Es wird dringend abgeraten mit dem Fahrrad anzureisen…
….sagt die nette Dame, als wir im Hotel einchecken wollen. Das mag gut sein, aber die Information ist im Moment gerade mal außerordentlich ungünstig, denn wir sind ja jetzt mit dem Fahrrad hier! Hätte man uns vor 10.300 km sagen sollen! Schweren Herzens müssen wir unsere Räder im Freien abstellen und wir schließen sie mit zwei Schlössern an. Auf all unseren Reisen, ist es in Japan am schwierigsten mit den Rädern und wir hatten bisher immer eine Lösung gefunden, nicht so in Japan. Wenn nein, dann nein! Sie stehen auf dem Hotelparkplatz und es ist vielleicht vergleichbar mit dem Abstellen eines Autos dessen Türen nicht verschlossen sind, also zumindest in Deutschland. Unsere australischen / amerikanischen Leser werden das nicht nachvollziehen können, denn dort bleibt vieles unverschlossen 😂 Kein gutes Gefühl, aber alles „mimi mimi miiiii“ half nichts.
Wir befinden uns auf dem Weg nach Tokio und es sind noch ca 630 km die wir zurücklegen dürfen. Die Landschaft ist hügelig, aber die hohen Bergen, die im Moment noch in der Ferne liegen, deuten schon an, dass es noch harte Arbeit geben wird. Bis auf 1625 Meter Höhe ragt der Mount Isaki „neben uns“ in den Himmel. Es ist wunderschöne Natur, dichte gesunde, sattgrüne Wälder gepaart mit Reisfeldern und Apfelplantagen. Aomori am Nordzipfel der japanischen Hauptinsel Honshu ist das Zentrum des Apfels. 61 Prozent der Anbauflächen befinden sich in dieser Präfektur dabei überrascht es uns, daß Äpfel so teuer sind. Vielleicht liegt es daran, dass alle einzeln verpackt sind! Die Dörfer /Städte haben sich verändert und wir haben den ganzen Tag etwas zu bestaunen, entdecken und erkunden. Hier fühlen wir uns nun auch endlich angekommen im Land der aufgehenden Sonne.
Das Wetter ist sehr wechselhaft und es scheint sich im Moment im Tagesrhythmus zu ändern. Mal Sonnenschein pur mit angenehmen Temperaturen und am nächsten Tag regnet es Bindfäden. Demnach müsste es morgen wieder gut sein, denn heute sind wir ca. 5 Stunden lang bei strömenden Regen gefahren. Da bleibt nichts trocken und bei 100 Kilometern wird es irgendwann zäh. Es regnete sogar so viel, das unser Weg teilweise unter Wasser stand. Das ist immer besonders prickelnd, denn man sieht ja kein Podest noch Loch am Boden. Als wir in Akita ankommen sind wir noch etwas orientierungslos aber eine Gruppe von Kids lenkt uns schnell ab. Sie testen ihre Englischkenntnisse und wollen wissen, woher wir kommen und wie wir heißen. Zauberhafte Jungs, die uns so viel Freude entgegen bringen.
Wie bereits gedacht, ist der nächste Tag ein Sonnentag und nachdem wir in der letzten Unterkunft alles wieder trocken bekommen haben, geht’s fröhlich weiter. In den kleinen Dörfer finden wir nun endlich das Japan, mit Häusern in traditioneller Bauweise, wie wir es uns vorgestellt haben. Nett anzusehen, mit kleinen Vorgärten und wenn es freie Ackerflächen nebenan gibt, mit Gemüseanbau. Die Felder drumherum sind mit Reis bepflanzt, der im September geerntet wird. Dies muss möglichst schonend geschehen, um die Körner nicht zu zerbrechen. Sofort nach der Ernte muss der Reis getrocknet und gereinigt werden, um ihn anschließend ohne Probleme lagern zu können. Da sind wir ja gespannt, denn uns ist noch nicht klar wie, die oft kleinen Felder, geerntet werden. Unterwegs haben wir einen kleinen Selbstbedienung-Reisshop gesehen. Wenn wir es richtig verstanden haben, können dort Säcke in verschiedenen Größen und schwere aufgefüllt werden.
Am Nachmittag kommen wir zum wunderschönen Campingplatz Tobinokuzure. Eigentlich freuen wir uns, endlich mal wieder Zelten zu können, aber Uwes Luftmatratze macht nicht so gut mit. Wir finden ein Loch nach dem anderen und können gar nicht so viel Kleber auftragen, wie nötig. Ersatz gibt es leider im Moment nicht zu bekommen. Und obwohl wir einen tollen Platz gefunden haben, wird das Schlaferlebnis leider nicht das Beste sein. Wir genießen einen schönen Sonnenuntergang, direkt am Japanischen Meer und später einen tollen Sternenhimmel. Es sind nur drei weitere Zelte auf der Wiese mit jeweils einem Japaner besetzt. Seltsam, keiner spricht mit dem anderen und als wir freundlich „Hallo!“ sagen, scheinen sie irritiert zu sein. Ein Zeltgast sieht nicht mal in unsere Richtung. Uns irritiert eher dieses Verhalten und da müssen wir wohl noch einiges über die Kultur und Umgangsform lernen. Wir haben ja Zeit!
Taifun #10, der ja gen Norden wandern sollte, hat sich anscheinend aufgelöst und schon zieht der Nächste ganz im Süden übers Land. Gepaart mit täglichen Erdbeben, muss man schon starke Nerven in Japan haben. Bisher ist jedes Beben und jeder Taifun weit von uns entfernt, aber eine gewissen Vorsicht ist immer gut. Wir nutzen hierfür die App NERV und sie hält uns zeitnah auf dem Laufenden, was beruhigend für uns ist.
Morgen geht’s über die Berge und im weiteren Verlauf an die Ostküste. Es steht uns ein wenig Arbeit bevor!
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🔊 „Don’t forget!“ 🍻
felixxbln
Lasst euch nicht NERVen 😉 Wie groß ist die Diebstahlgefahr für Fahrräder?
Glorypedalling
Das wollen wir gar nicht heraus finden 🙈🙈