
Die entspannten drei Tage in Uçhisar haben uns sehr gut getan. Nachdem wir am zweiten Tag bereits morgens um 5:00 Uhr aufgestanden sind um die Heißluftballone zu bestaunen, sind wir nach einem ausgiebigen Frühstück durch das Taubental ins bekannte Göreme gewandert. Was sind wir froh, nicht dort eine Unterkunft genommen zu haben. Der wunderschön gelegene Ort hat wenig gemütliches, er ist einfach nur auf Tourismus ausgelegt.
Während der Wanderung lernen wir eine deutsche Mutter mit Sohn kennen und sie erzählte uns, das eine Ballonfahrt je nach Saison, 190€ und mehr kostet. Es sind max. 32 Personen in der Gondel und heute Morgen waren ca 100 Ballone am Himmel. Da weiß man wovon die Umgebung lebt!






Zwischendurch hatten wir zum ersten Mal weniger angenehme Begegnungen. Wir wurden inmitten einer Straßenbaustelle von einem Bauarbeiter zum Tee eingeladen. Kurz darauf fing er an uns nach Frauen zu fragen, er würde gerne eine Deutsche heiraten und wir könnten ihm doch dabei helfen. Er ließ nicht mehr locker und es war uns schon unangenehm. Als seine Kumpels dazu kamen und nach Geld fragten, verabschiedeten wir uns höflich und fuhren weiter. Kurz darauf rannten zwei Jungs auf uns zu. Wir lachten und haben ihnen zugewunken und als wir keine Anstalten machten zu stoppen, beschimpfen sie uns mit „f… you!“ – „Ja vielen Dank Jungs, wir freuen uns auch euch kennenzulernen!
Selbst wenn wir unangenehme Situationen erleben, lassen wir uns nicht von unserer positiven Stimmung abbringen. Es macht uns nachdenklich, gewiß!

Ab hier beginnt nun der zweite Teil unserer Tour durch die Türkei. Wir fahren in Richtung Schwarzes Meer und werden Nähe der Stadt Trabzon nach ca 700 km wieder an die Küste kommen. Natürlich gibt es auch nicht so tolle Radtage und auf dem Weg nach Kayseri hatten wir so einen. Entlang der Schnellstraße ohne nennenswert breiten Seitenstreifen auf ruppigem, lautem Asphalt. Obwohl die türkischen Autofahrer normalerweise rücksichtsvoll sind, waren heute fast alle doof. Den Tag gerettet hat ein türkischer Fahrradclub auf den wir über unsere Lieblings-Community Warmshowers, aufmerksam wurden. Sie stellen uns gegen eine kleine Spende eine Wohnung zur Verfügung in der wir für eine Nacht bleiben dürfen.

Am 22. und 23. Juni sieht es mit dem Weg schon wieder besser aus. Wir haben zwar einige Hügel zu bewältigen, die lassen sich aber gut radeln und die Aussicht oben auf knapp 1500 Meter ist traumhaft. Die landwirtschaftlichen Flächen erstrahlen in Gold, Braun, Grün und dahinter die Bergspitzen zum Teil noch mit Schnee bedeckt. Die Umgebung ist so bunt und schön, manchmal sehr laut, hektisch und dann wieder ruhig und entspannt. Es ist unheimlich schön hier.
Zwischendurch mussten wir eine kleine Schildkröte retten, die auf dem Rücken lag, eine der zahlreichen Karawanserei besuchen, schauen was am Straßenrand so alles verkauft wird und natürlich ausgiebig Pause machen. Ihr seht, es gibt immer was zu tun.










Subjektiv betrachtet, hat sich die Gastfreundschaft zwar nicht verändert, aber wir wurden schon lange nicht mehr einfach so auf der Straße zum Tee eingeladen. Sicherlich liegt ein Grund darin, dass wir viele Hauptstraßen nehmen müssen und weniger die kleine abgelegen Dörfer durchfahren. Zudem haben wir das Gefühl, das die traditionelle Umsetzung des muslimischen Glaubens mehr Einfluss gewinnt. Wir sehen mehr verschleierte Frauen auf den Straßen und etliche, die auch ihr Gesicht verhüllen. Aber diese Wahrnehmung ist je nach Stadt und Ort wiederum unterschiedlich ausgeprägt. Gestern jedoch wurden wir in Sivas von einer Dame in perfektem deutsch angesprochen, die uns sofort zum Tee und kleinem Gepäck einlädt. Eine sehr nette Begegnung!

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