Wir verbringen die Zeit in San Felipe sehr relaxt. Wayne, einer unserer Warmshowers-Host, bei dem wir in Blythe/Kalifornien übernachtet haben, treffen wir hier wieder. Er und seine Frau verbringen ihr Rentnerdasein in Mexico. Sie laden uns zum Lunch und Drinks ein, zeigen uns den Ort und haben ein paar Tipps für Weiterfahrt.
In San Felipe treffen wir zwei Radfahrer, Katja und Dennis aus dem Sauerland. Auch schon seit drei Monaten unterwegs, bereits in Alaska gestartet und nachdem wir uns eine Stunde auf der Straße unterhalten hatten, checken sie gleich im selben Hotel ein. Super! Seit fünf Tagen radeln wir nun gemeinsam und es macht total Spaß mit beiden die Zeit zu verbringen. Die ersten drei Tage waren landschaftlich eher unspektakulär obwohl wir schöne Ausblicke auf die Sea of Cortés hatten und auch einen ziemlich ruhigen Campingplatz direkt am Meer fanden. Wie man es sich vorstellt, mit einem Unterstand aus Palmwedeln und Blick zum Strand. Schöner Sonnenunter- und Aufgang. Kitschig könnte man es schon fast nennen. Die kleinen Dörfer allerdings haben wenig Kitsch, sie sind sehr verstaubt und es gibt tatsächlich wenig ansehnliches, es erscheint alles verfallen und ärmlich.
Auf den Straßen winken uns die Mexicaner permanent freundlich zu. Sie fahren sehr umsichtig und obwohl wir auf der Nord-Süd Hauptverbindung sind, hält sich der Verkehr in Grenzen. Das einzig grenzenlose ist der Wind, welcher auf dem Festland als Hurrikan Roslyn ziemlich heftige Schäden verursacht hatte und wir nehmen an, die Ausläufer hier zu spüren. Heftiger Gegenwind oder Seitenwinde machen uns die Tage nach Alfonsina und Chapala ziemlich schwer. In Alfonsina müssen wir uns eine kleine Hütte am Strand mieten, da es keinen freien Campingplatz mehr gibt und uns der Wind wohl eh hinweg gefegt hätte. In Chapala, ein Ort, der nur aus einem Restaurant, einem Haus und einigen zerfallen Hütten besteht, können wir einfach neben dem Restaurant unser Zelt aufstellen. Wir verbringen die meiste Zeit im Restaurant, denn draußen kann man es vor Staub und Wind nicht aushalten.
Am Montag haben wir einen wirklich tollen Radtag. 100 km und einige Höhenmeter später sind wir vier uns einig, so viel landschaftliche Abwechslung hatten wir bisher in Mexico noch nicht. Die Umgebung ist geprägt von Kakteen in unendlicher Vielzahl und Varianten. Dazwischen blühen gelbe Blumen und in Verbindung mit dem blauen Himmel können wir uns nicht satt sehen. Im Internet liest Katja, dass wir ein seltenes Schauspiel beobachten können, denn einige der Kakteen blühen. Dies resultiert nur aus vorherigen Regentagen. Es gibt bis zu 700 endemische Pflanzenarten auf der Baja California. Raritäten sind die in der Zentralwüste beheimateten Idrias, welche aussehen wie umgedrehte Riesenkarotten. Sie findet man nur in Mexico und im Südwesten der USA. Mit den Cardónes, den Riesenkakteen und Elefantenbäumen, säumen sie unseren Weg. Idrias stellen bei Wassermangel das Wachstum ein und werfen die Blätter ab. Erst nach Regenfällen sprießen kleine runde Blätter oft direkt vom Stamm und Blüten am Ende der Zweige. Sie werden bis 20 m hoch und die größten Exemplare werden auf fast 400 Jahre geschätzt.
Als wir in Rosalito ankommen, finden wir ein Hotelzimmer, gehen einkaufen und kochen vor der Tür. Nebenan steht eine Männergruppe bei lauter mexikanischer Musik und viel Bier. Zwei gesellten sich zu uns, luden uns zum Bier ein und sagten uns, hier sind wir sicher, wir müssen uns keine Sorgen machen. Bis dahin, hatten wir uns keine Sorgen gemacht!!! Einer der Herren erzählte uns, es wären alles Drogendealer, aber wir wären völlig sicher hier. Jetzt machten wir uns Sorgen! Wir fragen uns, weshalb erzählte er uns dies? Es scheint als ob sie Stolz darauf wären. Mehr darüber wissen, wollten wir aber auch nicht und so bleibt es bei belanglosen Gesprächen die wir dann höflich damit beenden, dass wir uns in unsere Zimmer zurückziehen. Am nächsten Morgen witzeln wir natürlich darüber, aber etwas unheimlich war es dann doch! Aus Zeugenschutzgründen dürfen wir nicht mehr Details preisgeben 🙈🤣🙈🤣
Hasta Luego!
Viktor Makowski
Danke für den tollen Blog! Meine Motivation für die eigene Sabbattjahr-Planung steigt schon wieder exponentiell.
In drei Monaten von Alaska bis Baja California? Um Gottes Willen, wie viele Kilometer machen die beiden normalerweise pro Tag? Kann man ihnen irgendwo im Web oder einer der üblichen Apps (Komoot?) folgen? Bis wohin fahren sie denn?
glorypedalling.com
Hallo Viktor, sie schreiben auf Instagram unter noltpfeil und geben dort jede Woche ein Update ihrer Reise.
Sie wollen ein Jahr unterwegs sein und wenn möglich bis nach Ushuaia fahren. In den USA waren sie durch das Visa ( sie hatten nur drei Monate) etwas schneller unterwegs
Alle infos über sie : noltpfeil
auf Instagram, soweit ich weiß ist ihr Komoot nicht öffentlich. Aber auch da kann man ja mal nachfragen. Grüße 🚴♀️🚴♂️
Viktor Makowski
Schönen Gruß an die Beiden. Meine Frau und ich haben mal in Santa Barbara gelebt, durch das sie ja auch gefahren sind. Unser ursprünglicher Panamericana-Plan war einmal Anchorage bis Ushuaja in einem jahr, aber mittlerweile sind wir realistischer geworden und wollen es ruhiger angehen. Trotzdem würde mich die Route sehr interessieren, die sie genommen haben. Ich schick mal über FB-Messanger meinen Komoot-Link. Hier wäre er ja öffentlich. Lieben Gruß Viktor
Heidi Woith-Zoschke
Moin. Mann Mann, was ihr so alles erlebt. Das sind ja teils gruselige Sachen. Aber ist ja wohl alles gut gegangen. Die Kakteenwelt ist einzigartig. Alles Gute weiterhin aus Ehestorf
glorypedalling.com
Ja, es gibt immer ein Story zu erzählen! Schon den nächsten Vormittag haben wir uns darüber amüsiert, was wir so alles erleben. Sonnige Grüße nach Ehestorf