Die Strecke versprach wieder einmal keinerlei Übernachtungsmöglichkeiten und Zelten ist bei der Hitze auch keine angenehme Option. Früh morgens haben wir die Tour in Angriff genommen, nachdem wir vorher das Höhenprofil geprüft haben. Die ersten 100 km leicht bergab bis flach, danach ein kleiner Hügel und schwups sei man schon in San Juan. Das ist machbar. Der Wind, das einzige mögliche Hindernis am Vorhaben, kam anfangs noch von vorne, hat uns aber weiter nicht groß behindert. Wie immer gab es außer Landschaft nichts zu bestaunen. Wie so häufig, kommt es uns vor, als ob wir und ein paar Wildpferde, die einzigen Lebewesen in dieser unendlichen Weite sind. Die eingezeichneten Orte waren alte verfallene Bahnstationen, denn die Bahnstrecke begleitete uns zu unserer Rechten bereits seit San José de Jáchal. Kilometerlange Schienenstrecke die seit den 70iger Jahren brach liegt. Tonnen von Stahl über mindestens160 Kilometer.
Und dann, nach 50 Kilometern im Nirgendwo, folgendes Bild:
Eine Hütte am Straßenrand mit dem Namen “ Refugio Dona Mariana“. Strohm, angezapft von der uns begleitenden Stromtrasse. Tische, verschiedene Grillstationen, ein kleiner Hängeschrank zur rechten Seite mit verschiedenem nicht zu definierenden Inhalten. Das Beste aber: ein funktionierender Kühlschrank. Darin gelagert sind mit allerlei undefinierbaren, gefüllten Plastikflaschen, alte Brötchen, ein Pizzakarton “ Pizza con cebolla“. Den Karton haben wir uns erspart zu öffnen und Eier!!!! Wer auch immer die noch als Spiegelei braten wird, wollen wir auf keinen Fall wissen. Beim verlassen des Refugio, fahren wir wieder ins Nirgendwo! Wer stellt diese Hütte dorthin, wer zapft den Strom an, wer benutzt den Grill, wer legt Pizza in den Kühlschrank und wie alt sind wohl die Eier. Wir hatten so viele Fragen und Fragezeichen auf der Stirn, das der Helm schon zu eng wurde! Unglaublich interessant 👍👍👍
Heute passierten wir nach 101 km die erste Kreuzung und es gab auch einen Parador. Cola und Süßes gab es obendrauf. So sehen Kreuzungen aus, bevor wir wieder ins Nicht entschwinden.
Die restlichen Kilometer lassen sich sehr gut fahren, der Wind ist gnädig und der kleine Anstieg welcher uns danach in die weite offene Ebene nach San Juan bringt, auch. Wir sind überrascht ob der großen besiedelten Fläche die sich uns zeigt. Das mag sich für uns Europäer seltsam anhören, aber bisher haben wir häufig nur kleine bis mittelgroße Dörfer besucht und somit ist diese urbane Fläche für uns ein Ereignis. San Juan befahren wir über eine beflaggte Brücke und noch während wir darüber witzeln, das diese nur für uns gehisst wurden, wurden wir tatsächlich von einer Autokolonne mit einem Hupkonzert begrüßt. Das war so toll und so herzlich, als ob alle nur auf uns gewartet hätten. Wir wollen auch gerne nochmals erwähnen, wie oft uns zugewunken, wir angehupt oder ein „buen viajé“ zugerufen wird, gibt uns ein tolles, sicheres und sehr willkommenes Gefühl. Danke ihr lieben Argentinier🇦🇷.
Die Hotelsuche gestaltete sich anfangs etwas langwierig, aber wie immer haben wir das Passende für uns gefunden. Die Parilla für den Abend stand auch schon fest, denn Tom und Uwe waren vor 6 Jahren zum lecker Steak essen in diesem Restaurant. Der Grill loderte bereits und wir wollten nach dem langen Tag bei Fleisch und Wein satt werden. 🍷 🍖
Heute, 17.11. machen wir einen Pausentag und schlendern durch die Stadt, welche uns sehr gut gefällt. Sie ist abwechslungsreich und es gibt viel zu beobachten. Das machen wir besonders gerne und am Besten geht das in solchen Ess-/Trinkhallen Der morgige Tag wird hoffentlich flach bleiben. Wir haben bis Mendoza noch ca. 170 km und die wollen wir am Stück fahren.
Silke Hantke
Es ist immer erstaunlich ,dass Leute im „Nichts“ überleben können.Es sieht so aus ,als wenn nicht so viele Menschen vorbeikommen.
glorypedalling
Wir waren schon sehr einsam manchmal – haben aber überlebt! 😃