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Tunnelfahrten durchs Bilderbuch – Rogaland und Hordaland

Den Regentag, welcher nicht wirklich einer war, haben wir gemütlich in unserer Hütte abgesessen. Die Fähre von Hjelmeland nach Nesvik war für uns Radfahrer kostenlos und die Überfahrt von nur 10 min ziemlich kalt und windig. In Nesvik ging es dann aber auch gleich bergauf und damit war der kühle Wind eher angenehm als störend. Wir durchfahren unendlich viele Tunnel, mal kann man das Ende bereits sehen, mal sind sie bis zu 1500 Meter lang. Die Ausblicke am Ende der Tunnel sind so toll, als ob man die empfohlene Strecke eines Bildbandes nachfährt.

Beim Tunnelfahren radelt Uwe einfach so hindurch, ich jedoch habe ein Trauma, welches mich dabei immer begleitet. Eingefangen habe ich mir dieses Unwohlsein auf dem Weg nach Nauders am Reschenpass vor vielen Jahren. Die Autos/LKW/Motorräder mit ohrenbetäubendem Lärm näherkommend zu hören, aber nicht genau zu wissen, wann sie mich dann überholen werden, macht mir Angst. Man kann im Tunnel die Entfernung oder Nähe der anderen Verkehrsteilnehmer nicht mehr einschätzen und ich geriet damals in Panik. So schlimm ist es bei den kurzen Tunneln zwar nicht, aber ein 1500 Meter lange Tunnel bringt mich schon ein wenig in Unbehagen. Dazwischen meldet sich mal wieder ein Plattfuß, welchen wir flicken, aber dennoch nicht richtig versorgt bekommen. Ständig müssen wir nachpumpen.

Am Freitag stehen wir extra früh auf und wollen früh los denn der Tag wird anstrengend werden. Auf 38 km haben wir 1300 Höhenmeter zurückzulegen. Die Strecke verspricht viele steile Rampen mit bis zu 14%. Da liegt Schwerstarbeit vor uns. Mein Hinterrad haben wir am Vorabend drei Mal kontrolliert und hatten es für gut befunden. Leider war es jedoch am Morgen wieder platt. Frühes Aufstehen lohnt sich, dann können wir die Zeit mit Schlauch flicken verbringen. Mittlerweile sind drei Flicken immer wieder um dass gleiche Loch verteilt und nun scheint es gut zu werden. Da wir nicht allzu oft durch größere Dörfer kommen, besorgen wir uns in Sauda gleich wieder einen neuen Ersatzschlauch. Als wir dann endlich los kommen, ist es 09:30 Uhr!!!

Es ist von Beginn an anstrengend und wir kommen bei angenehmen 18°C ins Schwitzen. Neben uns rauscht ein Fluss ins Tal der von den Wasserfällen der Schneeschmelze gespeist wird. Nach nur 28km haben wir schon 1000 Höhenmeter erklommen. Anfangs sind wir ziemlich alleine auf der Straße, aber nach und nach kommen mutige Wohnmobilfahrer. Mutig, weil die Straße eng und die Kurven noch enger sind, aber die meisten lassen uns genügend Platz, somit stören sie uns nicht. Das Schöne am Radfahren ist, dass wir jederzeit anhalten können, um die Landschaft zu genießen und in einer kleinen Einbuchtung kochen wir uns einen Kaffee, bevor wir die letzten steilen 4 km angehen. Als wir über den Pass rollen, sehen wir unter uns  Serpentinen, die uns in den Ort Røldal bringen sollen. Wir blicken in ein weites Tal umgeben von hohen Bergen und dem Røldalsvatnet-See. Ein Ausblick wie auf einer Postkarte.

Man bemerkt, dass nun auch in Norwegen die Ferien beginnen, zu den Deutschen und Niederländer, gesellen sich jetzt auch noch die norwegischen Wohnmobile dazu. Es wird voller auf den Campingplätzen.

Freitag steht erstmal der letzte Anstieg  dieser Woche an. Vor uns liegt ein 4.6  km langer Tunnel und wir überlegen nur kurz hindurch zu fahren. Glücklicherweise entscheiden wir uns dagegen aber müssen dafür ein paar Serpentinen und Höhenmeter absolvieren. Was sollen wir sagen, wir fallen von einem Flash in den nächsten. Wahrscheinlich gibt es in Norwegen keine Straße, die nicht grandiose Aussichten bietet. Wie kann denn ein Land so wunderschön sein? Definitiv bereits jetzt eines unserer Lieblingsländer!

Nach den anstrengenden und bergigen Tagen, freuten wir uns über zwei Flachetappen. Bei jedem kleinen Hügelchen, merken wir unsere müden Beine. Bisher hatten wir ja unglaublich viel Glück mit dem Wetter und wir radelten nahezu drei Wochen im Sonnenschein. In Eidfjord an einem inneren Seitenarm des Hardangerfjord machen wir für drei Tage Pause und sehen morgens beim Aufwachen ein Kreuzfahrtschiff einlaufen. Plötzlich ist der kleine Ort mit Kreuzfahrtpassagieren voll. Von hier aus möchten wir zum Vøringsfossen Wasserfall, wohl eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Norwegen. Am vielleicht berühmtesten Wasserfall Norwegens stürzen riesige Wassermassen von der Hochebene Hardangervidda 182 Meter hinunter in das Tal Måbødalen. Die größte Freifallstrecke dieses imponierenden Wasserfalls beträgt beeindruckende 145 Meter. Dafür müssen wir aber erst den vorhergesagten Regen abwarten.

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Lysefjord – erste Fährenfahrt durch einen Fjord

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Norwegen verlangt uns viel ab!

  1. Tim Rands

    Amazing!

  2. Dörte Bode

    Das sieht alles wirklich großartig und atemberaubend aus….weiterhin gute Fahrt, ich lese gespannt weiter. Liebe Grüße Dörte

  3. Holger

    Das Lesen gibt bzw macht ein so schönes Gefühl
    Als ob man dabei wäre nur ohne schwitzen 🤓🙏
    Lieben Gruß Holger

  4. Steve

    Really enjoying reading and seeing photos of your latest adventures! Steve and Ron

    • Good to have you with us and we hope you both are fine. Stay curious, we are still at the beginning of a long journey to the north cape. 🤗

  5. Heinz und Irene

    Wir waren mit dem Wohnmobil dort, hatten aber auch das Gefühl, das es nach jeder Kurve/Tunnel schöner wurde. Weiterhin gute Reise und viel Spaß.

  6. Heidi Woith-Zoschke

    Hey ihr beiden Radler,
    Das sind ja super tolle Bilder von einer super tollen Landschaft. In den Tunneln hätte ich 😱 Angst als Radfahrer, zumal ich Tunnel eh nicht mag. Das mit den Platten könnte doch mal aufhören. Na, weiter gutes gelingen.
    Seid gegrüßt von Heidi und Klaus

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