
Wir sind mittendrin in einer abgelegenen Gebirgsregion im zentralen Schwarzmeer‑Hinterland. Der Ort Çamoluk bildet mit seinen Nachbarkreisen an Giresun, Gümüşhane, Erzincan und Sivas einen kulturell und klimatisch einzigartigen Übergangsraum zwischen Schwarzmeer- und Ostanatolien. Es ist anstrengend aber dafür wunderschön. Meine These im letzten Bericht, das Ostanatolier eventuell etwas zurückhaltender sind, können wir getrost revidieren.
Es lag tatsächlich eher an der Route entlang der Schnellstraße. Seitdem wir ins Hinterland abgebogen sind und nun erneut die kleinen Dörfer durchfahren, ist alles wie „gewohnt“. Drei Begebenheiten möchten wir gerne erzählen.
Wir fahren über einen steilen Hügel in ein Dorf mit vielleicht 15 Häusern. Oben beobachtet uns ein Mann. Im perfekten deutsch stellt er sich als Ismail aus Hamburg-Billstedt vor. Nach langem Plausch und die Weitergabe aller wichtigen Details an die übrigen Dorfbewohner, ziehen wir weiter.
Nächster Hügel eine Frau sieht uns kommen, ruft ihren Mann und beide laden uns auf ihre Terrasse ein. Wir bekommen eiskaltes Wasser, eine Nachspeise aus Milchreis und ich eine Rose geschenkt. Über Smartphone sind wir mit ihrer Tochter verbunden, die gutes Englisch spricht. Wenn wir wollen, können wir gerne über Nacht bleiben. Wie ärgerlich, dass wir zum ersten Mal seit wir in der Türkei sind, gerade heute eine Unterkunft vorgebucht hatten und weiter fahren wollten. Wir Frauen drücken uns herzlich und sie wirft mir noch eine Kusshand zu.
In einer kleinen Stadt sitzen wir auf einer Parkbank und überlegen, wie wir weiter fahren. Es gesellt sich eine Frau zu uns, die auf türkisch wissen möchte woher wir kommen. Mit Händen und Füßen erklären wir, wie wir reisen und woher wir kommen. Sie sagt nochmal etwas auf türkisch, streichelt meine Wange und über meinen Kopf. Lächelt mich an und geht. Diese Geste war so herzlich und wird mir sicher ewig in Erinnerung bleiben.

Obwohl die letzten Tage mit jeweils fast 900 Höhenmetern täglich, echte Strapazen bei den Temperaturen sind, könnte unsere Umgebung nicht besser davon ablenken. Unseren höchsten Punkt bisher, haben wir auf 2010 Meter und um dahin zu kommen, waren wir 3½ Stunden beschäftigt. Oben angekommen machen wir Pause und bereiten uns einen Kaffee zu. Nicht der optimalste Platz, wir sitzen an der Einfahrt zu einer Sandgrube und die LKW wirbeln mächtig Staub auf, aber es ist uns egal. Für die nächste Stunde rollen wir bergab und da weht der Staub schon wieder weg, hoffentlich. Die Abfahrt führt durch eine Schlucht und um uns ragen die Berge hoch hinaus. Ein paar Tage radeln wir zumeist hoch, um am Ende des Tages wieder auf Ausgangshöhe anzukommen. Allerdings birgt jeder Tag eine unheimlich tolle und abwechslungsreiche Umgebung. Von überall her rufen die Menschen uns „Merhaba – Hallo“ zu und winken aus ihren Häusern oder Autos.

Ich glaube, ich habe eine Plattfuß- Phobie! Ständig habe ich dass Gefühl, einen Platten zu haben. Besonders wenn es berghoch geht und ich fast stehen bleibe, frage ich ständig Uwe, ob ich vielleicht einen Platten habe, weil es so schwer geht! NEIN Sabine, hast du nicht!!!!







Zum dritten Mal übernachten wir nun in einem Lehrerhaus – Öğretmen evi – und sind ziemlich toll untergebracht. Wir meinen dass wir im zweiten Haus wohl das Direktorenzimmer bekommen hatten, was uns nicht unangenehm war. Im Ort Şiran testen wir es zum dritten Mal und treffen auf eine super nette junge Frau. Betül ist ihr Name, sie ist 25 Jahre alt und klopft an unser Zimmer, weil sie mir etwas sagen möchte. Im Bild ein kleiner Auszug unserer Konversation!


Im weiteren, erkläre ich ihr, dass es auch manchmal sehr anstrengend sein kann, es uns aber eine tolle Möglichkeit bietet, ihr wunderschönes Land kennenzulernen. Sie freut sich über meine Worte und wünscht mir, „dass mein Lächeln niemals enden soll und ich immer glücklich bleiben möge“. Da ich auch noch Geburtstag habe, kommt sie mit einem kleinen Kuchen und einem kleinen Windrad um es mir zu schenken. Im Hintergrund lässt sie Happy Birthday spielen. Ist sie nicht ein wunderbarer Mensch?

🍺Buy us a Beer! 🍺
Herzlichstes Dankeschön an Armin, wir feiern mit Geburtstagsbier!
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