Als wir in Tulum in Richtung Norden losfahren, sind 90% Regenwahrscheinlichkeit vorhergesagt. Na ja gut denken wir, ein wenig Regen kann uns nicht schaden. Die ersten 30 km rollen wir trocken ganz gut dahin. Wir haben zu unserer rechten Seite das karibische Meer, welches wir aber nicht sehen können. Fast durchwegs verwehren uns Hotelanlagen den Blick auf Strand und Meer. Es scheinen riesige Anlagen zu sein, zumindest die gigantischen Zufahrten versprechen dies. Wir befinden uns auf der Hauptverkehrsverbindung zwischen der südlichen Grenzstadt Chetumal ins nördlich gelegene Cancun und dementsprechend haben wir ein hohes Verkehrsaufkommen, allerdings ist es mit einem breiten Seitenstreifen erträglich. Zur Hälfte der Strecke legen wir eine kurze Pause ein, wollen jedoch schnell weiter, denn vom Süden kommen die Regenwolken bedrohlich näher. Als wir bereit für die Weiterfahrt sind, habe ich erneut einen Platten – Nr. 13! Puhhhh ist das nervig, denn ich habe nun fast zu jeder Radfahrt einen Plattfuß. Das nervige ist schon nicht mal mehr der Plattfuß, es ist die Schwierigkeit den Mantel von und auf die Felge zu bekommen. Alleine wäre man völlig aufgeschmissen, man braucht mindestens vier Hände um den Mantel abzuziehen. Wir haben auch das Gefühl, es wird jedesmal schwerer. Freundlicherweise hilft uns ein netter Mexikaner und zu dritt schaffen wir es mit geballter Kraft, klemmen aber wohl dabei den neuen Schlauch ein und verursachen erneut ein Loch. (Ist uns bisher noch nicht passiert.) Na dann, beginnen wir die Prozedur von vorne und zerstören auch den zweiten Schlauch. Dies fällt jedoch beide Male erst auf, als der Reifen bereits wieder komplett montiert ist. Was für eine sch…..! Alle guten Dinge sind drei und nachdem wir auch schon etwas kraftlos sind, funktioniert die Reparatur! Pünktlich zum Losfahren ist nun auch der Regen bei uns angekommen und augenblicklich versinken wir in den Wassermassen. Nicht nur, daß wir von oben völlig durchnässt werden, auch die Straßen sind in Windeseile überschwemmt. Wadenhoch fahren wir durch die überfluteten Straßen und können nur hoffen, das wir keine unsichtbaren Schlaglöcher erwischen. Beinahe wäre es schief gegangen und ich wäre ins Wasser gefallen aber kann es gerade noch mit einem Fuß im Wasser stehend, abwehren. Noch nässer hätte ich dabei allerdings nicht werden können, nur etwas dreckiger. Die Temperaturen sind mit ca 20°C ganz ok, sodass wir nicht auch noch frieren mussten. Dreißig Kilometer haben wir so zu überstehen und es war uns gar nicht bewusst, wie schwer es ist, mit dem Rad diese Wassermassen zu verdrängen. Mancher Autofahrer war rücksichtsvoll und fuhr sehr langsam an uns vorbei, mancher spritze die von ihm erzeugte Wasserfontäne auch noch auf uns – aber wie erwähnt, wir waren ja eh schon völlig durchnässt! Ein Abbruch der guten Laune waren die Wetterbedingungen nicht, eher das Abenteuergen trat in den Vordergrund, denn solche Straßenbedungungen hatten wir noch nie! Glücklicherweise hatten wir in Playa del Carmen eine Unterkunft gebucht und wir sind froh als wir dort ankommen und unter die Dusche springen können. Unsere Taschen sind, obwohl wasserdicht, auch von innen nass und wir müssen fast alles zum Trocknen ausräumen. Solche Wassermassen bringen auch die besten Ortliebtaschen an den Rand der Funktionalität.
In Playa del Carmen können wir kilometerweit am Strand entlang laufen. Natürlich sind wir dabei nicht alleine, denn auch hier reihen sich die Hotel- und Apartmentanlagen aneinander. Seit Tagen haben wir relativ viel Wind und der wühlt natürlich auch das Meer auf, beste Bedingungen für Kitesurfer, deren Schirme wir am Nachmittag von unserem Apartment aus sehen können. Die Stadt ist so wie viele hier an der Küste, es gibt eine Flaniermeile die hier 5th Avenue heißt, an der man schicke Restaurants und Geschäfte finden kann. Ansonsten ist die Stadt so, wie auch bereits Tulum vorher, eben eine große mexikanische Stadt. Leider sind sie nicht mehr so farbenfroh wie all die kleinen Dörfer und Städte im Inland. Das neue Schick ist hier leider weiß und nicht mehr bunt.
Irrungen und Wirrungen ergeben mal eben 30 km mehr Strecke!
Zum ersten Mal dürfen wir tatsächlich eine Maut-Straße als Radfahrer nicht benutzen und all unsere Erklärungen lassen den netten Security-Herren nicht erweichen. Er würde seinen Job verlieren, würde er uns weiter fahren lassen! Dafür wollen wir keinesfalls verantwortlich sein und kehren um. Den Weg den wir uns dann ausgesucht hatten, führte durch ein Neubaugebiet, welches auf unserer Karte noch nicht einmal komplett eingezeichnet war. Die Strecke die wir fanden, endete dann jedoch ca 300 Meter vor unserer gewählten Straße. Also wieder umkehren und einen neuen Weg finden. Somit hatten wir bereits 18 km mehr als geplant. Nachdem wir die richtige Straße gefunden haben, lief es zuerst ziemlich gut bis ein Wachman uns die Durchfahrt verweigerte. Privatweg! Leise erwähnte er das Wort Tip oder Propina – wahrscheinlich sein einziges Wort in einer Fremdsprache. Da wir keine andere Alternative hatten, gaben wir ihm ein wenig Geld und er ließ uns ziehen. Wenn ein Tag aber mal schlecht anfängt, reihen sich weitere schlechte Gegebenheiten ja gerne mit ein. Nachdem der Asphalt sich in Schotter verwandelt, sind wir noch relativ entspannt, “ geht ja ganz gut zu fahren“ meinte Uwe! Als der Weg aber immer enger und immer holpriger wird, sind wir schon zu tief im Desaster um umzukehren. Die nächsten 20km werden wir durchgeschüttelt und wir sind tief im mexikanischen Dschungel. Menschen sehen wir keine mehr, Tiere allerdings auch nicht. Noch nicht einmal Brüllaffen bekommen wir zu Gesicht. Sie sind in dieser Gegend beheimatet denn einige Kilometer vorher hatten wir eine Affenbrücke über die Straße entdeckt. Wir sind froh, als uns der Urwald nach zwei Stunden wieder ausspuckt und wir in einem Dorf ankommen. Die Menschen grüßen freundlich, aber sehen uns auch verwundert an und fragen sich wahrscheinlich, woher wir denn kommen. Wir freuen uns, als wir erneut auf Asphalt fahren dürfen. Ganz üblich sind hier Polizei-Checkpoints von denen wir jedoch meist nur freundlich gegrüßt werden, so sie uns überhaupt registrieren. Die Herren dieses Checkpoints saßen gemütlich neben der Straße beim Frühstück, jedoch mit Maschinengewehr auf dem Schoß. Etwas später haben wir eine Militärpatrouille versteckt hinterm Busch gefunden, aber just im passenden Moment, denn wir wussten wegen einer Umleitung nicht den genauen Weg und konnten sie gleich fragen. Allerdings fühlt es sich schon komisch an, wenn einem 6 Männer mit Maschinengewehr im Anschlag, den Weg erklären. Alle sehr freundlich aber auch alle sehr bedrohlich! Durch all die Irrungen und Wirrungen sind aus den geplanten 76 km schlichtweg 105 km geworden und dementsprechend müde sind wir auch am Abend.
Die letzten Tage haben wir damit verbracht uns über unsere weitere Tour Gedanken zu machen. Wir hatten viele Ideen wie z.B. nach Miami zu fliegen und von dort zurück nach New York zu radeln. Grundsätzlich wäre dies eine tolle Option, denn es würde unsere Tour fast zu einem Kreis schließen. Aber wir haben das Wetter im New York State letztes Jahr im April ja schon einmal erlebt und im Schnee und Regen zum Abschluss unserer Tour radzufahren, hatten wir dann doch keine Lust. Deshalb sind wir noch etwa drei Wochen hier und fliegen dann von Cancun nach Hause.
Unsere Weiterfahrt am nächsten Tag verzögerte sich etwas, ihr werdet es sicher schon ahnen, wir kommen zu den Rädern und siehe da, Sabine hat einen Platten, Nr. 15. Über Nacht hatte der Reifen seine Luft verloren. Dieses Mal konnten wir die Ursache nicht finden. Schnell den Schlauch gewechselt und los. Hält!
Marie & Carol
You two are so adventurous – give you so much credit! So love reading your journal. Enjoy the rest of your wonderful trip!
glorypedalling.com
But soon our trip will be finish. We think we are at home in about three weeks. It’s still cold and rainy at home but we are happy to enjoy our own apartment and german bread 👍. Hugs to you 🫂
Elke und Thomas H.
Lt. Google Maps sind es von Playa del Carmen nach Cancun 70 km zu fahren. Da habt ihr euch ganz schön was vorgenommen für die letzten 3 Wochen eurer Reise.
glorypedalling.com
Hallo Elke und Thomas, wir machen noch einen kleinen Umweg und sehen uns Flamingos an. Dann müssen wir ja noch den Flug buchen und ein paar organisatorische Dinge erledigen. Dazu benötigen wir auch noch etwas Zeit. Es wird also nicht langweilig 👍
Elke und Thomas H.
Ist sicher auch nicht verkehrt, nach dieser Wahnsinnstour über 10 Monate die letzten Wochen deutlich ruhiger anzugehen. War für euch Kuba zum Abschluss eigentlich eine Option?
glorypedalling.com
Über Kuba hatten wir tatsächlich einmal nachgedacht. Wir waren schon einmal dort und die Landschaft würde sich nicht groß ändern. Die aktuelle Versorgungslage vor Ort ist auch nicht so gut zurzeit.
brittakoe
Guten Morgen ihr Lieben, nach dem 13. Platten ist es ist vielleicht ein Zeichen, dass ihr nach Hause kommen sollt. Ihr schreibt es ja auch am Schluss. Dann hoffentlich bis dahin schönes Wetter und schöne Straßen und vor allem keine Platten mehr. Liebe Grüße aus dem stürmischen Norderstedt.
glorypedalling.com
Moin, moin Britta! Deine wünschen haben leider noch nicht geholfen, bin bei Nr 15 🙈.
Aber wir freuen uns tatsächlich nun auch auf zuhause und ein baldiges Wiedersehen. Lg