
Zur Grenze waren es noch 40 Kilometer und diese auf einer Straße, die bisher die schlechteste in Uzbekistan war. Leider hat es mit unserem Visumsantrag nicht mehr funktioniert, die Behörde stellte sich einfach stumm. Deshalb sind wir mit einem „Visa on arrival“ also einen Visa, welches wir direkt an der Grenze bekamen, eingereist. (Dies haben wir ja bereits im letzten Beitrag erklärt). Gleich in der nächsten Stadt sind wir zur OVIR-Behörde und haben uns als Touristen registrieren lassen und das GBAO-Permit beantragt. Nach Stromausfall und Wartezeit bekommen wir beides ausgehändigt. Nun benötigen wir noch etwa 10 Kopien von beiden Dokumenten, eine SIM-Karte und ein Bier!
Am gleichen Tag um ca 19:00 Uhr, nachdem wir alles erledigt hatten, erhielten wir die Zusage für das e-Visa. Grrrrrrrrrrr! Sollen wir schreien oder heulen?
Die Menschen sind unheimlich freundlich hier in Tadschikistan. Viele winken uns zu und sagen uns „Welcome in Tadschikistan!“ Die Kinder stehen an der Straße und möchten sich abklatschen lassen und schreien schon von weitem „Hello, how are you and whats your name?“ Damit hat sich die Konversation aber auch schon erledigt. Manche radeln noch ein paar Meter mit uns mit und freuen sich, wenn man einfach nur lächelt. Wirklich nirgendwo auf der Welt wurden wir von Kindern so sehr beachtet und erfreut empfangen, wie hier.





Es gab allerdings auch einen Abschnitt, da machte das Radfahren nicht so Spaß. Auf etwa 10 Kilometer saßen am Straßenrand Kinder die Aprikosen verkaufen wollten und diese haben teilweise die Straßen geblockt, damit man anhalten muss. Da wir dies jedoch im Vorfeld wussten, denn viele Radfahrer wurden von ihnen bestohlen wenn sie anhielten, haben wir uns darauf eingestellt und konnten robust hindurch radeln.
Der Verkehr stützt sich vor allem auf das nur mangelhaft ausgebaute ca. 28.000 Kilometer lange Straßennetz. Die Straße, die wir bisher genommen haben ist mit einem glatten und gut rollenden Asphalt ausgebaut. Danke Tadschikistan, danke Herr Präsident. Er ist übrigens allgegenwärtig, auf Bilder und Plakatwänden. Baut eigenhändig Straßen, schürft nach Gold, erntet Heu und schwebt über die Straße, so suggerieren es die Plakate zumindest. Er ist wie Jack Norris – der kann ja bekanntlich auch alles.
Ich, Sabine, bin leider nicht wie Jack Norris. Seit Georgien fühle ich mich nicht wohl, bin ausgelaugt und kraftlos. Ich denke es ist die Hitze, die mich so schlapp macht. Es liegt nicht am Essen, denn da bin ich sehr zurückhaltend, ich habe nicht viel Hunger. Es ist ein wenig beunruhigend, denn die große Anstrengung liegt ja noch vor uns. Aber erst einmal geht’s weiter in Richtung Duschanbe und dort müssen wir eine Entscheidung treffen.
Um in die Hauptstadt des Landes zu gelangen, haben wir noch viele Höhenmeter zu bewältigen und die haben es ins sich, denn wir sind inmitten eines hohen Gebirgszuges, der Turkestankette. Der erste „Klettertag“ beschert uns schon mal 1250m an Höhe die wir am Ende des Tages auf unser Konto verbuchen können. Bis auf 2900 Meter sollen wir hoch um zum Anzob-Tunnel zu gelangen, den wir auf keinen Fall durchfahren würden. Der zweite Tag gestaltet sich für mich schon wieder schwierig, ich bin so ausgelaugt und da wir durch den Anzob-Tunnel eh nicht radeln können, halten wir kurzerhand den Daumen raus und ein netter junger Tadschike nimmt uns mit. Die Räder liegen auf seiner Ladefläche bequem auf Säcken mit Linsen.

Im Zuge des Ausbaus der Fernstraße M34 wurden 2006 der Anzob-Tunnel und 2012 der Schahriston-Tunnel unter den Bergen der Turkestankette eröffnet. Damit entstand auch eine im Winter nutzbare Straßenverbindung zwischen der Hauptstadt Duschanbe und Chudschand, der zweitgrößten Stadt des Landes, sowie dem hier beginnenden Ferghanatal, einem kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum im Zentralasien. Mit Eröffnung des Tunnels hat sich die Fahrtzeit zwischen den beiden Städten um vier Stunden verkürzt. Der Tunnel galt als eine der gefährlichsten Tunnelverbindungen der Welt und war wiederholt bis Ende 2015 aufgrund von Reparaturarbeiten geschlossen. Nach jahrelangen Arbeiten am Entwässerungssystem wurde 2016 die Fahrbahnsanierung abgeschlossen und eine Beleuchtung im zuvor dunklen Tunnel angebracht. Der Tunnel hat keine Entlüftungsanlage, ist aber seitdem normal befahrbar. (Wikipedia)
Normal befahrbar ist wirklich sehr stark untertrieben. Die Lichtkonstruktion ist mehr als spärlich und die Abgase nehmen einem selbst im Auto die Sicht. Entgegenkommende Fahrzeuge erkennt man erst kurz vor einem. Es ist der gefährlichste Tunnel, denn wir je durchquert haben und wir waren froh, als wir Licht am Ende des Tunnels sahen. In jeglicher Hinsicht!

Wie ein schwarzes Loch in dem man verschwindet und 5 km später wieder ausgespuckt wird.


Es liegen fast 2000 Höhenmeter Abfahrt vor uns











🍺Buy us a Beer! 🍺
Ein fröhliches Dankeschön an Viktor + Jutta, Nic als auch Petra! Auch für die netten Kommentare, die uns ebenso besonders freuen.
RaTob
Wirklich wieder tolle Bilder von einer kargen aber auch beeindruckenden Landschaft! In diesen Tunnel hätten mich keine 10 Pferde gebracht. Ich hätte Angst gehabt darin zu ersticken und nicht am anderen Ende wieder herauszukommen. Wenn ich eure Bilder von der Straßen, den Anstiegen und den Berichten über die herrschenden Temperaturen lese, dann frage ich mich, wie ihr mit euren schweren Rädern da überhaupt hochgekommen seid. Was das angeht seid ihr einfach meine Helden. Aber wenn es an die Substanz geht, dann muss manchmal der Verstand das Herz überstimmen. Da ich ja mittlerweile weiß, dass ihr euch entschlossen habt aus diesem Grund nach Europa zurückzukehren, denke ich, dass dies die richtige Entscheidung war, auch wenn sie euch sicherlich schwergefallen ist (oh Gott, was für ein Bandwurmsatz 🙄). Also wünsche ich euch gute Fahrt und guten Flug und dann wird man weitersehen. LG Ralf
Glorypedalling
Hallo Ralf! Wir hatten ja schon so viel geschafft und waren so nah dran! Aber Duschanbe war auch die letzte Möglichkeit eine Entscheidung zu treffen und für mich war es die Richtige. Tja, Krönchen richten, weiter geht’s mit zwei weinenden Augen. So ist das eben. Aber wir freuen uns nun auf Europa und was dort so alles Schönes auf uns wartet. Herzliche Grüße, aus Çerkezköy, Sabine und Uwe
Anne
Liebe Sanine, vielen Dank, dass du trotz der derzeitigen gesundheitlichen Umstände noch die Kraft hast, tolle Berichte zu schreiben.
So können wir an eurem Abenteuer teilhaben 😊, zumal wir im letzten Jahr in Tadschikistan unterwegs waren und viel wieder erkennen.
Gute Besserung und erhole dich.
Liebe Grüße aus der alten Heimat 🖖
Anne und Dieter
Glorypedalling
Hallo liebe Anne und Dieter! Schreiben geht fast immer. All die tollen Eindrücke müssen ja festgehalten werden und vor allen aus dem Kopf, damit Platz für Neues ist. Ihr wisst ja wie das ist, habt ja auch schon so viele tolle Reisen gemacht. Herzliche Grüße aus Duschanbe 🤗
Karin,a
Hallöchen ihr lieben Vagabunden auf 4 Räder,
Wahnsinn was ihr so erlebt, ich bin immer froh, wenn ihr euch meldet.
Eure Zungenbrecher kann ich lesen, aber leider nicht aussprechen. Ich werde gleich mal wieder googlen wo ihr euch gerade befindet.
Ich war ja sehr oft in Tunesien und da herrschen so ähnliche Eindrücke mit den Kindern in den armen Dörfern. Die Kleinen sind glücklich, wenn sie Touristen sehen und auch anfassen können. Ich war in vielen Regionen von Tunesien unterwegs, von Nord bis Süd und jedesmal bekam ich sehr viel Aufmerksamkeiten von den Kleinen noch mit großen braunen Kulleraugen geschenkt. Sie sind närrisch, wenn sie dann noch blonde Touristen sehen. Sie schreien nur Mademoiselle, Mademoiselle, Mademoiselle.
Kann man nicht die gefährlichen Tunnel umfahren?❓️ Ich hätte dort mehr als Panik, man weiß ja nie ob man am Ende dort wieder lebend herauskommt.
Kohlenmonxidvergiftung geht schnell….
Die Landschaft ist ja traumhaft, das erinnert mich an Norwegen. Wow Wow Wow
Mit dem Visa ist ja auch so ein Ding. Man hätte noch Geld und Nerven sparen können.
Ihr nehmt ja sehr viel mit Humor und das gut so.
Ich bin sehr gespannt, wie es mit euch weitergeht.
Weiterhin gute Beine, gutes kurbeln und tolle Erlebnisse.
Bis bald und liebe feuchte Grüße aus Hamburg
Herzlichst Karin 🍺 🍻 🚴 🚴♀️ 🎩🎩
Glorypedalling
Hallo Karin! Das stimmt, vieles muss man mit Humor nehmen, auch wenn man vorher viel Anstrengung und Organisation hatte. Ab einem Punkt geht dann nur noch permanentes Nachfragen und warten. Aber wenn es mal krumm läuft, kann man den Kopf schütteln und weiter geht’s.
Auf dieser Tour geht eh vieles schief und nicht so wie geplant, aber auch das ist ok und wir haben deshalb viel zu erzählen. Herzliche Grüße aus Duschanbe! 🤗