
Mit jedem Grenzübertritt ändert sich auch der kulturelle Rahmen
Landesgrenzen sind Kulturwandel, mit neuer Sprache, verändertes soziales Gefüge im Umgang miteinander als auch Fremden gegenüber, kulinarische Besonderheiten. Manchmal folgt eine Grenze geologischen, klimatischen oder landwirtschaftlichen Linien. Verschiedene Religionen, Wohlstand, Architektur, alles ist sofort spürbar. Landesgrenzen bringen einen oft innerhalb nur eines Kilometers, in eine völlig veränderte Kulturlandschaft.
Die Grenzen zwischen der Türkei und Bulgarien und auch zwischen Bulgarien und Rumänien zeigen sehr extrem den veränderten kulturellen Rahmen. Es ist faszinierend und spannend dies zu beobachten. Manchmal fühlt man sich sofort wohl in einem Land, manchmal benötigt man doch einen zweiten Blick dafür. Da wir in Rumänien die Pflaumen direkt vom Straßenrand pflücken können und Uwe dabei sofort von „Zwetschgendatschie“ träumt, fühlen wir uns sofort wohl. Das war nun schon mal einfach uns zu beeindrucken! Zudem sind wir auf Nebenstraßen unterwegs und können die Gedanken schweifen lassen, da sich der Verkehr in Grenzen hält. Besonders gefällt uns in den letzten von uns beradelten Ländern, dass es diese kleinen Dorfläden noch überall gibt. Manchmal kann man darin nicht viel finden außer Süssigkeiten und kalte Getränke aber selbst Sonntags ist es kein Problem überall kaltes, erfrischendes Wasser zu kaufen.
Die meisten Grundstücke auf den Dörfern sind mit Zäunen umgeben, das kennen wir je bereits aus Georgien. Aber hier steht fast überall vor dem Eingangstor eine Bank. Dort trifft man sich morgens oder abends zum Plausch und sitzt gemütlich beisammen. Der Baustil ist manchmal ziemlich feudal. Kitschig und groß müssen die Häuser sein und wir fragen uns, wie viele Generationen leben darin? Viele werden nicht fertig gebaut und im Zustand eines Rohbaus schon wieder dem Verfall hingegeben. So mancher Bauherr hat sich wohl bei der Größe des Hauses doch übernommen.


Wichtig sind Türmchen und ein hoher Zaun der unbedingt goldene Elemente haben sollte.


Zwei Tage lang fahren wir flach entlang vieler landwirtschaftlichen Flächen und mit einem mal befinden wir uns, von uns unbemerkt, in den Karpaten. Irgendwie sind die Hügel plötzlich da und werden grüner, steiler und höher zu Bergen. Wir sind in Transylvanien und da gehört es sich natürlich am Schloss von Dracula mal kurz einen Stopp zu machen.

Danach geht es weiter über die Transfăgărăsan Hochstrasse bis auf über 2000 Meter Höhe. Baubeginn war 1970 im Auftrag des damaligen Staatsoberhaupts Nicolae Ceaușescu sollte die Hochstraße neben einem militärischen Zweck, verursacht durch das angespannte Verhältnis zur damaligen Sowjetunion nach den Ereignissen des Prager Frühlings, auch einen touristischen Zweck erfüllen. So sollten durch die Straßenverbindung über das Hochgebirge schnelle Truppenbewegungen ermöglicht werden. Nach 4 Jahren war die Hochstraße fertig gestellt. (Wikipedia) Heute ist sie wie gewünscht, eine Touristenattraktion. Gleich zu Anfang macht ein beängstigendes Schild auf Braunbären aufmerksam und mit einer der größten Populationen in Europa (man schätzt zw. 10.000 – 13.000 Bären) sind wir vor jeder Kurve am hupen und klingeln um uns so bemerkbar zu machen. Wir kommen ohne Bärenkontakt durch und sind froh, als uns ein entgegenkommender, italienischer Radfahrer darauf hinweist, dass wir das Gebiet der Bären nun auch verlassen hätten. Wir glauben, wir hatten wirklich mächtig Glück, denn auf der Straße konnten wir viele Hinterlassenschaften von Bären erkennen und die Haufen waren ziemlich groß. Kurze Zeit später überholt uns Sergio aus Belarus mit seinem Auto und er ist so begeistert von uns, dass er unbedingt ein Video mit uns machen möchte, in dem wir über uns erzählen. Er fragt uns, wie viele Bären wir gesehen hätten und unsere Antwort darauf konnte er nicht glauben. Er war ja kurze Zeit hinter uns und er hat insgesamt 6-7 Bären am Straßenrand gesichtet. Immer wieder fragt er uns, ob er uns richtig verstanden hätte, dass wir keinen einzigen gesehen haben.
Transfăgărăsan

Auffahrt von Süden




Wir teilen die Strecke auf Wunsch einer Mitreisenden auf zwei Tage auf. Die Strecke zählt schon zu einem der Highlights auf unserer Tour und es ist bei traumhaftem Wetter eine traumhaft schöne Strecke. Egal von welcher Seite man auf oder abfährt, die Aussicht ist immer grandios. Entgegen der Schlaumeierei eines italienischen Radfahrers, sehen wir noch zwei Braunbären auf der Strecke, wo seiner Aussage nach, keine mehr sein sollten. Wir fahren bergab und saußen schnell an den nur zwei Metern von uns entfernten Bären, vorbei! Was weiß ein Italiener schon von rumänischen Braunbären und von deutschen Radfahrern die ihm bedingungslos glaubten.
Abfahrt in Richtung Norden




🍺Buy us a Beer! 🍺
Dankeschön Claudia! Es ist uns eine Freude, dich virtuell bei uns zu haben! Danke an Julia & Yannik, die wir in Mexico kennengelernt hatten – ein Prost auf euch! Fröhliches Dankeschön an meine Schwester Karin 😘
Elke und Thomas H.
Eine Karpatenüberquerung auf die Transfagarasan ist ein Once-in-a-lifetime-Erlebnis für jeden Radreisenden. Freut uns zu lesen, dass ihr genauso begeistert wart wie wir vor 3 Jahren. Mit dem Wetter hattet ihr mehr Glück als wir. Bei der Auffahrt von Süden riss bei uns die Wolkendecke erst auf den letzten ca. 500 Höhenmetern auf. Und nach dem Scheiteltunnel fanden wir uns in dichtestem Nebel wieder, bei dem man kaum mehr als 20 m sehen konnte. Das angebliche „Draculaschloss“, an dem ihr vorbeigefahren seid, ist allerdings ein neuzeitlicher Touristennachbau. Tatsächlich hatte Vlad III. Draculea (der „Pfähler“), das historische Vorbild der Romanfigur Graf Dracula, eine Burg in der Nähe, die aber schwer zugänglich ist. Auf dem Schloss Bran südlich von Brasov, das weltweit als „Draculaschloss“ vermarktet wird, hatte Vlad III. aber nie gewohnt.
Glorypedalling
Da müsst ihr wohl nochmals bei besserem Wetter wiederkommen 🤗.
Wir hätten gerne noch den Bâlea See gesehen, aber da war so ein Rummel und Stau auf der Bergspitze, dass wir uns schnell weiter bewegt haben. Da wollten wir nicht bleiben.
Das „Dracula-Schloss“ hat uns nur für ein Bild anhalten lassen, ansonsten fanden wir es wenig spektakulär. Dracula-Fans sehen das bestimmt anders 🤭. Die Geschichte um das historische Vorbild zu Dracula war da schon etwas spannender.
RaTob
Den Bildern nach zu urteilen eine grandiose Landschaft. Allerdings wegen der Bären wohl nicht zum Campen geeignet 😉
Glorypedalling
Eine tolle Landschaft und eine tolle Straße. Campen ist hier eh nicht erlaubt, will man auch nicht 🐻🐻