Steak im Busch!
Der Freitag beginnt mit Regen und dies ist nicht wirklich eine gute Voraussetzung für den Beginn unserer Buschtour, aber der Regen hörte bereits nach ein paar Kilometern auf und bis wir zum eigentlichen Beginn des „Mountains to Sea-Trail“ kamen, fuhren wir 20 km auf einer Straße, dies machte die Fahrt sehr einfach. Die weitere Route führte uns auf teils Schotter oder Teerstrasse durch vereinzelt bewohntes Farmland. Eigentlich wollten wir nach 60 km auf einer Art Park/Campingplatz unser Zelt aufstellen. Da wir aber am frühen Nachmittag bereits vor Ort waren und es keine Wasserversorgung gab, gingen wir, den als steilsten Part angekündigten Trail – 300 Höhenmeter innerhalb von 4 Km- an. Ab hier führte der Weg dann wirklich abseits der Zivilisation in den Regenwald. Die Steigung war relativ gut zu fahren und wir fanden sie nicht als unbezwingbar. Allerdings war die Strecke Abwärts durchaus eine Herausforderung fürs Rad, Gepäck und Fahrer und ich musste es leider auch mit einem Sturz in den Matsch bezahlen. Der Weg selbst wird häufig von Quadfahrern benutzt, welche wir später auf einer Wiese auf der wir unser Zelt aufstellen, wieder trafen. Sie kommen hierher um zu Jagen und um Spaß mit den Quads zu haben. Als wir die Wiese erreichen sind wir erstaunt, was sie alles mithaben. Richtige Outdoor-Adventure-Kiwis. Die Neuseeländer sind überhaupt gerne in der Natur und wir können das gut verstehen.
Mit einer Gruppe kommen wir ins Gespräch, sie sind Rinder-Farmer aus der Nähe von Auckland und benutzen dort ihre Quads um die Felder abzufahren oder die Tiere zusammen zu treiben. Das hatten wir auch schon häufig beobachtet. Hier wollen Sie Spass haben.
Wie so häufig auf unserer Tour: „expect the unexpected“. Das wirklich Wichtige an den letzten Sätzen war: Rinder-Farmer! Sie fragten uns, ob wir ein Steak haben wollen, sie hätten zu viel mitgenommen und das Fleisch stammt von der eigenen Farm. Bevor Uwe evtl. aus Höflichkeit „nein“ sagen würde, kam ich ihm zuvor und sagte “ wir würden sterben für dieses Steak“ und es wurde uns sogar noch zubereitet. Wir sind mitten im Busch, sehr weit weg jeglicher Zivilisation und essen ein traumhaft leckeres Steak! 🙂 🙂 🙂 Mit vollem Bauch legen wir uns zufrieden ins Zelt und hören auch noch Kiwis auf ihrem nächtlichen Rundgang fiepen. Sie zu sehen ist eher unwahrscheinlich, aber die Laute machten uns bereits glücklich.
Da wir am ersten Tag bereits über 80 km fahren konnten, sind wir nur noch 16 km von Mangapurua Landing entfernt. Dies ist der Ort am Whanganui River an dem wir in die Kanus umsteigen und bis zum nächsten Ort 32 km paddeln. Wir haben genügend Zeit um den Sonntag zu vertrödeln. Da es wieder nach Regen aussieht, bauen wir unser Zelt bereits früh ab und können die Zeit im Shelter verbringen. Dort haben wir Wasser und Regenschutz. Um unsere Abgeschiedenheit zu erklären, hilft sicherlich das folgende Bild. Der große rote Punkt mittig, zeigt unsere Position im Regenwald an.
Die „Campingwiese Johnson’s Clearing“ ist benannt nach einem Farmer der vor 100 Jahren hier versuchte eine Farm zu betreiben. Man hatten den Rückkehrern des 1. Weltkrieges gegen geringe Gebühr Land verkauft und viele von Ihnen machten sich daraufhin auf in den Busch. Sie rodeten zuerst den Regenwald um überhaupt Land zu gewinnen und hatten ein sehr hartes Leben. Ca. 15-20 Jahre später verließen die ersten Farmer das Land wieder, es war zu unbezwingbar. Die Karte zeigt die Landbesitzer zur damaligen Zeit. Das Bild mit dem Reiter ist tatsächlich Mr. Johnson auf dessen Land wir gezeltet hatten. Wir haben das Bild vier Tage später in einem alten Buch entdeckt!
Mal eben schnell 16 km fahren, so dachten wir! Der Weg war aber alles andere als „ihn mal schnell fahren“ zu können. Wir mussten öfters absteigen und schieben da der Trail zu eng war, vor allen Dingen, ging es auf unserer rechten Seite ziemlich steil ca 50-60 Meter abwärts. Des Weiteren haben uns sieben sehr schmale Brücken dazu gezwungen, unser Gepäck komplett abzunehmen, über die Brücke zu tragen, Rad über die Brücke zu schieben und dann wieder alles aufzuladen.
Somit haben wir für die kurze Strecke 3,5 Std. benötigt. Wir suchten vergeblich nach der ausgewiesenen Campingwiese und haben unsere Zelt mitten auf dem Trail aufgebaut, wussten wir ja, vom Fluss konnten um diese Zeit (18.30 Uhr) keine Menschen mehr zu erwarten sein und von der Seite, von der wir kamen, waren wir auch die einzigen Lebewesen. Den vorhandenen Unterstand nutzten wir als Kochstelle und Wäschetrockner. Nun musste nur noch das Boot kommen, uns das Kanu bringen und unsere Räder auch tatsächlich abholen, denn von hier ging es entweder nur per Boot weiter, oder die gesamte Strecke zurück!
Am Montag kam pünktlich um 08.30 Uhr das Jet-Boat. Die Räder samt Gepäck waren schnell auf dem Boot verladen und wir bestiegen das vom Jet-Boat mitgebrachte Kanu um zum 32 km entfernten Pipiriki auf dem Wanganui River zu paddeln. Dort warteten unsere Räder, das Gepäck ein ordentlicher Zeltplatz und eine dringend benötigte Dusche auf uns.
In Pipiriki sind wir nach 6 Stunden paddeln und 3 Tagen im Busch, wieder in der Zivilisation angekommen. Ich fühlte meine Arme vom paddeln nicht mehr und Uwe war übersät von Moskitostichen, aber es war eine großartige, überwältigende und wunderschöne Tour, die dann noch einen Tag später in Wanganui bei unseren ersten Warmshowers-Host in NZ, John und Ann, endete. Die beiden liebenswerten Menschen sind fast in ihren 80igern und lieben es Cyclists zu beherbergen. Sie selbst haben große, mehrjährige Touren hinter sich und haben viel zu erzählen. Mit Judith einer weiteren deutschen Radlerin hatten wir einen sehr unterhaltsamen und sehr köstlichen Abend. John und Ann haben sehr lecker für uns gekocht.
dieter Viebrock
Woa, das ist wieder ein toller Bericht, Marga meint, Ihr solltet jetzt mal wieder eine Verschnaufpause einlegen!
lg
Marga u. Dieter.
glorypedalling
Wir sind jetzt auf dem Weg zu Neuseeländern, welche wir in Adelaide kennengelernt haben. Sie haben uns zu sich nach Hause eingeladen und wir können dort zwei Tage pausieren. Das ist auch mal wieder nötig 🙂