Ethel und Monte 😘

Wir dürfen bei Ethel und Monte übernachten und sie laden uns ein, um auch ihre Familie und Verwandten kennenzulernen. Wir können uns sogar in deutsch unterhalten und wir sind ganz geflasht von so viel Herzlichkeit. Man muss dabei ja immer bedenken, wir sind uns vollkommen fremd, bevor sie uns als ihre Gäste begrüßen. Sehr oft  fühlen wir uns sofort als wären wir  langjährige Bekannte oder sogar Freunde. Wir verbringen einen netten Abend mit schönen Gesprächen und leckerem Essen. Bei jeder Begegnung lernen wir etwas Neues hinzu, Ethel und Monte erzählen uns, dass sie wilden Reis sammeln. Dazu fahren sie im September ihnen bekannte Gebiete am Fluss mit einem Kanu ab und ernten diesen. Den Trocknungsprozess des Reises geben sie in fremde Hände ab, ihn selbst zu trocknen, wäre zu aufwendig. Sie ernten jedes Jahr eine ordentliche Menge und wir konnten ihn auch probieren, sehr lecker!

Des öfteren haben wir auch schon über die Herstellung von Ahornsirup gehört. Ein sehr aufwendiger Prozess zu dem die Ahornbaume angezapft werden und man ca 30 Gallonen Saft benötigt um eine Gallone Sirup herzustellen. Schmeckt sehr lecker!

Wilder Reis!
li. getrocknet, re. gekocht

Der nächste Tag fängt mal gleich mit Hügeln an. Das macht morgens besonders Spaß. Weit kommen wir allerdings nicht, ein Güterzug versperrt uns am Bahnübergang den Weg. Mal können wir die Lok sehen, mal können wir das Ende des Zuges sehen, überqueren können wir die Schienen nicht, denn er rangiert mal nach vorne, mal nach hinten. Immer dann, wenn wir glauben, jetzt gibt er gleich die Strecke frei, bleibt er stehen und fährt nochmals zurück oder nach vorne. Somit haben wir Zeit, das Schauspiel zu verfolgen. Zu unserer „Freude“ gibt es im nächsten Ort ein Zugmuseum. Na dass lassen wir aus, Zug hatten wir heute schon genug. Wir setzen uns nebenan auf eine kleine Bank, packen gerade unser Essen aus und schon werden wir ins Kanumuseum eingeladen. Dort befindet sich ein Kanu, welches bereits alle Flüsse in Europa befahren hat und dies bereits Mitte des 19. Jahrhunderts. Es hat also auch unsere Elbe gesehen, dass hatte ich explizit nochmals nachgefragt.

In Spooner suchen wir nach WiFi. Wir sind schon fast Experten beim Aufspüren von freien WLAN. Einige Cafés, Schnell-Restaurantketten, Walmart, manchmal McDonalds usw. sind hervorragend dazu geeignet. Wir stehen vor McDonalds und treffen zwei liebenswerte Damen, Marie und Carol!  Sofort kommen wir ins Gespräch und sie sind ganz begeistert von unserer Tour. Sie laden uns zu einem Eis ein und drücken uns eine zwanzig Dollar-Note in die Hand. Wir mögen uns bestellen, was wir wollen. Zwei Vanille-Softeis erfreuen unser Herz. Nachdem ich ihnen das Wechselgeld wiedergeben möchte, lehnen sie tatsächlich ab es zurück zu nehmen, aber wir lehnen ab es zu behalten, zwei lecker Eis kosten selbst hier in den USA keine zwanzig Dollar 😁. Zum Dank übergeben wir Ihnen eine von uns gestaltete Postkarte mit Logo und unserer Blogadresse versehen. Als wir am Abend erneut WiFi haben, erhalten wir folgende Mail von ihnen:

MAIL: My sister Carol and I met at McDonalds in Spooner, Wisconsin today for coffee. After talking to you two I was so inspired to get on my bike and RIDE! I turned 80 on my last birthday and have been beating myself up mentally that I should start acting my age and quit biking. Well, after talking to you two I came home, pumped up my tires (haven’t ridden since last fall) and went for a 10 mile ride around Shell Lake, Wisconsin where I live. It was A W E S O M E! I’ve biked century rides, several cross state rides and lots of rides with my friends and children. I’m now telling myself I’m a young 80 and plan to bike all summer! It was great talking to you! Marie —– thank you so much for this wonderful Mail we got from you Marie! It’s so nice to inspire people with things we do. It was just a delight to meet you and Carol! Keep pedaling! 😘

Marie and Carol ❤️❤️

Im weiteren Verlauf haben wir 10 Sternchen-Wege. Bei leicht hügeligen Terrain, Sonnenschein und Musik aus unserem neu erworbenen Lautsprecher, fahren wir mit einem  permanenten Lächeln durch die landwirtschaftlich geprägte Gegend. Endlich blüht alles, die Bäume haben dieses frische Grün der ersten Blätter, die Blüten der Obstbäume erfreuen uns mit einem kräftigen lila oder weiß und auf den Wiesen blüht alles in gelb. Endlich werden auch die Felder bearbeitet und es scheint als ob hier nun der Frühling startet. Zeit wird es, haben wir ja schon Ende Mai. Auf Facebook schrieb uns ein Leser eines unserer Artikel an, wir hätten die falsche Route durch die USA  gewählt, es gäbe im Norden wenig zu sehen und nichts zu erleben. Wir rätseln immer noch, was er meinte. Wir sind definitiv richtig hier, es ist sehr schön und wir lieben eher die Natur als große Städte. Also alles richtig gemacht. Und Erlebnisse haben wir jeden Tag so viele, dass es uns oft die Sprache verschlägt.

Liebenswerte Menschen, Paula und Michael!

So erging es uns auch mit Paula und Michael. Sie haben uns empfangen als ob wir langjährige Freunde wären, haben uns mit deutschem Bier überrascht, ein leckeres Abendessen für uns vorbereitet und uns so herzlich in ihrem Zuhause aufgenommen. Wir können es nicht oft genug sagen, wir sind überwältigt von den Amerikanern. Was für eine Freude hier zu sein!

Am nächsten Morgen kommen wir im Bundestaat Minnesota an. Nach einer steilen Abfahrt aus Wisconsin geht es auch gleich steil nach oben, nach Minnesota. Nachdem wir den Berg geschafft hatten, fanden wir einen super geteerten Radweg mit dem klangvollen Namen Swedish Immigrant Regional Trail. Einige Kilometer folgen wir dem Trail bevor er im Nichts endet. Fast so wie in Italien, wo der Radweg im Gegenverkehr der Autofahrer endete oder in Polen direkt vor einer Hauswand. Dieser endet allerdings sehr nett vor einer Sitzbank und dahinter ein Stopp-Schild!

Trail to nowhere!