
6000 Kilometer später und schon sind wir in Ungarn. Unser 11 Land auf dieser Tour. Es ist flach und weitläufig, wir befinden uns in der Puszta zwischen endlosen Sonnenblumen- und Getreidefeldern die bis zum Horizont reichen. Es ist ein wenig unspektakulär und ziemlich unaufregend um uns, aber dann können sich die Gedanken mal wieder um andere Dinge als nur um Landschaft, Schönheit, Kultur und Radfahren drehen.
Unspektakulär war es jedoch nur für zwei Stunden denn fing es heftig an zu regnen und wir konnten glücklicherweise in ein Bushäuschen fliehen. Nach ca. einer Stunde beschlossen wir einfach weiter zu fahren und irgendwo eine Übernachtungsmöglichkeit anzusteuern. Alles lief prima, wir wurden nass, der Wind hat uns wieder getrocknet und wir wiederholten dieses Spektakel einfach mehrere Male. Drei Kilometer vor unserem Ziel, dem Ort Püspökladány erwischt es uns kalt, denn wir kamen an eine Europastrasse und anscheinend ist in Ungarn das Radfahren dort verboten. Unser Navigationssystem hält schnell eine Umleitung für uns bereit, welcher wir über Feldwege folgen und da es stundenlang geregnet hatte, hätten unsere Alarmglocken schon mal schrillen können. Es ist unser 17. Hochzeitstag, wir wollen nett essen gehen und den Abend genießen – theoretisch – praktisch ist es einer der schlimmsten Tage auf dieser Tour.
Anfangs befinden wir uns noch auf einem Schotterweg der jedoch bald in einen lemig, schlammigen Weg übergeht. Wir versuchen auf der Grasnarbe entlang zu radeln, später zu schieben, aber wir sammeln immer mehr des Kleibodens am Reifen und unter unseren Schuhen an. Irgendwann drehen sich die Räder nicht mehr, weil zwischen Schutzblech und Reifen nur noch Klei steckt. Anfangs versuchen wir noch mit kleinen Stöcken den Klei zu entfernen, aber irgendwann sammelt sich so viel an, dass wir die Laufräder ausbauen müssen und säubern. Die Strecke wird zur Qual da wir ca 150 Meter schieben um dann die Reifen wieder säubern zu müssen. Manchmal schieben wir die Räder zu zweit um wieder auf etwas festeren Boden zu gelangen. Schieben ist vielleicht das falsche Wort, wir ziehen die Räder da sich zumeist keines der Laufräder mehr bewegt bis wir wieder etwas Klei entfernen. Unter unseren Schuhen hängt zentimeterdick der klebrige Boden welches das Laufen zusätzlich erschwert. Wir haben uns schon vor ein paar Jahren angewöhnt, bei Regen mit Sandalen zu radeln. Zudem, wenn wir mal durch Bäche schieben müssen, sind offene Schuhe natürlich praktischer. Unsere kompakten Radschuhe bleiben dann in den Taschen, vor allen Dingen deshalb, weil Sandalen schneller wieder trocknen sind. Nasse Radschuhe sind ekelhaft und auch geruchstechnisch nicht auszuhalten. Bei unserer Klei-Lehm-Schlamm-Aktion gaben allerdings Uwe’s Sandalen den Geist auf und die „richtigen“ Radschuhe müssen ran. Ich befürchtete schon, dass wir diese nie mehr wieder auf ein ansehnliches Maß säubern könnten.



3 Stunden geht das so und wir sind nach 4 Kilometer froh, wieder eine asphaltierte Strasse zu sehen und am Ende mit unseren Kräften. Völlig verdreckt kommen wir im Dunkeln in der Unterkunft an und müssen uns und unsere Taschen bevor wir das Zimmer betreten noch etwas säubern, denn so wie wir aussehen, gibt uns bestimmt keiner einen Zimmerschlüßel. Die Räder lassen wir völlig verdreckt mit Klei draußen stehen, darum kümmern wir uns am nächsten Tag. Wir haben dafür keinen Nerv mehr an unserem schrecklichsten Hochzeitstag.
Glücklicherweise finden wir am nächsten morgen im Ort eine Autowaschanlage mit Hochdruckreiniger und diese besetzten wir so lange bis der letzte Rest von Dreck am Rad verschwunden ist. Erneut können wir die Europastrasse nicht fahren und befürchten schon, wieder im Chaos versinken zu müssen, aber da begegnet uns Christian auf seinem Rennrad genau zur richtigen Zeit. Er erklärt uns, dass wir den von uns gewählten Weg nicht fahren sollten, da uns gleiches wie gestern bevorstehenden würde. Er bringt uns stattdessen zum Bahnhof, organisiert Tickets für uns, bringt uns zum richtigen Bahnsteig indem er unsere Fahrräder über Treppen nach unten und oben schiebt und trägt und zieht. Dann wartet er 30 min damit wir auch in den richtigen Zug einsteigen und gibt dem Schaffner noch Bescheid. Ein Engel, obwohl er selbst gerade auf einer Trainingsfahrt war, hat er sich so geduldig und hilfsbereit um uns gesorgt.

Es sind nur 15 Minuten die wir mit dem Zug fahren aber danach haben wir wieder kleine Nebenstraßen zur Verfügung. Angekommen in Karcag treffen wir bereits auf den nächsten hilfsbereiten Ungar der uns wieder die Räder über Treppen runter und hoch zieht, trägt und schiebt. Bei so viel Glück und Hilfsbereitschaft lassen wir den Tag ruhig ausklingen und gehen zum nächsten Campingplatz nach nur 30 Tageskilometer.
Langsam nähern wir uns dem Großraum Budapest. Die Stadt selbst werden wir nicht besuchen, dass hatten wir bereits ausgiebig bei einer früheren Tour getan. Da wir heute einen Pausentag einlegen, kommen wir am Mittwoch an die Donau und folgen dieser wahrscheinlich bis Wien.
Hääää?
Schon bei der Einreise nach Ungarn, scheitern wir an der Aussprache.


🍺Buy us a Beer! 🍺
Vielen lieben Dank an Emma und Armin die wir nur kurz auf einem Campingplatz gesprochen hatten (also wir hoffen, dass wir noch klar verständlich waren, es war der Abend an dem wir den Zwetschgensnaps zu ausgiebig getestet hatten). Herzlichen Dank, wir haben uns riesig über die Unterstützung gefreut.
Ein fröhliches Dankeschön an Hartmut und Geli+Alex! Ihr seid grandios 😘 und auf ein baldiges Wiedersehen!
felixxbln
Ungarn war meine allererste Radreiseerfahrung. 1×1400 km von Pfarrhaus zu Pfarrhaus, mit Empfehlungsschreiben eines reformierten Pfarrers aus der Nähe vom Püspökladány! Das war 1970 — 53000 km ist es inzwischen her und ich kann immer noch etwas Ungarisch 🙂
Glorypedalling
Wir versuchen ja immer etwas in Landessprache zu lernen um möglichst die wichtigsten Wörter zu können. Ungarischen ( wie übrigens auch polnisch ) jedoch finden wir schon sehr schwer.
Karin,a
Hallöchen ihr Schlammbesudelten Vagabunden auf 4 Räder,
erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 17.ten Hochzeitstag.👌🍻🎂🍰🎊 Ich werde es wohl nie schaffen…
Es immer wieder ein Erlebnis von euch zu hören, nein zu lesen. Es ist ja wirklich nicht langweilig bei euch. Was habt ihr bloß für ein Navi, der euch in die Schlammwüste schickt?❓️ oder war es noch der Pflaumenschnaps der euch ein bisschen wirr gemacht hat. Orientierungslos❓️
Ich kann mal wieder nach langer Zeit lachen.
Werde gleich einmal googlen wo ihr euch befindet.
Gut, dass ihr euren Humor noch habt….👍
Passt auf euch auf❗️❗️❗️
Herzlichst Karin und liebe Grüße aus Hamburg
Glorypedalling
Vielen lieben Dank! Wir haben ja schon so einige Hochzeitstage unterwegs gehabt aber dieser bleibt ganz sicher in Erinnerung😬
Diesmal kann weder das Navi noch der Schnaps dafür verantwortlich gemacht werden 🤣 Hätten wir gewusst, was auf uns zukommt, wären wir einfach verbotenerweise auf der Europastrasse geblieben.
Na da hat man doch immer etwas zu erzählen und es wird nicht langweilig.
Grüße aus Gödöllo, Sabine und Uwe
onegiantstep
Happy Anniversary! What a way to mark the day.
Glorypedalling
Thank you! It seems we are still to young to sit at home and having a coffee and a cake on a quite afternoon 🤟
Thomas und Elke H.
Nach Hatarátkelöhely und Jászfelsöszentgyörgy wollten wir schon immer mal fahren.
Glorypedalling
Da habt ihr aber ein bißchen gebraucht um das zu schreiben 🤪