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🇮🇹 Bella Italia – Ja und Nein!

Pontremoli

Die Schonzeit mit flachen Wegen ist vorbei, es geht in die Berge. Bis auf 1040 Meter müssen wir klettern und es macht unsere Beine ziemlich müde. Bevor wir jedoch den Anstieg angehen, missachten wir gewollt ein „Durchfahrt verboten Schild“. Wir sind jedoch schon frohen Mutes, denn lange passiert nichts, bis wir auf der Fahrbahn einen umgesägten Baum quer liegend vorfinden. Kein Durchkommen möglich. Vor Ort treffen wir Carla und einen Arbeiter, die dabei sind das Holz zu entfernen. Sie gibt sofort Anweisungen den Weg soweit für uns frei zu machen, sodass wir nicht umkehren müssen. Während der Mitarbeiter die Straße räumt, telefoniert sie mit ihrem Mann. Bevor wir losfahren wollen, erklärt sie uns den Weg zu ihrem Haus, ihr Mann würde bereits mit einem Espresso auf uns warten. Zudem sollen wir auf keinen Fall vergessen, unsere Kontaktdaten zu hinterlassen  denn sie liebt Radfahrergeschichten. Na, da ist sie ja auf unserem Blog genau richtig aufgehoben.

Der Apennin Gebirgszug

Einige Stunden benötigen wir für den Passo del Cisa (1045 Hm.) der zu den nördlichen Apenninen gehört. Der Apennin ist ein rund 1500 km langer Gebirgszug in Italien (sowie zu sehr kleinen Teilen in San Marino), der einen großen Teil des Staatsgebiets durchzieht, überwiegend in Nordwest-Südost-Richtung. (Wikipedia) Nachdem wir keine Unterkunft finden können, angeblich sind alle Pilgerunterkünfte voll,  suchen wir uns eine geeignete Wiese um unser Zelt aufzustellen. Dabei sind immer ein paar Kriterien zu beachten: es sollte uns keiner sehen, weder bei der Suche noch wenn das Zelt aufgebaut ist, es sollte eine ebene Fläche sein und das Gras noch nicht zu hoch. Wir finden den perfekten Platz und sind auch schnell im Zelt verschwunden, sobald die Sonne untergeht, wurde es auch kalt, immerhin sind wir auf 845m Höhe.

Für den nächsten Morgen stellen wir uns den Wecker auf 6:00 Uhr aber irgendwie kommt noch keiner unserer kleinen „Zwei-Mann-Reisegruppe“ so richtig in Gang. Es ist zu kalt um aus dem Schlafsack zu wollen. Eine Stunde später ist jedoch alles verpackt und es geht weiter, nach ca 1½ Stunden Fahrt erreichen wir den Gipfel des Passo della Cisa auf 1041 Metern Höhe. Die Abfahrt ist grandios, sonnig aber kalt. Die Bergkette haben wir zu unserer linken immer im Blickfeld, manche Gipfel noch schneebedeckt.

In Ponte Magra, nun sind wir bereits in der Toskana, haben wir uns in einer kleinen Gasse, auf einer Bank, einen Kaffee gemacht. Lucciano beobachtete uns von gegenüber anfangs zögerlich aber nachdem wir ihm zuwinken, kam er voller Freude mit einer Flasche Wein in der Hand zu uns. Er blabberte auf italienisch und französisch und wir auf deutsch und englisch. Am Schluss hatten wir eine Flasche Wein für den Abend geschenkt bekommen und wussten, dass er als Zugpersonal im Nachtzug durch Europa tätig war. Aber bis wir das verstanden hatten, gingen viele, viele Worte voraus, die keiner von uns dreien übersetzen konnte. Internationale Verständigung, unverständlich grandios.

Lucciano, grazie mille per il Vino

Und nun zu Bella Italia! Ja, in Teilen und vor allen in den tollen Städten, ist Bella Italia durchaus super schön und besonders. Aber Italien auf dem Rad ist anders, vor allem weil wir langsamer und damit näher am Geschehen sind. Es kann auch sehr alt und verfallen wirken, nirgendwo haben wir weniger Neubauten entdeckt als auf unserem bisherigen Weg. Die Dörfer wirken schon oft sehr dem Verfall überlassen und die Straßen passen dazu. Irgendwie hat alles seinen Charme aber auch doch wieder nicht. Reisen ist eben doch anders als Urlaub. Wenn man dann jedoch wieder Mailand, Ravenna, Ferrara, Verona und Rom betrachtet, ist es atemberaubend schön. Bisher sind wir durch die Lombardei, Emiglia Romagna und in der Toskana geradelt. Landschaftlich sind wir wieder voll dabei mit Bella Italia.

Als Via Francigena, auch Frankenstraße oder Frankenweg, werden im weiteren Sinne die alten Fernstraßen bezeichnet, die Pilger auf ihrem Weg vom Frankenreich oder von England aus über das Gebiet des Frankenreichs nach Rom zur Grabstätte der Apostel Petrus und Paulus nutzten. (Wikipedia) Dieser Pilgerroute Via Francigena die bereits in Canterbury beginnt, folgen wir bis Brindisi. Dort nehmen wir die Fähre nach Griechenland. Aber bis dahin sind es noch viele Kilometer zu radeln.

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🇮🇹 Ciao Italia!

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🇮🇹 Toscana – mit viel Regen, der nicht so will wie wir!

  1. Gillian

    You’re amazing!! The hills I can handle, the cold camping I cannot! Good job!!

  2. Thomas und Elke H.

    Willkommen im Land, in dem es reihenweise verfallene Häuser in kleinen abseitsgelegenen Dörfern zum symbolischen Preis von 1 Euro zu kaufen gibt, vorausgesetzt man verpflichtet sich als neuer Eigentümer, die Häuser zu sanieren und dort zu wohnen. Für uns gibt es keine Diskussion darüber, ob Italia „bella“ ist oder nicht. Der morbide Charme von kleinen Bergdörfern oder bestimmten Stadtvierteln z. B. in Genua, Rom oder Neapel gehört einfach dazu.

    An dem Tag, an dem wir 2021 den Passo della Cisa überquert, anschließend ebenfalls durch Pontremoli und Ponte Magra gefahren sind, haben wir abends einen Podcast mit zwei ziemlich bekannten Youtubern aus Salzburg gehört und sie auf ihrem Weg zum Nordkap spontan zu uns eingeladen. Wenige Tage, nachdem Angi und Reini uns besucht haben, waren sie bei euch. So schließt sich der Kreis zum Passo della Cisa.

    • Ihr seid einfach herrlich! Ihr habt immer eine Geschichte und könnt immer noch etwas Neues erzählen. Und sicherlich habt ihr auch Recht mit morbidem Charme in Bella Italia! Im Kreis schließen seid ihr jedenfalls perfekt. 👌

  3. Karin

    Moin Moin nach Italien ihr lieben Vagabunden 🚲🚲,

    ich habe mir gerade eure Route nach Brindisi angeschaut. Toll, ihr seid bald am unteren Zipfel vom Stiefel und wenn ihr mit der Fähre nach Griechenland fahrt, ist Korfu nicht weit entfernt von euch. Auf Korfu war ich vor vielen Jahren und habe nur Positives erlebt. Griechenland ist ein tolles Land mit beeindruckenden Insel. Auf Kreta war ich schon dreimal.
    Da ich noch pausieren 🚲muss, warte ich bis es wärmer wird.,und warte sehnsüchtig auf euren nächsten Bericht mit Fotos.
    Weiterhin gute 🚲🚲Reise, Erlebnisse und passt gut auf euch auf, denn in Griechenland gibt es gemeine Ungeziefer, wie 🦂 Skorpione und 🐍 Schlangen.

    Liebe Grüße aus Hamburg
    Herzlichst Karin 💖🚲🌞

    • Moin nach HH!
      Bis nach Brindisi sind es schon noch einige hundert Kilometer und auch noch einige Anstiege, aber wir haben Zeit und genießen zuerst noch Italien und ein paar Pizzen.
      Viele Grüße und baldige Genesung 🤗 Ciao, Ciao

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