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Finale auf der Carretera Austral!

Cochrane war ein netter kleiner Ort mit 3000 Einwohnern. Wir erreichten den Ort am Dienstag, den 9. Januar und konnten dort alle unsere Vorräte auffüllen. Hier gab es auch die letzte Möglichkeit dazu, bevor wir ins Niemandsland zu unserem Endziel der Carretera Austral in Villa O’Higgins starteten. Die Fahrt bis Cochrane war wieder gespickt mit Naturschönheiten. Um uns nicht immer wieder zu wiederholen, lassen wir einfach Bilder sprechen.

Die letzten 281 km brachten uns in das am wenigsten erschlossene Gebiet der Carretera Austral, keine Ortschaften oder Dörfer waren zu erwarten. Es gibt allerdings eine wunderbare App „iOverlander“ in welcher wir gute Informationen zu offiziellen Campingplätzen, zu guten Wildcamping-Areas oder sogar zu einsam gelegenen Häusern von Chilenen finden können, die Brot oder Kaffee anbieten. Jeder Radreisende fragt uns früher oder später, ob wir diese App kennen. Sie wandert von Handy zu Handy und ist Gold wert. Überhaupt funktioniert Mundpropaganda wunderbar auf solch einer Reise. Da man tatsächlich nicht so viele Radfahrer trifft, hält man bei Begegnungen immer an und jeder hat Information zur Strecke, zum nächsten Ort, zu einem Hostel, zu einer App, zur Qualität des Schotterbelages, Abfahrtszeiten einer Fähre und wo es Tickets zu kaufen gibt, einfach alles!

Am 10. Januar brachen wir dann bei Sonnenschein in die Pampa auf und waren insg. ca 6 Radfahrer auf der Strecke, von denen wir wussten, sie würden zum Teil vor oder hinter uns sein. Selbstverständlich verliert man sich irgendwann auf der langen Distanz aber alle kommen dann doch nach drei Tagen wieder zusammen und man trifft sich in Villa O’Higgins. Schön ist, dass jeder die gleichen Anstrengungen hinter sich hat, dass jeder die gleiche sturmverregnete Nacht im Zelt verbringen musste und jeder nach einem langen Regentag völlig kaputt am Ende der Carretera Austral doch glücklich ist, diese Tour geschafft zu haben.

Die erste Übernachtung auf den letzten Etappen verbrachten wir auf einem privaten Campingplatz. Die Besitzerin hat uns in Ihrem Haus die Dusche und Toilette benutzen lassen. Die Strecke ist bergig und sehr wellig. Da kommen wir schnell in den Bereich “ nicht mehr gesellschaftsfähig“ zu sein und eine Dusche macht uns wieder annehmbar. Der 11. Januar versprach wieder ein Sonnentag zu werden und wir sind frühzeitig los, denn wir wollten eine Fähre erreichen, die uns von Caleta Yungay nach Rio Bravo zur Mittagszeit bringen sollte. Die Berge hatten uns aber wieder so beschäftigt, dass wir die Überfahrt knapp verpasst hatten. In drei Stunden kommt das nächste Schiff und so haben wir Zeit uns einen Kaffe zu kochen. Wasser bekommen wir vom Fluss das wir filtern und abfüllen.

Die Fähranleger muss man sich sehr spartanisch vorstellen, wenn man Glück hat, gibt es ein paar Häuser und evtl einen Kiosk, wenn man Pech hat, gibt es nur einen Unterstand und verschwindet dann wieder in die Pampa.

Dieser Unterstand in Puerto Yungay war allerdings ein Segen, es gibt hier nämlich gemeine und bösartige Fliegen ( doppelt so groß wie unsere Stubenfliegen), die einen das Leben zur Hölle machen. Sobald man langsam fährt oder sogar stehen bleibt, schwirren sie um dich und stechen hemmungslos zu. Während einer Pause konnten wir noch nicht mal fertig essen, während des Fahrens mussten wir unser Brötchen essen… und das bei Schotterwegen. Somit war der Unterstand ein Plätzchen fast ohne Fliegen, da wir die Tür schließen konnten. Dass wir diese Tiere hassen, versteht sich von selbst, Moskitos sind nicht so schlimm, und das soll was bedeuten!

Auf dem Gletscher wohnt jemand!

Wieder über iOverlander fanden wir am Abend einen traumhaften Wildcamping Bereich, direkt am Lago Baker, abgeschirmt von der Straße mit Blick auf den Gletscher. Allerdings zog sich der Himmel bereits verdächtig zu und wir hatten heftigen Sturm und Regen die halbe Nacht. Unser Zelt hält allem Stand, aber dennoch lagen wir ein paar Stunden wach. Nachdem sich das Wetter beruhigte, konnte man direkt über dem Gletscher einen hellen Stern vorfinden und man dachte wirklich, dort wohnt jemand und hat Licht an. Am Freitag gab es zum Frühstück einen wunderbaren Regenbogen und kurz Zeit, um das Zelt in einer Regenpause abzubauen.

82 km hatten wir noch zu fahren bis Villa O’Higgins und die waren nochmals, mit Steigungen von bis zu 20 %, sehr zäh. Alles auf Schotter versteht sich und das ist dann keine Freude, denn es regnete fast den ganzen Tag und kühlte auf unter sechs Grad ab. Die wunderbare Aussicht konnten wir nur mit Wolken genießen, aber auch so war es gigantisch schön.

Gerade zur schlimmsten Regenperiode fanden wir ein Refugio. Ein kleines Häuschen am Straßenrand, welches von einem Senor Jorche erbaut wurde, der anscheinend Mitleid und wohl auch Respekt vor den Radreisenden hat und ihnen bei schlechtem Wetter oder zur Pause ein trockenes Plätzchen beschert. Im Inneren ein Kamin, und zwei Sitzbänke auf denen man zur Not auch übernachten könnte. Als wir eintrafen, brannte tatsächlich noch vom vorherigen Nutzer ein Feuer im Kamin und das erwärmte uns wieder ein wenig. Dort haben wir uns Essen und Tee gekocht bevor wir die letzten 60 km in Angriff nahmen.

Ziemlich müde kamen wir beim einzigen Sonnenstrahl des Tages in Villa O’Higgins, einem Ort mit 400 Einwohnern und erst seit 1999 an das Straßennetz angebunden, an. Das Dorf war vor 1999 über den Landweg nur sehr schwer zugänglich und war ein kleines Fischerdorf, heute lebt es wohl vorwiegend von den Touristen. Mächtig Stolz sind wir und unser Vermieter der Cabaña gab uns einen Finisher-Aufkleber. 🥇🥇🥂👍

Die Carretera Austral hat uns ab Puerto Montt 1247 km und 15285 Höhenmetern auf der einzigen Straße und zu 80% auf Schotter, in den Süden Chiles gebracht. Von hier aus geht es motorisiert nicht mehr weiter. Nur Biker und Backpacker haben noch eine Möglichkeit über einen Pfad nach Argentinien zu kommen. Das wird unsere nächste Herausforderung am Montag. Sind wir dann in El Chaltén in Argentinien, sind die Abenteuer genauso toll, aber die Herausforderungen kleiner!

Was für eine tolle Reise!!! 👍

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Staubwolken im Bilderbuch.

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Begegnungen 

  1. Stefan

    Wow!
    Glückwunsch Euch beiden. 👍🏼
    Es ist so spannend Euch zu „folgen“ und erfrischt mir fast jeden Morgen den Tag.
    Wenn Ihr wieder zurück seid müssen wir uns unbedingt mal treffen.
    Herzliche Grüße aus rund um Hamburgo
    Stef & Steph

  2. Christiane

    Was für tolle Bilder👍und was für eine Strecke 😳- Respekt 👍.
    Ich habe mich riesig gefreut heute morgen wieder von euch zu lesen, ich denke jeden Tag an Euch und bin immer froh, wenn ich wieder mal lese, dass es euch gut geht und ihr wieder mal tolle Erlebnisse und Begegnungen hattet😘

    • Ja, wir waren die letzten Tage nicht gerade in der Zivilisation unterwegs, aber auch dieses war wieder spannend und aufregend. Die nächsten zwei Tage werden nochmal eine Herausforderung bis wir die Grenze zu Argentinien wieder überschritten haben. Aber dann kommen mal wieder Asphaltstraßen. Das man sich darauf freuen kann, ist in Europa ja kaum vorstellbar, weil so selbstverständlich. Herzliche Grüße an Dich und Thomas.

  3. Attenberger Kay

    Suuuuper.
    Hauptsache der Bär musste Euch nicht motivieren 🐻👍🏽😀

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