Japan haben wir uns ganz anders vorgestellt und deshalb sind wir auch noch nicht so ganz angekommen hier. Entweder moderner oder traditioneller wäre unsere Idee von Japan gewesen aber bisher konnten wir beides, zumindest architektonisch, nicht entdecken. Es sieht eher schlicht, grau, ungemütlich und die Straßenzüge lieblos und ungepflegt aus. Japanische Ziervorgärten sind uns bisher sehr selten aufgefallen. Fairerweise gehört aber auch zur Geschichte, das wir aufgrund einer leichten Magenverstimmung, die ersten Tage nicht so vorwärts kommen wie wir uns das wünschen. Es wird also alles noch besser! Toll ist, dass keinerlei Müll am Wegesrand zu finden ist, dagegen gestaltet sich seinen täglichen Müll loszuwerden jedoch auch als kleine Herausforderung. Es gibt nirgendwo im öffentlichen Raum Mülleimer!
Mit häuslichen Traditionen sind wir aber schon in Kontakt gekommen. Man zieht die Schuhe im Haus aus und es werden Pantoffeln zur Verfügung gestellt. Zusätzlich gibt es noch eigene Toiletten-Schuhe. Diese stehen dann nur in der Toilette zur Verfügung. Haus-Pantoffeln aus, Toiletten-Pantoffeln an und umgekehrt. Man betritt auf keinen Fall mit den jeweilig „Zuständigen“ den falschen Bereich, auch wenn es nur 50 cm sind. Das ist auch eine Begebenheit, an die wir uns noch gewöhnen müssen, Platzmangel. Alles ist irgendwie klein gehalten, die Toiletten, die Duschen, die Zimmer, die Häuser und Autos.
Groß dagegen ist die Einwohnerzahl Japans. Mit knapp 125 Millionen bei einer nur etwas größeren Fläche als Deutschland, sind es schon ziemlich viele Menschen vor Ort. Zum Thema groß, fallen uns dann noch Schwarzbären ein. Nach Schätzungen der Regierung leben rund 12.000 Braunbären auf der Insel Hokkaido. Auf der Hauptinsel des Landes, auf der sich auch Tokio befindet, sollen es rund 10.000 Schwarzbären sein. Das passende Warnschild dazu gab es auch schon!
Damit es neben Braunbären nicht langweilig wird, wird gewarnt, dass ein Taifun auf dem Weg in den Norden sei. Thyphoon Nr 10, Shanshan, wird als sehr stark beschrieben und die Japaner machten uns bereits darauf aufmerksam. Im Laufe der letzten Tage scheint er doch ein Einsehen zu haben und änderte zumindest ein wenig seine Laufbahn, somit sind wir schon mal wieder beruhigt und im Norden noch in Sicherheit! Allerdings traf er am 29.08. aufs japanische „Festland“ und richtete dort erhebliche Schäden an. Wir behalten ihn also weiter im Auge.
Damit ich mich wieder erholen kann, machten wir in Kutchan zwei Tage Pause. Da zur gleichen Zeit in einem Nachbarort, Franzy sich ebenfalls ein wenig erholt, lag es ja wohl nahe uns zu treffen. Franzy und Hans sind zusammen „Rückenwind_reise“ und seit 18 Monaten bereits unterwegs. Wir kennen die beiden von ihren Instagram Account und vor allen Dingen ihren YouTube Videos. Wir verbrachten fröhliche drei Stunden mit allerlei tollen Radgeschichten. Hans haben wir leider nicht persönlich kennengelernt, denn er ist im Moment auf Solotour durch Hokkaido unterwegs. Übrigens: die Videos sind sehr zu empfehlen, super tolle Aufnahmen von einem absolut sympathischen Paar.
Auf Youtube unter: Rückenwind
Nachdem es endlich gesund und munter weitergeht, kommen auch die ersten Hügel auf uns zu. Japan ist bergig und somit konnten wir uns schon mal auf ein paar Höhenmeter einstellen. Auf schönen Wegen abseits mit wenig Verkehr, geht’s vom Japanischen Meer bis an die Küste zum Pazifik und dort gönnen wir uns Sushi direkt auf der Kai-Mauer. Super lecker und super Qualität. Ein Traum! In Kunnui an der Uchiura Bay haben wir uns in eine traditionelle japanische Pension eingemietet. Die ältere Dame begrüßt uns freundlich und ist voll auf ausländische Gäste vorbereitet. Ihr Tablet liegt vor ihr und sie hat bereits den Übersetzer aktiviert. Das geht wirklich gut und wir können direkt alle ihre und unsere Fragen klären. Wir übernachten im japanischen Stiel, Futon auf dem Boden. Abends bringt sie uns noch eine Kleinigkeit zu essen und morgens gibt es traditionelles Frühstück mit Fisch, Suppe und Reis.
Am Freitag, 30. August verlassen wir die Insel Hokkaido in Richtung der Insel Honshū. Sie ist die größte der vier Hauptinseln des japanischen Archipels, in der Kantō-Ebene (Kantō-heiya) auf welcher auch Tokio liegt. Die Nacht davor verbringen wir im All Inn Stay Hotel und man kann sich vielleicht nicht so vorstellen, welche Freude es ist, wenn es mit den Rädern mal unkompliziert ist. Wir können sie einfach mit aufs Zimmer mehmen. Die kleinen Freuden sind das größte Glück!
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Olaf
schön, dass ihr in Hokkaido wart. Im Prinzip vor 150 Jahren von den modernen Japanern besiedelt,dh die Einheimischen vertrieben/ausgerottet/assimiliert, ist es hier sehr schmucklos und pragmatisch. Und es ist auch eine der ärmsten Präfekturen Japans. Aber ich lebe schon seit 30+ Jahren hier und möchte nirgendwo anders hin.
Euch viel Spass und immer viel Sonne in den Speichen auf der Weiterreise in den Süden.
Glorypedalling
Hallo Olaf! Vielen Dank für den Kommentar und die gute Erklärung weshalb es doch oft sehr ärmlich und schmucklos aussah. Wir waren irgendwie irritiert über dieses Japan, das uns doch so anders als erwartet empfangen hat. Sehr, sehr schade, dass wir uns nicht getroffen haben, da waren wir leider schon zu weit südlich. Wir hätten uns riesig gefreut, auch weil wir immer so viele Fragen haben, die wir leider in diesem Land aufgrund der Sprachbarrieren nicht stellen können. Es ist so schade mit den Menschen nicht näher in Kontakt zu kommen, aber dies wussten wir ja auch vorher. Es bleibt also weiterhin sehr spannend für uns, wir freuen uns. Fröhliche Grüße, Sabine und Uwe
Olaf
Seid ihr zufälligerweise von 6.9. bis12.9. in Sendai? Dann könnten wir uns da sehen. Am 6. ubd 7. gibt es das Jozenji Street Jass Festival.
Glorypedalling
Im Moment sieht unsere Route vor, dass wir eher an der Westküste bis Sakata entlang radeln. Danach biegen wir wieder mehr ins Inland ab. Mal sehen, wann es uns wo hintreiben wird.