cycling the world | Der Radreiseblog

🇬🇪 Nicht mehr im Damals und irgendwie noch nicht ganz im Heute

Wenn wir es beschreiben könnten, würden wir sagen, zwischen Damals und Heute liegen zwei wesentliche Dinge: gut ausgebaute Straßen und viel Verkehr. Dazwischen lebt das Gestern weiter wie noch vor 40 Jahren. Die Dörfer, die Häuser, die Autos! Alles darf sich frei bewegen, Kühe, Ziegen, Hunde, Schweine, Hühner und Truthähne, auf der Straße, neben der Straße,wie es jedem beliebt. Kühe genießen wohl einen besonderen Status, sie können ungeniert einen Fahrbahnstreifen besetzen, gemächlich über die Straße gehen, der Verkehr fährt um sie herum. Manchmal sogar mitten in einer Kleinstadt. Zumeist ohne große Aufregung. Hunde sind zahlreich vorhandenen und schon eher ein Problem für uns.

Wir hatten eher in der Türkei mit Hütehunden gerechnet, die uns jagen werden, was dort selten geschah. Hier in Georgien sind sie offensiver, mehr im Rudel und dadurch auch mutiger und aggressiver. Aggressiv sind auch die Autofahrer, für uns bisher die schlimmsten aller Länder. Schnell und unberechenbar. Überholen, auch wenn es gerade eng wird, kein Problem, alles geht. Wir sind froh, wenn wir auf Nebenstraßen ausweichen können, dort ist alles etwas gemächlicher. Nachdem wir in der Türkei so verwöhnt wurden, fällt es besonders mir, Sabine, schwer mich auf diese crazy Strassenverhältnisse einzustellen.  Eigentlich sehr schade, denn die Landschaft ist prächtig, aber man muss immer aufmerksam bleiben.

Im Hintergrund den Hohen Kaukasus mit  Bergen bis über 5000 Metern hoch.

Es ist unheimlich grün in Georgien, bergig mit kontinentalen Klima. Die kleinen Dörfer sind fantastisch. Die traditionellen Einfamilienhäuser sind durch einen balkanisch-osmanischen Stil beeinflusst. Man kann es als „Westgeorgisches Verandahaus“ oder „Megrelischer Stil“ bezeichnen – je nach Region. Sie haben häufig eine Holzveranda mit geschnitzten Balkonen und Holgeländer (oft über Eck), was ein typisches Merkmal, besonders in Tiflis und Westgeorgien darstellt. Häufig sind sie  zweigeschossig, mit Wohnräumen oben und Lager/Weinkeller unten.
Typisch ist ein großes Metalltor mit Dekoration – typisch sowjetisch beeinflusst, aber oft kunstvoll gestaltet. (ChatGPT) Die Häuser sind wunderschön aber leider oft schon sehr verfallen.

Ein typisch, dörflichen Bild.
Das hat uns gefallen, denn wenn man näher hinsieht…..
….sieht man ein Fahrrad, ein Kalb und ein Huhn am Zugang zur ersten Etage!
Eingangstore!
Man könnte hunderte Bilder davon machen
Sie hätte bestimmt viel zu erzählen

Nachdem wir die Hauptstraßen gut umgehen konnten, müssen wir über einen Pass auf 930 Metern Höhe. 57 Kilometer bis wir oben sind. Ausgerechnet hatten wir uns, wenn wir um 8:00 Uhr starten, könnten wir um 14:00 Uhr oben sein. Anfangs lief auch alles ganz gut, die erste Hälfte der Strecke schlängelt sich durch ein wunderbares Tal. Super Teerstraße, wenig Verkehr, so kann es weiter gehen. Ab und zu kommen uns voll beladene LKW entgegen, die große Steine und Abraum transportieren.

Wir haben eine Regel „sprich keine negativen Gedanken aus, denn sonst werden sie wahr“. Bevor ich ihn aufhalten konnte, meinte Uwe „hoffentlich bleibt die Straße so schön, nicht das dort oben eine Baustelle kommt!“ Regel gebrochen und natürlich tritt es ein. Nach etwa der Hälfte hört der Strassenbelag auf und wir geraten für ca 30 km in den Ausbau der neuen Straße. Es ist alles dabei, relativ festgefahrene Sandpiste, Steinpiste, Schlammpiste, Staubpiste und dies alles berghoch. Wir realisieren schnell, unser Plan einen bestimmten Ort zu erreichen, kann nicht aufrechterhalten werden. Wir benötigen für die Auffahrt 8½ Stunden inkl. ein paar Pausen. Manchmal ist Radfahren wirklich harte Arbeit.

Einer der wenig besseren Abschnitte
Der Schlamm setzt sich so unter Uwe’s Schutzblech fest, dass er erst mal den Reifen wieder beweglich bekommen muss. Ich wähle die rechte Seite und habe die bessere Wahl getroffen.
Aber nur diesmal!

Hart bleibt es auch am nächsten Tag. Wir haben heftigsten Gegenwind und das bei 90 Kilometer die wir uns vorgenommen haben. Das Highlight des Tages ist eine Hängebrücke, die wirklich etwas Mut benötigt um sie zu überqueren. Es quietscht und schaukelt und man kann nur hoffen, dass die rostige Konstruktion unser Gewicht noch aushält. An manchen Tagen muss man wirklich mutig sein!

Nach zwei sehr strapaziösen Tagen werden wir belohnt, denn wir übernachten auf dem Weingut Merebashvili und man begrüßt uns aufs allerherzlichste in deutsch. Was für eine tolle Unterkunft, neu eröffnet und ein super schöner Platz um zu entspannen. Es hätte uns nicht besser treffen können und auch nicht zu einer besseren Zeit. Man versorgt uns mit lecker Essen und Wein und wir kommen langsam wieder zu Kräften. Am Abend gibt es noch eine Führung durch die Weinkellerei und wir nehmen ein Flasche des so berühmten „Orangefarbenen Weines“ mit. Dieser wird nach Ankunft in Tiflis unser „Abschiedsschluck“ für Georgien sein.

Kvevri, ein traditionelles georgisches Tongefäß, das hauptsächlich zur Weinherstellung und -lagerung verwendet wird. Das Gefäß ist im Boden eingelassen und wird heute noch zur Herstellung verwendet. Natürlich zusätzlich zu den neueren Edelstahltanks.

🍺Buy us a Beer! 🍺

Dankeschön lieber Gerhard, du bist großartig! Wir haben versucht dich über Email zu erreichen, leider erfolglos! Wie können wir mit dir in Kontakt kommen?

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🇬🇪 Georgien – ჯორჯია – Land Nr. 50

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🇬🇪 Last Stop Tbilisi!

  1. Viktor Makowski

    “Nur nicht unken!” heißt die Regel bei uns.

    Vielleicht geht unsere nächste größere Tour doch Richtung Osten. Wir hatten bisher gehörigen Respekt vor Iraq, Iran etc. Aber Eure bisherige Route könnte ich mir vorstellen.

    • Moin, moin ihr zwei! Das ist eine tolle Idee und die Route kann man bis Georgien wirklich sehr gut machen. Wichtig ist, sich so viel Zeit als möglich in der Türkei zu lassen, denn diese möchte man eigentlich nicht mehr verlassen. Grandios Erfahrungen dort. Jetzt müssen wir allerdings einen Flug nehmen, denn alle weiteren Landwege sind entweder nicht geöffnet oder nicht ratsam. Grüße aus Tbilisi

  2. Karin,a

    Hey ihr lieben Vagabunden auf 4 Räder,

    habe gerade nachgeschaut wo Merebashvili liegt. Habe bei Goggle nicht nur schöne Fotos gesehen. Scheint ein nettes ansehendes Gut zu sein, dazu die Landschaft rundherum. Ich wünsche für euch, dass der Wein sehr gut schmeckt und dass er noch sehr lange in eure Darmwände lagert, damit ihr die positive Erinnerung nicht so schnell vergisst. Sabine, die Bewertung habe ich auch gelesen, so könnt ihr sehen, dass ich auf Google Maps euch verfolge.
    Wünsche euch tolle Eindrücke und weitere positive Erfahrungen. Georgien ist halt ein anderes Land. Es wird!!!
    Das Positive überwiegt doch meistens.
    Die Schlammstrasse oder Radweg sieht doch toll aus, auch die Hängebrücke…😅
    Bleibt gesund und kurbelt weiter auf das 51 te Land…..🚴🚴🍺🍻🍷🍷

    Liebe Grüße aus Hamburg
    Herzlichst Karin 💖🚴🌞

    • Hallo! Das Weingut war wirklich ein toller Ort und wir konnten auch viel über die alte traditionelle Technik der Weinherstellung erfahren. Ein junges Paar, das dass Weingut von den Eltern übernommen hat. Zudem hatten wir dort nach zwei wirklich sehr anstehenden Tagen übernachtet und da kam dieser kleine Luxus gerade recht.
      Morgen geht’s es weiter nach Taschkent in Usbekistan, mal sehen, was uns dort so alles erwartet. Viele Grüße aus Tbilisi 🤗

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