Es gibt eine tolle App mit dem Namen iOverlander. Reisende, egal mit welchem Fahrzeug, stellen dort Informationen zu offiziellen oder inoffizielle Campingplätze, Wasserstellen, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr für alle zur Verfügung. Sahra und Kai, zwei Deutsche, die wir immer mal wieder zufällig treffen, nannten iOverlander ihre Outdoorbibel. Dem können wir gut zustimmen.
In iOverlander sind manchmal Straßenkonditionen beschrieben und Hinweise zu besonderen Vorkommnissen, so wie zB Straßensperren. Im letzten Bericht hatten wir bereits über die Straße 199 von San Cristobal de las Casas nach Palenque (nordöstliche Richtung) berichtet. Von dieser Straße wird jedem Reisenden abgeraten, es gibt immer wieder Straßenblockaden, um Geld zu fordern und auch schwere Raubüberfälle. Selbst Autobusse wurden nicht verschont. Deshalb wählten wir einen anderen Weg. Zwei Warnhinweise hatten wir jedoch auch für unseren ausgewählten Weg 195 und nachdem wir uns beraten hatten, haben wir uns doch zu viert aufgemacht um die Straße 195 in nordwestliche Richtung zu nehmen. Die Warnhinweise, welche auch auf Blockaden hinwiesen, waren von 02/22 aber ein Reisender berichtete in 11/22 das er keinerlei Schwierigkeiten hatte. Wir hatten Vorkehrungen bzgl. unserer Wertgegenstände und Geld getroffen.
Nach und nach hat uns das mulmige Gefühl verlassen, wir waren in einer außerordentlich schönen Gegend. Unzählige Dörfer reihten sich an der Straße aneinander, überall gab es viel zu sehen auf dem Weg nach oben. Wir hatten einige steile Anstiege zu bezwingen und die Aussichten auf die umliegenden Bergketten sowie in die Täler waren extrem schön. Wir konnten gar nicht so oft anhalten um alles zu fotografieren. Es musste ja auch mal geradelt werden. In den umliegenden Bergen waren immer wieder hoch oben oder tief unter uns, Dörfer zu erkennen. Wir sind selten durch eine so sehr besiedelte Umgebung gefahren und sind so tief in den von Indigenen bewohnten Gebieten unterwegs, dass das Leben auf den Straßen doppelt interessant für uns erscheint. Hatten wir im letzten Bericht noch geschrieben, dass sie sehr zurückhaltend sind, erleben wir hier oben in den Bergdörfern ganz anderes. Sie winken und rufen uns zu. Es ist fantastisch. Strassenblockaden haben wir keine erlebt, nur sehr freundliche Menschen.
Die Übernachtungssuche des Tages gestaltete sich etwas schwierig und so endeten wir in einem Hotel für 7,50€ die Nacht. Wir bekamen, was man für das Geld erwarten konnte. Viel schlimmer, war der nächste Tag, es regnete in strömen und wir mussten eine Lösung finden! Radeln war definitiv nicht unsere erste Wahl und in diesem Hotel bleiben, war völlig ausgeschlossen. Martin und Manon hatten ständig Wasser auf dem Boden ihres Zimmers, welches an den Wänden nach unten lief, wir hatten Wassereinbruch im Bad. Glücklicherweise hatte das Hotel, welches am Vortag noch ausgebucht war, zwei Zimmer für uns und wir konnten es nicht abwarten umzuziehen. Vom Ort Jitotol haben wir tagsüber nicht viel mitbekommen, es regnete unentwegt. Es war der 24. Dezember und wir hatten uns definitiv etwas anderes vorgestellt. Am Weihnachtsabend sind wir dann zu fünft. Ein Freund von Manon und Martin, mit dem Auto unterwegs in Mexico, stößt zu uns. Um den Abend doch noch festlich zu gestalten, hatten wir vereinbart, das wir jeweils dem anderen ein völlig, für die Reise nutzloses, Geschenk kaufen. Wir haben eine Tasse gefüllt mit Erde und einer Pflanze erhalten. Mehr nutzlos für eine Radreise geht wirklich nicht und somit habe ich nun an meiner Frontgabel eine Pflanze befestigt. Fröhliche Weihnachten 🎄. Abends gehen wir nochmals zur Plaza und beobachten das treiben. In der Kirche findet eine Messe statt und außen spielen die Kinder mit Feuerwerkskörper. Nach einer Stunde formiert sich eine Kapelle, von der wir glauben, dass jeder ein anderes Notenblatt in die Hand bekam und Böller werden in die Luft geschossen. Eine Konstruktion aus Papmache, bestückt mit Feuerwerk wird einem Mann über den Oberkörper gestülpt. Er läuft damit im Kreis währenddessen die außen befestigten Raketen in die Luft gehen. Was für ein Spektakel. Um uns schleichen immer zwei Teenagerinnen, Isabell und Magda. Sie brennen darauf mit uns ins Gespräch zu kommen und haben 1000 Fragen. Sie hatten noch nie vorher Touristen gesehen, wissen nicht wo Europa ist und können sich nicht vorstellen, dass man etwas anderes als spanisch sprechen kann. Zwei zauberhaft, neugierige junge Mädchen.
Am 25. Dez. beraten wir noch ein wenig ob wir weiter fahren sollen, aber nachdem Martin sämtlich vorhandene Wetter-App’s gecheckt hatte, sind wir aufgebrochen. Entgegen der Vorhersage, nur ab und zu etwas Regen, schüttete es den ganzen Tag. Bei über 100km und vielen Höhenmetern, kein ganz so großes Vergnügen, dennoch beste Stimmung in der Reisegruppe. Der Weg durch die Berge und dem Regenwald war erneut spektakulär. Beeindruckend ist, dass hier alle Arten von Pflanzen und Blumen am Wegesrand wachsen, die wir in Deutschland in kleine Töpfe planzen und uns freuen, wenn sie im Wohnzimmer mal einen Meter hoch gewachsen sind.
Angekommen in Teapa stehen wir noch etwas suchend am Straßenrand als ein Pärchen auf einem Moped neben uns hält und uns Essen (Sandwich und Salat) schenkt. Es wäre ja schließlich Weihnachten! So eine herzliche Geste! Als wir ins Hotel einchecken, wollen alle nur noch heiß duschen und in trockene Klamotten schlüpfen. Heiß duschen konnte jeweils nur eine Person, für den zweiten „Duschvorgang“ reichte es nicht mehr. Trocknen konnten wir die nasse Kleidung auch nicht im Zimmer, es war einfach nicht genügend Platz um alles aufzuhängen. Ab jetzt haben wir die Berge tatsächlich hinter uns gelassen. Wir können es nicht glauben, dass es nur noch flach für die nächsten 2000 km sein soll. Wir sind in Villahermosa und kommen am 28. Dez. an der Atlantikküste an. Nur noch kurz, dann sind wir in der Karibik.
Villahermosa: Alt und Neu so nahe beieinander, aber immer bunt!
Mahlzeit!
Wir radeln kilometerlang an Bananenplantagen vorbei. Bei einer Pause fragen wir einen jungen Mann, weshalb die Stauden in Folie gepackt sind. Es soll Schutz vor Vögel bieten, die sonst evtl die Schalen verletzen würden. Er erklärt uns, dass die Pflanzen nach der Ernte gestutzt werden und somit neue Triebe entstehen. Die neuen Bäume benötigen 9 Monate um zu wachsen und erneut Bananenstauden zu bilden, diese Reifen dann für zwei Monate. Die Bananen sind auch für den europäischen Markt bestimmt, aber nur, wenn sie der europäischen Norm entsprechen, werden sie exportiert.
Heidi Woith-Zoschke
Super Fotos, wunderbarer Bericht. Die Durchnässung hättet ihr bestimmt gerne weggelassen.
Ich wünsche euch einen guten Rutsch ins hoffentlich positive Jahr 2o23.
❤️ liche Grüße von Heidi
8 grad und Nieselregen
glorypedalling.com
Hallo liebe Heidi, wir wünschen dir ein tolles 2023 und würden uns freuen, wenn wir uns auch im nächsten Jahr wieder hier treffen. Evtl. werden wir im nächsten Jahr einen Reisevortrag halten und vielleicht hast du Lust dazu zukommen? Dann können wir uns auch mal persönlich sprechen! Wenn es soweit sein sollte, geben wir es sicher hier bekannt. 👍
Heidi Woith-Zoschke
Ja, das wäre toll, aber das ist bestimmt viel Arbeit. Wir haben Geduld und würden uns freuen.
glorypedalling.com
Ja, das vorbereiten ist sehr viel Arbeit, aber das Vortragen ist so toll. Uns macht es riesig Spaß!
Marie & Carol
Could hardly wait to read your message. As always, it was great. Merry Christmas and Happy New Year!
glorypedalling.com
Marie and Carol, so nice to have you still with us! We wish you all the best for 2023 and hope that we always stay in touch, even when we are back in Germany by end of February or March. You both can reach us anytime via this Blog ♥️. Big hugs, Sabine and Uwe