Schon die Busfahrt nach Oaxaca versprach grandioses. Die Landschaft war atemberaubend schön. Wir sind bis auf eine Höhe von 2200 Metern hoch gefahren und die Berge um uns, ließen uns immer noch klein erscheinen. Immer wieder sahen wir in tiefe Täler hinab und ein bißchen waren wir schon froh, die Höhe nicht „erradeln“ zu müssen. Fünf Stunden saßen wir im Bus, aber es wurde keine Minute langweilig. Oaxaca de Juárez ist die Hauptstadt des mexikanischen Bundesstaates Oaxaca und liegt in einem Tal der Sierra Madre del Sur, rund 1550 Meter über dem Meeresspiegel. Das historische Zentrum der Stadt gehört seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Als wir ankamen, waren wir ziemlich überrascht, als uns die Hitze beim verlassen des Busses entgegenkam. Wir hatten mit kühleren Temperaturen gerechnet, aber wir sind nun auch einige hundert Kilometer südlicher, was wir nicht bedacht hatten. 

Von Anbeginn fühlen wir uns total wohl in Oaxaca. Die Stadt ist wunderschön und es herrscht so ein buntes Treiben und Leben in den Gassen. Sie ist nicht nur ein kulturelles Highlight auch kulinarisch hat es einiges zu bieten. Angeblich hat es die beste Küche Mexicos. Dies könnten wir gleich mal in einer Markthalle testen. Der Mercado Benito Juárez liegt direkt neben dem Zócalo und ist der größte überdachte Markt in Oaxaca. Hier findet man jede Menge Leckereien, z.B. Tacos mit Chapulines (= Heuschrecken). Muss man mögen und probieren wollen! Wir wollten nicht! Zudem gibt es Obst, Gemüse, Taschen, Tequila/Mezcal, Kleidung, Fleischerei, Zoohandlung und Kunsthandwerk. Stundenlang lassen wir uns durch die Stadt treiben und hören plötzlich laute Musik und Trubel. Zwei laut feiernde Hochzeitsgesellschaften kommen sich in einer Gasse entgegen und kurz bevor sie sich begegnen, kreuzten den Weg noch zwei Trauerzüge. Was für eine Kultur!

Getrocknete Heuschrecken und Würmer mit Chilis verfeinert!
Und noch mehr Heuschrecken!

Das Hochzeitspaar beide in weiß gekleidet wird umringt von Frauen mit traditioneller bunter Kleidung und Kopfschmuck. Vorweg laufen Männer mit riesigen Papierkugel, wie eine Art übergroßen Lolli, auf denen die Namen des Paares stehen und drehen sich unentwegt im Kreis. Daneben zwei ca drei Meter hohe Figuren, die das Brautpaar darstellen sollen. Unter die Menge mischen sich noch zwei Herren auf ca. zwei Meter hohen Stelzen. Im Hintergrund eine Kapelle. Die gesamte Gesellschaft tanzt unentwegt zu lauter Musik. Man kann ihnen allen den Spaß ansehen und wir würde am liebsten gleich mit ihnen weiter ziehen, aber leider haben sie vergessen uns einzuladen🤪. Wir treffen jedoch eines der Paare zufällig am nächsten Tag wieder und wir wollen nicht versäumen, ihnen herzlich zu gratulieren. Sie erzählen uns, dass sie in New York leben, jedoch die Braut gebürtig aus Oaxaca stammt. Sie haben sich sehr darüber gefreut, dass wir ihren Hochzeitszug durch die Gassen wohl ebenso genossen haben wie sie.

Die lustige Hochzeitsgesellschaft
Und die traditionellen Begleiter
Laut und bunt!
Die Herren mussten sich immer wieder mal an den Hausmauern ausruhen. Wie sie auf die Stelzen kommen oder wieder absteigen, ist uns ein Rätsel

In der ganzen Stadt finden wir Läden mit Kunsthandwerk. Zudem sind die Mauern der Häuser voller Gemälde. Zumeist bezogen auf die Figur La Catrina. Die La Catrina, eine bunte Skelett-Dame mit grossem Hut und pompösen Kleidern, ist DAS Symbol des Día de Muertos (Tag der Toten). Die Figur wurde vermutlich von dem mexikanischen Kupferstecher José Guadalupe Posada geschaffen, um sich über die vorrevolutionäre mexikanische Oberschicht lustig zu machen, die zusätzlich ihre indigenen Wurzeln verleugneten.

Wandmalereien!

Manchmal fühlen wir uns nach einem langen Radtag wie die beiden. 
So schlimm hat es uns noch nicht erwischt!
Sehr auffälliges Motiv, da es völlig andere  Figuren verwendet.
Unser absolutes Favoriten-Gemälde. Ihre Haare sind die Äste, Blätter und Blüten eines Baumes welcher hinter der Mauer wächst.

Das Leben in Oaxaca ist sehr auf Tourismus ausgelegt. Allerdings abseits der Touristenströme findet dann doch wieder dass reale mexikanische Leben statt. Abends fährt der Bäcker mit seinem Fahrrad hupend durch die Gassen und verkauft von Tür zu Tür. Auch der Müll wird per Hand auf einer kleinen Pritsche abtransportiert. Auf den zentralen Plätzen haben die Schuhputzer immer viel zu tun, schön dass es das noch gibt. Überhaupt gibt es viele Dinge, die bei uns „verloren“ gegangen sind. Z.B. öffentliche Fernsprecher. Auffallend ist, dass es hier fast keine streunenden Hunde gibt. Wäre mal interessant zu wissen, ob dies bewusst organisiert wird. Es gibt Organisationen, die sich um diese armen Hunde kümmern. Uns lassen sie zumeist in Ruhe, sie wollen einfach nur selbst überleben.

Mobile Bäckerei
Mülltransport
Schuhputzer sind gut beschädigt
Ausbalanciert!

Morgen geht es weiter in Richtung Pazifik. Ca vier Tage werden wir nach Puerto Escondido benötigen und dabei viele Berge überqueren. Vamos!