5,3 Millionen Menschen müssen auch irgendwo wohnen und so erstreckt sich Sydney inkl. seiner zahlreichen Vorstädte von Süd nach Nord über ca. 100 km. Natürlich möchten alle gerne an der Küste leben und seit drei Tagen fahren wir von einer Vorstadt in die Nächste. Die ganzen Tage geht es steil nach oben und wieder runter ans Meer bevor wir wieder hoch klettern. Wir sehen beeindruckende Häuser die waghalsig an die Berghänge gebaut wurden und um noch Sicht aufs Meer zu bekommen, zum Teil auf hohe Stelzen gebaut sind. Man fragt sich, wie die Konstruktion so hält und wie aufwendig doch mancher Bau gewesen sein mag.
Die Ostküste ist so anders als der Südwesten/Westen von Australien. Eine völlig andere Vegetation, fühlt sich eher wie im Regenwald an. Überall stehen Palmen und auch andere Bäume als nur Eukalyptus. Ausser einem großen Fuchs, inmitten von Sydney, haben wir bisher keinerlei Tiere gesehen, es ist einfach zu sehr besiedelt. Plötzlich ist es laut und viel Verkehr um uns, daran müssen wir uns wieder gewöhnen. Die Straßen im Westen sind in einem besseren Zustand als hier an der Ostküste. Man erzählte uns, dass an der Westküste jede Mine ( und es gibt viele Minen ), 1% seiner Einnahmen an den Bundesstaat abtritt und damit werden dann öffentliche Projekte wie z.B. Parkanlagen finanziert. Ob das Geld auch in den Straßenbau geht, wissen wir leider nicht.
Die Hügel nehmen kein Ende und steile Rampen von 16% rauben uns den Atem. Die Aussichten auf die Küste entschädigen uns jedoch immer wieder. Immer noch ist das Wetter unbeständig und Regenschauer keine Seltenheit, aber wir sind guter Laune und lassen die Schauer, wenn möglich, unter einem Dach über uns ergehen.
Wir dürfen bei Anni und Nic übernachten. Eigentlich sollte uns eine Fähre in die Nähe ihres Wohnortes bringen, allerdings wurde diese wegen des Wetters (Sturm) umgeleitet und somit hätten wir noch 25 km fahren müssen um ihren Wohnort zu erreichen. Freundlicherweise holte uns Nic an einem vereinbarten Ort mit dem Auto ab und ersparte uns ein paar Höhenmeter und eine Fahrt in der Dunkelheit. Den Abend verbringen wir super entspannt und lustig mit Anni, Nic, ihren zwei Töchtern Indra und Georgie und deren Freunden Mick und Mat. Ein toller Abend, den wir sowohl kulinarisch als auch in ihrer Gesellschaft sehr genossen haben.
Bekanntermaßen ist Uwe in unserer kleinen Reisegruppe für die Versorgung und das Essen zuständig. Ich bin eher für die technisch zeitaufwendigen Dinge zuständig, z.B. für Plattfüsse. Diesmal versorgt uns Uwe mit Essen und übernimmt die Plattfüsse, somit bleibt für mich eigentlich keinerlei Arbeit übrig. Na gut ich habe nichts dagegen! Heute war mal wieder ein Plattfuss-Tag auf halber Höhe eines Hügels. Zwar ein ungünster Zeitpunkt aber wir finden Platz neben der Straße. Tatsächlich halten zwei Autos und ein Radfahrer an, um uns ihre Hilfe anzubieten. Grandios! Gleich einen Tag später geht’s weiter, mitten auf dem Highway im größten Regenschauer des Tages, verkündet Uwe den 4 Platten. Verursacht durch einen ca 1 cm langen Riss im Mantel und Schlauch, ein Durchstich von irgendwas. Keine 10 km später Plattfuß Nr. 5, bei Sonnenschein die Reparatur begonnen und zum Schluß dann auch im Regen. Läuft heute bei uns, ist ja schließlich kein Wunschkonzert!
Immer wieder halten Autos vor uns an und bitten uns wiederum anzuhalten. Viele haben viele Fragen und auch viele Tipps und Routenideen und so entstehen tolle Gespräche am Wegesrand. Gestern hielt ein älterer Herr an, der nach vielen Fragen noch dreimal wieder aus seinem Auto ausstieg, da ihm noch etwas einfiehl, was er erzählen oder fragen könnte. Heute hatte uns Shaun angehalten. Er hat sich gleich entschuldigt uns zu stören, aber er hätte doch so viele Fragen an uns. Immer wieder haben wir ihn versichert, wir freuen uns riesig über solche Pausen und die daraus entstehenden netten Gespräche. Wir haben ihn angesehen, dass er noch 1000 weitere Antworten suchte aber es war ihm wohl etwas unangenehm uns weiter aufzuhalten. Eine sehr nette Begegnung, Dankeschön Shaun dass du so viel Interesse an uns gezeigt hast!
Eine weitere nette Begegnung hatten wir an einer Tankstelle, dort hielt ein Auto neben uns und der Fahrer erzählte, dass seine Eltern nach dem Krieg nach Sydney ausgewandert wären. Er konnte sich noch an einige Sätze seiner süddeutschen Mutter erinnern. „Du magst mi narrisch, I moe mi ez mal hihocken, usw“ wir haben Tränen gelacht. Als Uwe dann seine bayrisch Kenntnisse im norddeutschen Slang von sich gab und sagte “ Servus, schleich di“ musste ich Tränen lachen. Uwe, der alte norddeutsche Bayer!
Heute Donnerstag, 9. Mai, kein Regen, keine Plattfüsse👍 halber Strandtag!
Jacobs Café
Ihr Lieben, was ein schöner und emotionaler Bericht über den aktuellen Stand der Tour. So schöne herz ergreifende Momente, es ist schön und wichtig solche Wesenszüge der Menschen kund zu tun und zu teilen.
Mich hat dieser Beitrag sehr berührt.
Euch weiterhin viele schöne Erlebnisse. Lieben Gruß von Holger aus Fischtown
Glorypedalling
Dankeschön lieber Holger! Wir sind auch überwältigt von so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Reisen ist toll und so bereichernd! 🤗