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Altiplano mit Rückenwind

Der Pausentag in Oruro hat uns sehr gut getan. Nach dem guten Frühstück in unserem Hotel sind wir früh aufgebrochen und kamen gleich in die Rush-hour der lebendigen Stadt. Obwohl es Individualverkehr eigentlich nicht gibt, sind die Straßen der Städte verstopft. Alle fahren mit Minibussen und Taxi und hupen sich freundlich den Weg frei, ein funktionierendes Chaos. Wenn dann aber auf einer verstopften Innenstadtkreuzung plötzlich ein Güterzug laut hupend von links kommt, wird es echt spannend und wir mittendrin.
Die Fahrt nach Challapata war vergnüglich, denn wir hatten zu 80% Rückenwind und die weite Landschaft des Altiplano hat uns immer beschäftigt. Zu unserer linken Seite ist ständig ein Gebirgszug, sieht aus wie ein Mittelgebirge, nur sind wir ja schon auf 3700 Hm. Das Wetter ist gut mit uns, morgens sonnig, nachmittags Wetterkannte. In den Bergen Gewitter und wir knapp trocken vorbei. Die Landkarte zeigt westlich unserer Strecke zwei große Seen die jedoch völlig trocken sind. Der Lago Uri Uri verkommt zur Salzwüste und der riesige Lago Poopó ist völlig versteppt.

Seit wir in El Alto gestartet sind hatten wir bisher immer super Straßen, sogar mit kleinem Seitenstreifen. Der Verkehr ist überschaubar und wir werden sehr beachtet. In Challapata angekommen finden wir schnell ein akzeptables Hostel und treffen später auf der Straße einen amerikanischen Motorradfahrer mit dem wir zu Abend essen. An den Tagen zuvor hatten wir schon ein französisches Pärchen getroffen, dass mit Rädern plus Anhänger unterwegs war. Im Anhänger lag das fünf Monate alte Baby, das in Lima auf die Welt kam… Mutig was manche so machen.
Am Donnerstag führte unser Weg weiter Richtung Uyuni. Morgens noch schnell an Marktständen versorgt, kamen wir mit Rückenwind gut voran. Nach ca 20 km meldete Sabine einen Plattfuß und 30 km weiter hatte ich das „Glück“.

Bei zusammen über zehntausend Km die wir dieses Jahr pannenfrei mit dem Tourenrad gefahren sind, geht das ok. Verursacher waren ein kleiner Stahldraht und ein Nagel. Der Weg war etwas zäh, immer wieder endlose Geraden und sehr wenige nichtssagende Ortschaften. Nach etwas über 100 km Zelten wir kurz hinter Rio Mulato.

Um dem Wind zu entkommen, haben wir uns eine Bahnunterführung gesucht und unser Zelt ca. zwei Meter neben den Bahngleisen aufgestellt. Den Gleisen folgen wir bereits seit einiger Zeit, gesehen haben wir bisher keinen Zug. Eher abgestellte alte, dem verrosten ausgelieferte Wagons zieren die verlassenen Bahnhöfe. Hier kommt kein Zug mehr, sind wir uns beide einig und stehen somit 2 Meter neben dem Gleis.

Wir kochen, essen und bestaunen mal wieder den sagenhaften Sternenhimmel. Müde, satt und glücklich legen wir uns schlafen. „Was ist das?“ schreie ich dem Lärm entgegen. Zwei überdimensionale, leuchtend große Scheinwerfer kommen auf uns zu, erhellen das Zelt und werden wie Aliens immer größer. Der Lärm ist ohrenbetäubend,wird näherkommend immer lauter und so aus dem Schlaf gerissen werden wir fast panisch, da wir die Aliens und den Lärm nicht zuordnen können. Ein Zug! Es fährt tasächlich ein Zug an uns vorbei. Das Zelt wackelt, wir halten, bei einem Puls von 240, den Atem an, aber wir überleben. Ungläubig, fast geschockt legen wir uns wieder hin. Auf die Idee, das Zelt zu versetzen kommen wir nicht, dazu sind wir zu aufgeregt. „Bestimmt war es eine Ausnahme, das Schienennetz ist zu marode dafür“ denken wir und schlafen irgendwann auch wieder ein. Bis am nächsten Morgen der nächste Zug kommt!
Unser Highlight des nächsten Tages waren viele Alpacas und Guanacos, sowie die ersten Flamingos. Tiefpunkt war der starke Wind, der dann von vorne kam. Die Nacht war bitter kalt, das Wasser in den Flaschen gefroren…

Heute am Freitag war dann die letzte Etappe nach Uyuni. Immer mehr Steppe und Wüste und der Wind hatte seine Unterstützung aufgegeben. Gegenwind! Müde und kaputt sind wir nun im Hostel angekommen und freuen uns auf eine Dusche. 😊

Einer der schönsten Pausenplätze

Windhosen gibt es hier überall. 3-5 Stück sind keine Seltenheit

Angekommen am größten Salzsee der Welt, am Salar de Uyuni den wir ja nach Wetterlage, Sonntag oder Montag befahren werden.

Was für ein Leben!

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Oruro, die Stadt der Minen 

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Cementario de trenes Uyuni

  1. Silke

    Sehr beeindruckend!
    Ganz liebe Grüße aus dem endlich mal wieder sonnigen Neandertal, Silke

  2. Anja

    Wie schön wieder von Euch zu hören.
    Es ist herrlich hier im trüben Grau zu sitzen und Eure tollen Fotos anzusehen.
    Ich freue mich schon auf den „Salzsee-Bericht“

    Ganz lieben Gruß
    Anja

    • Hallo liebe Anja, der Bericht muss noch ein wenig warten. Wir erholen uns einen Tag (evtl zwei) in Uyuni bevor wir auf den See fahren. Aber sobald wir wieder auf Netz/WLAN stoßen, kommt sofort ein Bericht 😊

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