Was für eine schlechte Idee Montag morgens um 8:00 Uhr auf dem Highway in Richtung Brisbane unterwegszu sein, aber manchmal geht es eben nicht anders. Den Highway kann man sich um diese Zeit in etwa wie unsere Autobahn nach Hamburg vorstellen. Es ist uns erlaubt den Seitenstreifen zu benutzen, aber manchmal wird es dann schon sehr eng und der Seitenstreifen auf ein Drittel reduziert. Konzentration auf 250% und keine kleinen Schlenker erlaubt! Panik ist jetzt nicht wirklich das, was angebracht wäre! Wir sind sehr froh, als wir in Ipswich, einem Vorort Brisbane’s, etwas ruhigere Straßen finden, allerdings hören auch hier die Herausforderungen nicht auf. Wir wollen an den Startpunkt des Brisbane Valley Rail Trails und dafür muss ein Fluss überquert werden. Möglich ist dies an der uns vorgeschlagenen Stelle nur über eine Brücke und Stufen, dies bedeutet ein Rad zu zweit hochtragen, ein Stück schieben, zu zweit ein Rad hinunter tragen, nächstes Rad holen, weiter radeln.
162 km werden wir nun auf dem BVRT (Brisbane Valley Rail Trail) unterwegs sein. Das tolle an stillgelegten Bahnstrecken ist, dass nie mehr als max 2-3% Steigung zu erwarten sind (glaubten wir) und schon gar keine Autos. Es ist eine Wohltat fern von einer Straße zu sein und in Ruhe radeln zu können. Die Umgebung ist sanft hügelig, Kühe weiden auf den Feldern oder sie stehen auch schon mal direkt auf dem Weg und sind sehr neugierig. Bis diese sich mal an den Rand bewegen kann es dauern und ich finde sie so nah auch immer etwas zu groß und unheimlich. Der Trail ist super gut präpariert und klasse ausgeschildert. Zudem gibt es Schilder mit Easy/Moderat/Advanced. Easy meint der Weg bleibt flach und einfach zu radeln. Moderat meint etwas wellig oder gröberer Schotter. Aber was meint Advanced, wenn doch eine stillgelegte Bahnstrecke normalerweise nur 2-3% Steigung aufweist?
Advanced bedeutet, dass alte Brücken über einen Fluss nicht mehr vorhanden sind und der Weg schon mal mit einem 20%igen Gefälle über den Fluss führt und selbstverständlich mit der gleichen Steigung gegenüber wieder nach oben zu radeln oder besser schiebend zu bewältigen sind. In einer dieser Schiebepassagen habe ich nicht mehr die Kraft um mein Rad alleine nach oben zu schieben und darauf folgt folgender Dialog:
Sabine „bitte hilf mir“. Uwe: “ Moment, ich muss noch ein Foto machen“. Sabine: “ hilf mir jetzt, ich kann mein Rad nicht mehr halten“. Uwe: “ gleich, bin gleich fertig“. Sabine: „hilf mir JETZT „! Uwe trottet langsam zu mir und sagt generös “ klar, ich lass ja niemanden alleine“ filmt mit einer Hand meine Situation und mit der anderen schiebt er ein wenig mit mir mein Rad nach oben. Ich liebe meinen Mann, ehrlich! 😘
Drei Tage hatten wir uns für den Trail Zeit genommen und wir fanden ihn großartig. Diese Ruhe und Abgeschiedenheit inmitten der australischen Natur, Vogelstimmen die uns zum Lachen bringen da sie so einzigartig und komisch sind. Kein Lärm, wenig Ablenkung vom puren Dahinradeln in toller Natur, ein Koala der uns nur seinen Hintern zeigen wollte, unzählige entspannte Kängurus und „reaktionsträge“ Kühe.
Nachdem wir den Trail in Yarraman beendet hatten, wollten wir noch ins zwanzig Kilometer entfernte Nanango radeln. Mal eben noch 20 Kilometer können auch ziemlich anstrengend werden, vor allen Dingen wenn aus einer perfekten Schotterpiste ein kleiner Weg wird und dieser mit übelsten Furchen, tiefen Löchern und groben Steinen übersät ist, durch einen Bach führt und über schlammigen Wegen auch wieder hinaus. Weiterhin blieb es abenteuerlich, da wir nicht die richtige Abzweigung genommen hatten und uns nach zwei Kilometern entschieden, mitten durchs Gestrüpp zu schieben, um doch noch auf den richtigen Weg zu gelangen. Giftige Spinnen und gefährliche Schlangen mal kurz aus dem Gedächtnis gedrängt, Augen zu, durch und überlebt! Wir wollten es ja abwechslungsreicher haben, aber im nachhinein betrachtet, auch ziemlich dumm und gefährlich. Wir sind in Australien, da geht man nicht einfach so durch Gestrüpp und Buschland. Dumme Touris!
Nebenbei erzählt!
Wir treffen zwei Radfahrer auf dem Trail und neben Geschichten über den Trail, Australien und deutschen Fussball, erfahren wir das wir es mit einem Buchautor zu tun haben. Steven erzählt uns, dass er bereits in Frankfurt zur Buchmesse und in Hamburg gewesen sei. Seine Kinder- und Jugendbücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und stehen in seiner Heimat Australien regelmäßig auf Schulbuchlisten. Die deutsche Übersetzung von „by the river“ gewann 2019 sowohl den Preis „Deutsches katholisches Buch des Jahres“ als auch den renommierten Deutschen Jugendliteraturpreis der Frankfurter Buchmesse. (Wikipedia) Wir amüsieren uns sehr über seine Geschichten bezgl. der Einladungen nach Deutschland and haben viel zu lachen. Wer nachlesen möchte: Steven Herrick
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Dankeschön an Hartmut und Michael B. Es freut uns sehr und wir genießen es auch sehr!
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