Die letzten drei Tage fuhren wir durch das Flathead Indianerreservat und wir sehen viele Schilder mit Ortsnamen in englischer und der Sprache der hier ansässigen Indianer. Wir sind nicht im entferntesten fähig ein Wort zu lesen. Im Reservat sehen wir dann endlich auch mal die ersten Bison. Wir sind geflasht, wie groß die Bullen sein können und in einer Bar in Missoula hängt über mir ein ausgestellter Bullenkopf, der von nahem noch beeindruckender wirkt.
ACA ist die „Adventure Cycling Association“. Es ist vergleichbar etwa zum ADFC in Deutschland, ihr Hauptanliegen ist Routen zu erschließen und geführte Radreisen anzubieten. Wir folgen vieler ihrer angebotenen Tourenvorschläge und davon gibt es eine Menge über die USA verteilt. Wenn jemand in den Staaten radelt, kommt er an ACA nicht vorbei. Der Haupsitz der Organisation ist in Missoula. Für uns war der einzige Grund in diese Stadt zu fahren, ein Bild auf deren berühmten Bilderwand zu bekommen. Und, dort hängen wir nun, ein Bild von vielen Radreisenden die täglich und jährlich deshalb dort vorbeikommen. Bei unserer Ankunft bekommen wir Eiscreme und kalte Getränke so viel wir möchten, danach geht es auf eine kleine Tour durch den Firmensitz. Wir kaufen noch zwei benötigte Landkarten und freuen uns ob unseres Bildes. Verweilt man vor Ort ein wenig, sieht man plötzlich viele Radreisende, die uns bisher nicht so oft begegneten. An der Bilderwand finden wir eine Postkarte von einem ganz besonderen Typ. Die Karte fällt uns auf, weil sein Fahrrad nicht mit Taschen bestückt ist, sondern mit Plastikeimern. Ja, das ist Ross Reid Vitale den wir 2018 in Uyuni / Bolivien getroffen hatten. Damals war das Setup mit den Plastkeimern der Grund, weshalb wir auf ihn aufmerksam wurden und wir haben ihn eine Postkarte abgekauft um ihn ein wenig zu sponsern. Er sah einfach so „verloddert“ und ärmlich mit seinen Eimern am Rad aus, dass man Mitleid bekam. Ein wenig später hatte ich ihn auf FB gefunden und ich glaube, so ärmlich war er gar nicht, zumindest muss er ein gutes Kamera-Equipment bei sich gehabt haben, die Bilder welche er machte, waren großartig! Kleine aufregende Welt dort draußen! Wir allerdings sind nicht aufregend genug, um es ins ACA-Magazin zu schaffen. All unseren Gastgebern, die oft auch ACA- Mitglieder sind, haben wir gesagt, unser „Goal“ wird sein auf die letzte Seite des Magazins mit einem Bild und unserer Story zu gelangen. Das wird definitiv nicht der Fall sein, aber wir haben es zumindest versucht!
Obwohl wir nicht wegen der Stadt hierher kamen, gefällt uns Missoula sehr gut. Wir planen am Samstag einen eher faulen Radtag und bleiben noch ein wenig in der Stadt. Es gibt einige Märkte und viele Menschen auf den Straßen und in den Parks. Überall sitzen kleine Gruppen auf den Rasenflächen und wir mittendrin. Sehr entspannt! Allerdings scheint die Stadt auch Anziehungspunkt für, wir wollen sie mal „extrem außergewöhnliche Menschen“ nennen.
Als wir weiter fahren, müssen wir auf die Interstate/Autobahn. Das ist in Montana erlaubt, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Hälfte des Weges sind wir auf der Autobahn und ansonsten führt eine super schöne Nebenstraßen entlang des Clark Fork Rivers in die etwas verstaubt und trostlose Stadt Drummond allerdings mit einer riesigen US-Flagge. Da wir früh los sind, kommen wir bereits um 14:00 Uhr nach 84 km dort an und gehen in ein Motel. Bei erneuten 40° Celsius wollen wir in ein kühles Zimmer und der Hitze entfliehen. Die Räder können wir übrigens immer und überall mit ins Zimmer schieben. Sowohl in Kanada als auch in den Staaten gab es nie Diskussionen darüber und es war immer selbstverständlich. Aus Höflichkeit fragen wir natürlich immer, und oft sahen wir erstaunte Gesichter bezüglich der Nachfrage. „Yes of course!“ war stehts die Antwort.
Uns scheint es, als ob wir alle Wetterbedingungen hier erfahren sollen. Ziemlich kalt, 30 cm Schnee, Regen und Thunderstorm und nun extrem Heiß! Und natürlich der Wind! Die Waldbrandgefahr ist sehr hoch und wir kommen in Helena auch an ein Gebiet heran, wo momentan Brände bekämpft werden. Wir hoffen jedoch gut bei Uwes Freundin Sarah anzukommen und wollen dort ein paar Tage Pause machen. Bis zu Sarah haben wir noch ca 360 km.
Im Moment sind wir auf einer Straße, die Uwe vor 11 Jahren bereits gefahren ist. Wir halten an einem kleinen Restaurant um eine Cola zu trinken und im selben Restaurant hatte Uwe bereits damals gesessen. Wir kommen mit der Bedienung ins Gespräch und sie meinte wahrscheinlich war sie auch damals seine Servicekraft. Sie spricht sogar ein paar Worte in deutsch und füllt sogleich unsere Gläser nochmals nach, super nett. Als wir weiter fahren wollten, sehen wir einen Radfahrer und er sieht sehr deutsch aus. Juhu, wir treffen Ingo aus dem Sauerland und haben viel mit ihm zu erzählen. Ingo ist von Seattle nach New York unterwegs und hat insg. drei Monate Zeit dafür. Es wird uns erneut bewusst, wie entspannt wir reisen können! Wir haben keine Kilometervorgabe am Tag um die vorhandene Zeit mit der zu fahrenden Strecke schaffen zu können! Wir haben einfach Zeit und jeden Tag ist uns sehr bewusst, wie glücklich wir uns schätzen können, dass wir es zusammen genießen dürfen! Nichts auf der Welt ist selbstverständlich!
Warmshowers-Host
Und dann gibt es noch ganz verrückte Typen die den Film Ghostbuster lieben und leben!
Elke und Thomas H.
Jetzt haben wir schon zwei Gründe, irgendwann eurer Route zu folgen: 1. Nach dem europäischen Bison (Zubr) im letzten Jahr müssen wir unbedingt auch den amerikanischen Bison in seiner Heimat besuchen, notfalls auch wieder im Tiergehege wie letztes Jahr in Polen. 2. In Missoula, dem Nabel der Radreisewelt, müssen wir auf der berühmten ACA-Bilderwand das Foto von Sabine & Uwe vom 29.07.2022 bestaunen.
glorypedalling.com
Wir sind noch ein bisschen hier, in den Flieger, aufs Rad und los geht’s 😊👍
Elke und Thomas H.
Dumm gelaufen! Unser Flieger geht Ende nächster Woche nach Bulgarien. Und nach drei Wochen Rad- und Flugreise müssen wir wieder daheim sein.
glorypedalling.com
Na dann viel Spaß in Bulgarien. Wir werden euch in den sozialen Netzwerken verfolgen👍