Auf unserem kleinen Campingplatz in Sargent sitzen wir noch lange vor dem Zelt und sprechen über diesen grandiosen Tag, der uns so viel Abwechslung und Erlebnisse bescherte. Des nachts brechen die Jäger zur Jagt auf und wenn wir es richtig verstanden haben, dürfen sie im Moment nur mit Pfeil und Bogen jagen. In Tarnanzügen und Pfeilen auf dem Rücken, sehen sie schon beängstigend aus. Die Nacht wird zwar kalt, aber wir sind kuschelig in unsere Schlafsäcke verpackt und schlafen am nächsten Tag aus, wir haben nur 50 km zu radeln. Bis nach Gunnison bleibt es ziemlich flach zu fahren, obwohl die Bergspitzen anderes vermuten lassen. Dort angekommen sind wir bei Freunden von Jerry und Christy ( wir haben in Christy’s Wohnung in Frisco vier Tage Pause gemacht) eingeladen! Jason und Annie sind unglaublich nette, unkompliziert, fröhliche und gastfreundliche Menschen und wir sind sofort im „Wohlfühlmodus“ angekommen. Wir können gemütlich im Garten Abendessen und uns ganz unkompliziert im Haus verhalten. Es ist immer so einfach mit den Menschen umzugehen, da sie alle selbst so relaxt sind. Am nächsten Morgen gibt es noch ein Abschiedsvideo von uns und schon geht es wieder auf die Straße.
Die Umgebung fängt an, sich zu verändern und aus dem schroffen Rocky Mountains wird nun ein brüchiges Sandgestein mit weniger Baumbewuchs und es scheint, als ob wir der Wüste näher kommen. Der Sandgestein zeigt sich farbenfroh, mal tief rot, mal beige, mal beides gemischt und wir bilden uns ein, eine Ahnung vom nächsten Staat, nämlich Utah, zu bekommen. Bei einer Abfahrt erkennen wir ein weites, offenes Tal, welches schon ein Anzeichen für das Dessert sein könnte aber wir sollten uns täuschen, denn wir biegen abermals in die Berge ab, die doch bereits so weit entfernt schienen. Erneut müssen wir über drei Bergetappen bis auf 3100 Metern hoch und sind ziemlich müde am Ende jedes Tages. Jeder Tag bietet uns jedoch großes Kino und wir sind verliebt in Colorado. Natürlich sprechen wir über all die deutschen Urlauber, die vorwiegend die bekannten Highlights auf einer Reise erleben und wie schade es doch ist, dass sie sich nicht einfach treiben lassen! Treiben lassen, außerhalb der touristischen Gegenden und selbes erleben wie wir, denn es gibt so viel Schönheit hier!
Währen dieser Bergetappen finden wir einen der schönsten Campingplätze unserer Tour in einem State Park auf 2700 Metern Höhe. Wir sind ziemlich entrüstet über den Preis von 36$ und, dass wir nochmals auf einen Hügel hoch radeln müssen, hatten wir doch schon genug Höhenmeter an diesem Tag gesammelt. Als wir unseren Zeltplatz sehen, sind wir ziemlich begeistert. Tief unter uns liegt ein See, vor uns hohe Berge und der Platz so groß, wir könnten eine Party feiern. Der Sonnenuntergang tut sein übriges dazu, um es einen Traumplatz zu nennen.
Wir fahren von Skiregion zu Skiregion und die kleinen Städte sind sehr zauberhaft anzusehen. Preislich fällt uns oft der Kiefer nach unten, so teuer sind die Unterkünfte. Allerdings gibt es genügend Campingplätze und es macht ziemlich Spaß hier zu zelten. Dabei lernen wir auch oft tolle Menschen kennen, wie in Telluride auf dem vollbesetzten Campingplatz. Kein Platz mehr für unser Zelt, sagt uns der zuständige Mitarbeiter. Telluride war das Ziel eines langen, anstrengenden Tages, eine Sackgasse und nur durch einen weiteren hohen Berg zu entkommen. Ein junger Motorradfahrer lädt uns ein, seinen Zeltplatz mit ihm zu teilen. Klar nehmen wir das Angebot gerne an und lernen dadurch Gil aus Detroit kennen. Er konnte uns einiges über General Motors erzählen, dort arbeitet er als Ingenieur.
Immer wieder begegnet uns auch Butch Cassady und Sundance Kid. Cassady ’s erster bekannter Banküberfall fand 1889 in Telluride statt. Als wir in Südamerika radelten, haben wir in La Leona (Argentinien) übernachtet, dort haben die Beiden sich nach einem Raubüberfall 1905 für ca einen Monat versteckt. Na mal sehen, wo wir nochmals auf die Bande treffen!
Nachdem wir Telluride verlassen haben und zurück in der Gegenwart sind, erwartet uns ein Anstieg von 25 km der es mit über 1000 zu erklimmende Höhenmeter in sich hat. Oben angekommen setzten wir uns vor das Gipfelschild und machen Mittagspause. Die nächsten 75 km ging es stetig mal steiler, mal flacher bergab bis nach Dolores. Am Gipfel bei heißen 34°C losgefahren, befinden wir uns keine 15 Minuten später in einem Hagel- und Regenschauer bei nun mehr 17°C. Regenkleidung an, einmal komplett nass geworden, bei Sonnenschein angekommen und wieder trocken. Läuft! Nach einem Tag Pause, geht es morgen nach Utah, mit ziemlich fiesen Bergen die nächsten 700 km und manchmal schlechter Versorgungslage. Wir planen und checken die Landkarten, wird schon gut werden. 🙂
Anne
Eine traumhafte Landschaft bei Traumwetter!
Liebe Grüße aus Drestedt
glorypedalling.com
Ja das ist es wirklich. Herzliche Grüße nach Drestedt an alle die wir kennen 🙂