Als wir die Vorhänge in unserer kleinen Cabin in Cheviot aufzogen, sahen wir ein freundliches, einladendes mausgrau mit Regenwolken :-(. Ein toller Regentag um weiter zu fahren. Wieder einmal ziehen wir all unsere Regenklamotten an und starten die Fahrt nach Kaikoura. Irgendwann müssen wir ja auch wieder weiter, aber heute? So denke ich und behalte meine Gedanken für mich, ich bin ja kein Weichei und Regen tut nicht weh! Wir sind immer noch auf dem Highway unterwegs, aber die Landschaft wird langsam und stetig wieder hügeliger, was bedeutet, es wird etwas anstrengender als die letzten Tage, aber es gibt wieder mehr zu sehen. Das lenkt von den 70 km ab, die wir heute fahren wollen. Auf halber Strecke und einer kleinen Regenpause, sagte Uwe “ wir hätten ja auch noch gemütlich für einen weiteren Tag in der Cabin bleiben können“ …..was soll ich dazu sagen? Völlig durchnässt kommen wir am Nachmittag in Kaikoura an.

Und das Wetter kann man so oder so sehen!

Wir sind noch nicht orientiert und fahren zuerst zum Strand. Dort treffen wir doch tatsächlich auf Lin und Gerad, die wir vor Wochen auf dem Timber Trail (Nordinsel) kennengelernt hatten. Die Welt ist klein und solche Zusammentreffen sind immer unglaublich, wenn man sich die kurze Zeitspanne vorstellt, in der man genau an diesem Punkt aufeinander treffen kann. Sie haben sich ebenso gefreut und uns erneut zu sich nach Hause eingeladen. Wir werden sehen, wie unser Weg auf der Nordinsel verläuft, dort wohnen sie in der Nähe des Lake Taupo.

Die Umgebung von Kaikoura als auch die Stadt selbst war im November 2016 durch ein Erdbeben stark betroffen. Kaikoura konnte nur mit Hilfe von Hubschraubern mit Lebensmitteln und wichtigen Dingen versorgt werden. Das Beben, bzw. die Beben, dauerten ingesamt zwei Minuten und hatten die Stadt völlig isoliert. Der Highway als auch die Costal Railway waren von mehreren Erdrutschen völlig zerstört und für lange Zeit unpassierbar. Selbst als wir die Strecke fuhren, war es uns unheimlich, da die Straßen- und Bahnarbeiten noch nicht abgeschlossen sind. Die Felswände werden nun mit Fangnetzen bespannt, sind jedoch auch noch in der Bauphase. Da der Highway direkt an der Küste entlang verläuft und auf unserer linken Seite die Felswände steil nach oben ragen, hätten wir keine Ausweichmöglichkeit bei einem weiteren Erdrutsch gehabt.

So sah es nach dem Beben mehrfach aus! Der Highway war einfach verschüttet und fast nicht mehr zu sehen!

Kaikoura ist aber vor allem dafür bekannt, dass es Wale zu beobachten gibt. Diese befinden sich hier relativ nahe der Küste, da der Festlandsockel bereits nach kurzer Strecke relativ steil in eine Tiefe von 1600m in den Kaikoura Canyon abbricht und somit günstige Strömungsverhältnisse für maritimes Leben bereit hält. Wir haben den Strand „Black Beach“ getauft da er aus winzig kleinen, schwarzen Kieselsteinen besteht.

Wir erkundigen uns beim Flugplatz nach Flügen zu Whale Waching und verabreden uns für Montag. Am Montagmorgen sieht der Himmel noch ganz gut aus und wir sind schon sehr gespannt auf die Tour. Als wir dann jedoch um 13.00 Uhr vor Ort sind, hängen die Wolken zu tief und die Cessna bleibt am Boden und wir auch! Dienstag soll es aber losgehen!

Der Dienstag beginnt schon mal vielversprechend mit einem schönen Sonnenaufgang.

Wir werden für den 9.00 Uhr Flug im Motel abgeholt und können dort auch unsere bepackten Räder stehen lassen. Nach kurzer Einweisung welche Wale man sehen kann und der Sicherheitseinweisung für die Schwimmwesten geht’s los. 40 Minuten soll der Flug dauern. Die Wale steigen alle 40-50 Minuten aus einer Tiefe von 1200 m auf um für 10 Minuten an der Oberfläche zu atmen. Zuerst sehen wir nichts und wir sind schon ganz enttäuscht, ob wir sie wohl gerade verpasst haben. Doch plötzlich sehen wir einen Pottwal atmen. Unsere Cessna fliegt im engen Bogen eine Kurve nach der anderen und ich fange an zu schwitzen, zwei mal sind die Kurven wohl zu eng, da gibt es kurze Rucke der Maschine. Wir versuchen Bilder zu machen, sind aber doch oft zu hoch. Dennoch gibt ein schönes Video und wir freuen uns über das Erlebte. Gehofft hatten wir natürlich auf eine ganze Familie von Pottwalen aber das ist wohl zu vermessen. :-). Wir kreisen noch ein wenig um die Halbinsel und setzen wieder zur Landung an.

Auf dem weiteren Weg nach Ward, unserem jetzigen Standort, fahren wir immer am Meer entlang, es gibt viel zu sehen und die Kilometer rauschen dahin. Eine Seelöwen-Kolonie lässt sich von uns nicht stören und wir können den Nachwuchs beim plantschen beobachten. Ein maritimer, sehr schöner Tag!