cycling the world | Der Radreiseblog

Die Welt ist zu schön, um zuhause zu bleiben!

Wir haben sehr schöne Tage in Schweden. Zum einen meint es das Wetter immer noch super gut mit uns und zum anderen ist das Land einfach zauberhaft schön. Viele Schweden hatten uns bereits erzählt, dass Juli und August wohl der schlechteste Sommer seit Wetteraufzeichnung gewesen sei. Da hatten wir ja mal wieder ein gutes Händchen mit unserer Routenplanung. Ich würde Mal behaupten, wir hatten in den letzten 14 Wochen höchstens 10-14 Tage mit Regen. Seit Beginn unserer Tour am 2. Juni hatten wir tagsüber immer eine kurze Hose an und wir würden dies gerne auch so beibehalten, bis wir in etwa zwei Wochen wieder zuhause ankommen.

Wir versuchen möglichst auf kleinen Straßen zu fahren. Manchmal fahren wir auf Asphalt, manchmal auf super präparierten Schotterpisten. Anstrengend wird es, wenn auf den abgelegenen Wegen eine neue Schicht Schotter aufgetragen wurde. Dies macht das Fahren zu einem eher anstrengenden Radtag, denn sowohl Auf- als auch Abwärts fühlt es sich sehr wackelig an. Noch schlimmer wird es, wenn ein perfekt breiter und einsamer Weg, neu mit Sandschicht bedeckt ist. Für den Sulky-Fahrer die perfekte Rennstrecke mit seinem Pferd, für uns ein Horror! Aber, all dieser wenigen Widrigkeiten zum Trotz, sind die Tage grandios schön. Oft sind wir fast alleine auf den Straßen und wir wundern uns, wie abseits es doch immer wieder Häuser gibt. Manchmal kleine Dörfer, manchmal nur ein paar Hütten für Angler oder Jäger, oder Feriendomizile und alle haben genügend Platz um an einem der unzähligen Seen zu stehen. Natürlich beherrscht die typische rote Farbe der Häuser das Landschaftsbild.

Falunrot (schwedisch: Faluröd) oder auch Schwedenrot ist eine vor allem in Schweden produzierte rote Dispersionsfarbe für den Außenbereich. Die Bezeichnung Falunrot bezieht sich auf den schwedischen Ort Falun und dessen bekannte, seit 1992 geschlossene  Kupfermine. Die Farb- Pigmentmischung wird seit 1616 als Nebenprodukt des Kupferbergbaus, wo verwittertes, mageres Kupfererz (auch Rotmulm genannt) als Abraum der Kupfererzgewinnung in großen Mengen zur Verfügung steht. Bisher haben wir keinen anderen Rotton in Schweden entdeckt. Natürlich findet man auch gelb oder grau an den Fassaden, aber dies ist schon eher selten. Wir finden, es macht die Umgebung unglaublich urig und gemütlich.

Das tolle am Radreisen ist die Langsamkeit und daraus resultierend, bemerkt man die Veränderungen in seiner Umgebung! Seit kurzem stehen wieder Apfelbäume in den Gärten, das hatten wir zuletzt in Südnorwegen gesehen. Womöglich fahren wir am gleichen Breitengrad entlang. Zudem verändern sich die Wälder, vermehrt nehmen wir Eichen, Kastanienbäume und Fichten war. Des Weiteren öffnet sich die Landschaft zu großen landwirtschaftlichen Flächen und wir können bis weit in die Ferne sehen. Auch das hatten wir lange nicht mehr! Neben Heidelbeeren finden wir manchmal auch Brombeersträucher! All dies bemerkt man nur, wenn man aufmerksam und langsam genug reist! 

Seit Anbeginn in Schweden, sind die Menschen sehr herzlich und interessiert. Stehen wir an einer Kreuzung, hält schon mal ein Auto und der Beifahrer steigt aus um uns zu helfen. Vielfach werden wir auch vor den Supermärkten wieder angesprochen. Da wir wohl einfach zu deutsch aussehen, sprechen uns auch einige deutsche Auswanderer an. Bei netten Gesprächen fragen wir selbstverständlich auch nach deren Leben hier in Schweden und wir sind überrascht, was man uns erzählt! Öfters hörten wir, das zwar die Kinder gut in die Schule und im sozialen Umfeld integriert sind, sie als Erwachsene es aber schwerer  haben einen Freundeskreis aufzubauen. Sie bekommen immer Hilfe, wenn sie danach fragen, aber einen neuen Freundeskreis hatten alle nicht wirklich. Beide Familien sagten, es könnte aber durchaus leichter sein, in anderen Gegenden Schwedens. Zudem hatten beide, auch unabhängig voneinander, unser deutsches Gesundheitssystem sehr gelobt. Ja, das sehen wir auch so, es geht uns gut in Deutschland, es bemerkt nur keiner mehr, wie gut es (fast) jedem Einzelnen geht!

Einer dieser deutschen Auswanderer ist Sebastian mit seiner Familie. Wir lernen ihn über Warmshowers kennen und sind eingeladen bei ihm zu übernachten. Wir dürfen in einem wunderschönen kleinen Holzhaus, welches im Garten steht, übernachten. Er erzählt uns über frühere Schwedische Gebräuche und einen finden wir ganz besonders erwähnenswert! Hatten früher die Familien mehrere Kinder, blieb der Sohn, wie üblich, auf dem Hof. Die Tochter zog nach der Hochzeit zu ihrem Gatten und als Mitgift, gab es die Hälfte des Elternhauses. Dies bedeutet, daß Haus wurde geteilt, die Hälfte abgebaut und am Haus des Bräutigam wieder an und aufgebaut! Ist das nicht irre? Leider haben wir vergessen zu fragen, wenn es mehrere Mädels waren, blieb denn dann eigentlich den Eltern noch ein Dach über dem Kopf?

Kurios finden wir den Steuerkatalog! Diesen kann jeder Bürger anfordern! Dort sind alle Daten öffentlich einsehbar: welches Auto Hr. X fährt, ob er der Erstbesitzer oder es bereits aus dritter Hand ist, das Kennzeichen des Autos. Adresse, Kredite, Wohneigentum, Gehalt, einfach alles! Leicht macht es einen der Staat in Verwaltungsfragen, denn alles kann bequem von zuhause organisiert werden: Pässe, Ummelden, Anmelden und die Steuererklärung gibt es fast fertig vom Finanzamt. Diese muss nur noch etwas ergänzt und unterschrieben werden, fertig.

Natürlich haben wir auch nach Elchen gefragt! Im Moment läuft eine Kampagne, Elche zu schützen und nicht abzuschießen! Der Bestand ist so gering geworden, daß man befürchtet, sie auszurotten. Leider haben wir nicht gefragt, ob dies nur regionale Gültigkeit hat, oder ganz Schweden betrifft. Nun wissen wir auch, weshalb wir noch keinen zu Gesicht bekommen hatten.

Unsere zauberhafte Hütte bei Sebastian!
Sehr gemütlich!

In dieser wunderbaren Hütte gab es eine Außendusche und eine „Atomtoilette“! Zumindest nennt sie Uwe so und kann sich, ob der Technik, schwerlich vom stillen Örtchen trennen! „Heißer Scheiß!“ – Verbrennungstechnik.

So langsam verfärbt sich das Laub in den Wäldern – es wird Herbst!

Der Herbst beginnt so lamgsam
In Schweden kann jeder seine Trauminsel finden!

Überall im südlichen Mittelschweden kann man alte Stahlwerke finden, die teilweise bis Mitte des letzten Jahrhunderts in Betrieb waren. Schwedischer Stahl ist wegen seiner hohen Festigkeit in aller Welt bekannt. Auch das Material unserer Fahrradspeichen kommt aus Schweden!

Nach links geht’s nach Hause 🤗

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Välkommen till Sverige! 🇸🇪

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Südschweden und Norddeutschland

  1. Armin Gassner

    Es ist fast unfassbar nach so kurzen Treffen so starke Sympathien bekommen kan.
    Vielen Dank für ein bereicherndes Wochenende
    Armin der Fintler

    • Es war uns ebenso eine große Freude, zwei Tage bei ihnen verbracht zu haben! Viele Dank für die tolle Unterkunft und die nette Unterhaltung! Wir haben uns wie zuhause gefühlt! Fröhliche Grüße, Sabine und Uwe

  2. Heidi Woith-Zoschke

    Hallo ihr zwei, da habt ihr ja einen super ausklang eurer Reise. Das mit der Steuereinsicht finde ich aber ganz schön schräg, muss mal meine schwedische Freundin nach befragen. Euch nun eine schöne Heimreise. Da folgt dann sicherlich eine schöne Veranstaltung im Herbst
    Herzliche Grüße von Heidi

    • Hallo Heidi! Wir haben wirklich wundervolle Tage und hoffen auf weiterhin Sonnenschein bis nach Hause.
      Den Steuerkatalog fanden wir auch eigenartig, so einfach alle Daten abrufen zu können? Undenkbar bei uns! Sonnige Grüße aus Stöpen, Sabine und Uwe

  3. Elke und Thomas H.

    Eure Berichte über unsichtbare Elche in Schweden wecken Erinnerungen an unseren Familienurlaub 1999. Elche in freier Natur haben wir auch nicht gesehen. Aber am letzten Urlaubstag in Karlskrona durften sich unsere Kinder jeweils ein Elch-Stofftier kaufen und bekamen dafür ein Budget zur Verfügung gestellt. Melina (8) kaufte sich für das Geld den größtmöglichen Elch mit schöner Schweden-Uniform. David (5) konnte der Versuchung nicht widerstehen, kaufte sich ein großes Eis, so dass nur noch Geld für einen kleinen, ziemlich unscheinbaren Elch übrigblieb. Heute fristen großer Elch und kleiner Elch ein unbeachtetes Dasein bei uns im Keller, weil sich Elke nicht von solchen Erinnerungsstücken trennen kann. Wir drücken euch die Daumen, dass es mit der Elch-Sichtung vielleicht doch noch funktioniert, notfalls im Tiergehege.

    • Also bei Uwe bin ich ziemlich sicher, er hätte kein Geld für ein Stofftier übrig gelassen, er hätte alles in den Eisbecher investiert. Ich bin da nicht so sicher, hätte aber definitiv Futterneid auf Uwes Eis bekommen! 🙈🤣

      • Elke und Thomas H.

        Ich glaube ihr könnt es verschmerzen, dass ihr keinen Elch mehr in Schweden gesehen habt. Die anderen Eindrücke, die ihr mitgenommen habt, entschädigen für dieses kleine Manko. Unser Junior David, der gestern bei uns zu Besuch war, konnte sich sogar noch an die Elch + Blaubeereis-Geschichte vor 24 Jahren erinnern. Er wusste noch, dass das Blaubeereis doch nicht so toll schmeckte und er wahnsinnig neidisch auf seine Schwester war, die sich durch Eisverzicht einen großen Stoffelch „verdient“ hatte. 🙈🤣

      • 🤣🤣🤣 wir lachen uns schief!

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