und diese fangen gerade erst an. Deshalb muss man sich den „Ort“, der nur aus einem Shop besteht, nahezu verlassen und einsam vorstellen. Hier, ohne Schatten im Staub wollen wir auch nicht bleiben, also gilt es die Zähne zusammen beißen und noch weitere 50 km durchhalten! Die letzten Kilometer sind sehr zäh und langsam wird es dunkel, denn Sonnenuntergang ist bereits um 18:00 Uhr. Kurz vor Ortseingang sehen wir eine Farm mit Rindern, es müssen mehr als 10.000 sein. Soetwas haben wir noch nie gesehen! Wir sind 8 1/2 Stunden unterwegs als wir Brawley erreichen und fallen ziemlich müde ins Bett. Der nächste Tag ist Pausentag!
Der Pausentag beginnt mit Schläuche flicken, denn nun hat auch Uwe einen weichen Reifen bemerkt! 4:1!
41 km bis zur mexikanischen Grenze! Wahnsinn!
🚴♀️ V A M O S ! 🚴♀️
Heidi Woith-Zoschke
Wahnsinn ist das wirklich mit euch, aber unheimlich spannend und mit den tollen Bildern. Vielen Dank , ich freue mich auf Mexko mit möglichst wenig Schläuche flicken.
Herzliche Grüsse von Heidi aus Ehestorf
glorypedalling.com
Irgendwie sind wir fast sechs Monate ohne Platten gut durchgekommen und nun müssen wir es wohl nachholen……leider🙈
Mal sehen, wie es weiter geht in Mexico 🇲🇽. Sonnige Grüße
Steve Chitovas
CONGRATULATIONS!!!!!!
glorypedalling.com
What an adventure 👍. Greetings to both of you!